Unfaire Chefs machen krank
Mitarbeiter, die ihre Vorgesetzten als fair empfinden, fühlen sich meist besser als Beschäftigte, die unter Ungerechtigkeit leiden. Die emotionale Wahrnehmung hat aber auch körperliche Auswirkungen: So klagen nach Ergebnissen des AOK Fehlzeiten-Reports 2020 vier Mal so viele Arbeitnehmer, die sich von ihrer Führungskraft ungerecht behandelt fühlen, über Rücken-, Gelenk- oder Kopfschmerzen als Mitarbeiter, die ihre Vorgesetzten als fair empfinden. Hinzu kommen bei jeweils rund jedem Fünften Lustlosigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen.
AOK Fehlzeiten-Report 2020: Ungerechtigkeit im Job macht krank
Wie stark die Belastungen sind, zeigt sich letztendlich im Krankenstand: Mitarbeiter, die keine Probleme mit der Fairness ihrer Vorgesetzten haben, kommen durchschnittlich auf 12,7 Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr. Dagegen weist die Gruppe der Berufstätigen, die ihren Chef als eher ungerecht wahrnehmen, im Durchschnitt 15 Fehltage auf.
"Die gesundheitlichen Belastungen bei Beschäftigten mit einer als fair empfundenen Führungskraft sind nur ein Viertel so hoch wie bei den Beschäftigten mit einer als unfair empfundenen Führungskraft." - Helmut Schröder vom #WIdO zum #Fehlzeiten-Report 2020 der @AOK_Politik
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Für die Ergebnisse des AOK Fehlzeiten-Reports 2020 wurden vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) 2.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren zu ihrem Gerechtigkeitsempfinden am Arbeitsplatz befragt und die Auswirkungen auf die Gesundheit analysiert. "Gefühlte Ungerechtigkeit bringt dabei insbesondere emotionale Irritationen und psychosomatische Beschwerden mit sich", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports 2020. "Die gesundheitlichen Belastungen bei Beschäftigten mit einer als fair empfundenen Führungskraft sind damit nur ein Viertel so hoch wie bei den Beschäftigten mit einer als unfair empfundenen Führungskraft."
Wirkt mein Unternehmen fair? Das entscheidet die Führungskraft
Ob ein Unternehmen als gerecht oder ungerecht eingeschätzt wird, hängt der Studie zufolge vor allem mit der jeweiligen Führungskraft zusammen, die ein zentrales Scharnier zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitenden darstellt. Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, unterstreicht daher deren Bedeutung für Krankenstand und gesunde Unternehmenskultur: "Das Handeln von Führungskräften und ihr Umgang mit Beschäftigten beeinflussen das Gerechtigkeitsempfinden der Arbeitnehmerinnen sowie Arbeitnehmer und damit auch deren gesundheitliche Verfassung."
Konfliktlösungsstrategien und Wertschätzung fehlen
Die Studie zeigt auch, dass als gerecht eingestufte Führungskräfte die Bindung der Beschäftigten ans Unternehmen fördern. So sind es eben nicht nur monetäre Aspekte, weshalb Berufstätige ihrem Arbeitsplatz die Treue halten. "Neben der Bewertung einzelner Entscheidungen hat für Beschäftigte auch die gelebte Unternehmenskultur erheblichen Einfluss, was wiederum Folgewirkungen für die Arbeitgeberattraktivität und die Gesundheit hat. Ein erlebtes Wir-Gefühl stärkt daher die Bindungskraft und erhöht das Vertrauen. Dadurch steigt auch die intrinsische Motivation, Herausforderungen und Krisen gemeinsam zu bewältigen", erklärt Prof. Bernhard Badura, Gesundheitswissenschaftler der Universität Bielefeld und ebenfalls Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports 2020.
Was für Arbeitnehmer im Job vor allem zählt, sind Anerkennung, Vertrauen und eine faire Streitkultur. Doch genau hier haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf: Fast jedem zweiten Beschäftigten (46,4 Prozent) fehlt es derzeit an gerechten Konfliktlösungen. Wertschätzung im Job vermissen 40,8 Prozent. Und auch die Rückendeckung kommt zu kurz: Rund ein Drittel (32,9 Prozent) der Befragten bemängelt, dass das Unternehmen nicht hinter dem Personal steht.
Auszüge aus dem AOK Fehlzeiten-Report 2020 stehen hier zum Download bereit.
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