#whatsnext2020: Studie zeigt Bedeutung des BGM in der Krise

Zukunftsangst, Kurzarbeit, Homeoffice bei ungenügender Kinderbetreuung: Die Corona-Pandemie belastet Mitarbeiter enorm. An welchen Hebeln Unternehmen nun ansetzen müssen, um Mitarbeiter zu stärken und leistungsfähig zu halten, zeigt die größte Arbeitgeberstudie #whatsnext2020.

Die Bedeutung der Gesundheit von Mitarbeitern für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen hat die Corona-Krise eindrücklich unter Beweis gestellt. Deutschlands größte Arbeitgeberstudie #whatsnext2020, einer Kooperation von Techniker Krankenkasse (TK), dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und Haufe, gibt einen Überblick über die konkreten Erfolgsfaktoren, die entscheidend dafür sind, dass Unternehmen in der sich verändernden Arbeitswelt gesund und leistungsfähig bleiben.

Studie #whatsnext2020: Vereinbarkeit von Familie und Beruf eines der wichtigsten Themen in der Krise

Gefragt nach den wichtigsten Handlungsfeldern, in denen Unternehmen tätig werden müssen, um Unternehmen und Mitarbeiter auch in Zukunft leistungsfähig zu halten, zeigen sich der Datenschutz und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als die vorrangigen Themen. 85,5 Prozent der befragten Organisationen gaben an, dass aktuell der Datenschutz in ihrem Unternehmen eine "große" (50,7 Prozent) oder "eher große" (34,8 Prozent) Bedeutung habe. Die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sehen 76,1 Prozent als groß (34,9 Prozent) oder eher groß (41,2 Prozent) an (Hinweis: Mehrfachnennungen waren möglich). Ebenfalls von einer Vielzahl der Organisationen mit einer großen oder eher großen Bedeutung bewertet werden die Themen lebenslanges Lernen (67,4 Prozent), gesundes Führen (59,9 Prozent) und mobile Arbeit / Telearbeit (59,7 Prozent).    

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Signifikante Unterschiede hinsichtlich der soziodemografischen Merkmale wie Sektor, Branche, Unternehmensgröße, Region oder finanziellen Ressourcen bestehen bei den Themen Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, lebenslanges Lernen und gesundes Führen nicht – nach Ansicht der Studienautoren ein Hinweis für die Bedeutsamkeit der Themen über alle Unternehmen hinweg. Bei der Bewertung der wichtigsten Handlungsfelder zeigt sich wieder, dass die Bedeutsamkeit der beschriebenen Themen eng mit dem Reifegrad des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zusammenhängt. Die Organisationen, die angeben, ein ganzheitliches BGM zu haben, bewerten alle zur Auswahl stehenden Themen als wesentlich bedeutsamer als Organisationen, die lediglich einzelne Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) umsetzen oder ein BGM im Aufbau haben.

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#whatsnext2020: Nachholbedarf bei Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Doch trotz der hohen Bedeutung, die das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Unternehmen aktuell erreicht zu haben scheint, hat noch gut ein Viertel der befragten Organisationen keine Maßnahmen ergriffen oder geplant, um die Vereinbarkeit zu erleichtern. Dabei zeigen insbesondere Wirtschaftsunternehmen Nachholbedarf: Während 76,4 Prozent der öffentlichen Einrichtungen angeben, bereits Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzuführen beziehungsweise bereits umgesetzt zu haben, sind von den Wirtschaftsunternehmen nur 67,3 Prozent der Befragten bereits in diesem Stadium. Zudem sind Unterschiede hinsichtlich der Organisationsgröße zu erkennen: Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit über 1.000 Mitarbeitern geben signifikant häufiger (79,9 Prozent) an, entsprechende Maßnahmen umzusetzen, als kleine Unternehmen (62,1 Prozent), mittlere Unternehmen mit 50 bis unter 250 Mitarbeitern (64,5 Prozent) und größere Organisationen unter 1.000 Mitarbeitern (68,8 Prozent).

Vereinbarungsangebote ohne nachhaltige Strategie   

Zur besseren Vereinbarung von Berufs- und Privatleben bieten diese Organisationen in erster Linie flexible Arbeitszeiten (93,8 Prozent) und Teilzeitmöglichkeiten (90,6 Prozent) an. Auf dem dritten Rang folgen Angebote zur mobilen Arbeit beziehungsweise Telearbeit (68,3 Prozent). Vertrauensarbeitszeit dagegen ist erst in knapp jeder zweiten Organisation, die Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben umsetzt, etabliert. Das ist ein Hinweis darauf, dass kurzfristig eingerichtete mobile Arbeitsmöglichkeiten oder Arbeit im Homeoffice mehr der aktuellen Lage geschuldet gewesen sein könnten, als einem tatsächlichen Umdenken und einer Ablösung von der Präsenzkultur.

