Wenn Führungskräfte das Arbeitsklima vergiften
Ob lautes Anschreien, öffentliches Bloßstellen oder kränkende Beleidigungen: Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern feindselig und aggressiv gegenübertreten, verschlechtern das Arbeitsklima. Diese sogenannte toxische Führung (englisch: "Abusive Supervision") ist weit verbreitet: In 85 Prozent der Unternehmen kommt toxisches Führungsverhalten vor. Jedes fünfte Unternehmen verfügt sogar über ein ausgesprochen giftiges Führungsklima. Das haben die Universität Bielefeld, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und die Universität Trier auf Basis der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu herausgefunden.
Toxische Führung richtet nachweislich Schaden an
Insgesamt wertete das Forschungsteam rund 37.000 quantitative Bewertungen und 3.700 Textkommentare aus, die Mitarbeiter von 148 Unternehmen bei Kununu abgegeben hatten. Die Analyse zeigt, dass die Folgen missbräuchlicher Führung vielfältig sind. Davon betroffene Mitarbeiter sind laut Studie unzufriedener, leiden unter größerem Stress, leisten in ihrem Arbeitsalltag weniger und empfinden eine geringere Bindung ans Unternehmen. So erreichten Unternehmen mit Führungskräften, die so handeln, bei Kununu auf einer Skala von eins bis fünf einen Durchschnittswert von 3,3. Arbeitgeber, bei denen dieses Verhalten selten ist, schnitten mit einer Gesamtbewertung von 3,5 besser ab. "Kaum ein Faktor hat einen so großen Einfluss auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz wie das Verhältnis zur Führungskraft", sagt Yenia Zaba, Director Global Communications & Brand bei Kununu.
Performance des Unternehmens leidet unter unzufriedenen Mitarbeitern
Ist das Verhältnis belastet oder gar vergiftet, wirkt sich das negativ auf die Performance des Unternehmens aus. Denn je unzufriedener die Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber sind, desto niedriger die Kapitalrendite (Return on Assets/RoA). "Unternehmen können es sich nicht erlauben, schlechte Führungskräfte auszuhalten oder zu ignorieren. Und das gilt insbesondere auch in finanzieller Hinsicht", sagt Juniorprofessor Kai Bormann von der Universität Bielefeld.
Toxisches Führungsverhalten überträgt sich auf untere Hierarchieebenen
Daneben fand die Forschungsgruppe heraus, dass sich toxisches Führungsverhalten von der Managementebene aus auf die unteren Hierarchieebenen überträgt. Je weiter verbreitet "Abusive Supervision" im Management sei, desto eher würden auch Führungskräfte der unteren Ebenen feindseliges Führungsverhalten zeigen. Außerdem kam die Studie zu dem Ergebnis, dass giftiges Führungsverhalten in Familienunternehmen weniger Schaden anrichtet als in nicht von Familien geführten Betrieben.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Viele Unternehmen haben zwar mittlerweile Führungsleitlinien formuliert. Nach Auffassung von Professorin Christina Hoon von der Universität Bielefeld reichen diese jedoch nicht aus: "Unternehmen sollten eher prüfen, ob und wie ihr 'normatives Selbstbild' von Führung tatsächlich auf den Arbeitsalltag einwirkt." Damit einher ginge die Frage, ob Unternehmen Sanktions- oder Anreizsysteme für "gute Führung" etabliert haben und "schlechte Führung" konsequent geahndet werde. Laut Studie sei außerdem eine offene und transparente Feedbackkultur wichtig. Diese gebe Unternehmen die Möglichkeit, auf Missstände im Führungsverhalten aufmerksam gemacht zu werden und diese aktiv anzugehen.
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