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Auch die Tatsache, dass nur 14 Prozent der Organisationen, die angeben, bereits Maßnahmen zur Vereinbarung von Privatleben und Beruf anzubieten, Regeln zur Nichterreichbarkeit vereinbart haben, ist ein Anzeichen dafür, dass in den Organisationen vielfach noch die richtigen Strategien fehlen, um die angebotenen Maßnahmen tatsächlich so nachhaltig in der Kultur zu verankern, dass sie von Führungskräften und Beschäftigten als Erfolgsfaktor genutzt und gelebt werden. Auch Organisationen, die bislang keine Angebote zur mobilen Arbeit und Telearbeit haben, diese aber planen, wollen zukünftig vor allem Vereinbarungen zur Ausstattung von mobiler Arbeit beziehungsweise Telearbeit (69,2 Prozent) und Vereinbarungen zur Erreichbarkeit (52,7 Prozent) umsetzen. Vereinbarungen zu ergebnisorientiertem Arbeiten planen lediglich 30,8 Prozent der Organisationen.

#whatsnext2020 zeigt: Bedeutung des BGM wird größer

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Über 80 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erklärten, ein umfassendes BGM in wirtschaftlichen Krisenzeiten für wichtiger denn je zu halten – oder zumindest die Rolle des BGM als gleichbleibend wichtig zu empfinden.

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Dazu Studienleiter Mark Hübers, IFBG: "Die große Bedeutung, die dem betrieblichen Gesundheitsmanagement in unserer Studie zugesprochen wird, ist für alle Fürsprecher des BGM erst einmal eine erfreuliche Nachricht. Denn das verdeutlicht den Stellenwert, den das Thema Gesundheit heutzutage in den Organisationen genießt. Dies könnte auf die jahrzehntelange Überzeugungs- und Forschungsarbeit von Politik, Wissenschaft, Sozialversicherungsträgern und Dienstleistungsunternehmen zurückzuführen sein."

#whatsnext2020: Führungskräfte erkennen Bedeutung des Gesundheitsmanagements an

Führungskräfte scheinen sich ihrer Rolle als entscheidende Akteure im Hinblick auf ein erfolgreiches BGM bewusst zu werden. Noch in einer Umfrage im Jahr 2017 zeigten sich Führungskräfte als größtes Hindernis bei der Entwicklung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Heute, so die Ergebnisse der aktuellen Studie, haben weit mehr Führungskräfte die Rolle des BGM als bedeutsam erkannt. Dabei stufen die Geschäftsführer der befragten Organisationen die Rolle des BGM als Erfolgsfaktor, der wichtiger denn je oder zumindest gleichbleibend wichtig ist, mit 85,5 Prozent sogar noch höher ein als die Personalverantwortlichen (82 Prozent) oder die Gesundheitsverantwortlichen (78 Prozent).  

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), bestätigt die wichtige Rolle, die den Verantwortlichen für Strategie und Führung bei der Umsetzung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements zukommt: "Nachhaltige Strukturen für das betriebliche Gesundheitsmanagement und eine entsprechende Unternehmenskultur sind Grundpfeiler, die Organisationen gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten Stabilität geben."

#whatsnext2020: Budget für Gesundheitsmanagement in Krisenzeiten unsicher

Uneins sind sich die Organisationen hingegen bezüglich der Entwicklung der finanziellen Ressourcen für Gesundheitsleistungen und das betriebliche Gesundheitsmanagement insgesamt. 43,6 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihr BGM- Budget in Krisenzeiten reduzieren wird. Nur eine knappe Mehrheit (48,2 Prozent) glaubt, dass die Gelder für Gesundheitsmaßnahmen in wirtschaftlichen Krisenzeiten gleich bleiben (33,6 Prozent) oder sogar noch erhöht werden (14,6 Prozent). Für die Techniker Krankenkasse als Partner der Studie Grund genug, hier zu unterstützen: "Die Bereitschaft, in gesunde Unternehmensstrukturen zu investieren, scheint da zu sein, jetzt müssen die Maßnahmen nur noch umgesetzt werden. Wir als Krankenkasse sehen uns dabei in der Verantwortung, das mit bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten BGM-Angeboten zu unterstützen", so  Baas.


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Ob Budget  bereitgestellt wird, scheint - so die Studienergebnisse - vom Reifegrad des Gesundheitsmanagements in den Organisationen abzuhängen. Von den Organisationen, die bereits ein ganzheitliches BGM etabliert haben (38,6 Prozent), gehen mit 36,9 Prozent weit weniger davon aus, dass ihr Gesundheitsbudget in Krisenzeiten reduziert werden muss, als in Organisationen, die bislang nur vereinzelte Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) umsetzen oder ein BGM erst im Aufbau haben (33,6 Prozent). Hier befürchtet oder plant fast jede zweite Organisation (46,1 Prozent) einen Eingriff ins Budget, sollte es dem Unternehmen wirtschaftlich schlechter gehen.

Auch regionale Unterschiede zeigen sich bei der prognostizierten Haltung zum Budget in Krisenzeiten: So gibt fast die Hälfte (47,7 Prozent) der befragten Organisationen aus dem Norden Deutschlands an, dass sich die finanziellen Ressourcen für BGM/BGF in wirtschaftlichen Krisenzeiten aus ihrer Sicht reduzieren werden. Bei den süddeutschen Organisationen sind es dagegen nur 39,3 Prozent, die mit einem geringeren Budget rechnen. Ob dieser Unterschied ebenfalls mit einem regional unterschiedlichen Reifegrad des BGM oder einer differenten Wirtschaftskraft zusammenhängt, lässt sich, so die Studienautoren, mit der vorliegenden Datenlage nicht beantworten.

Realitätscheck: wichtigste Handlungsfelder des BGM in der Krise bestätigt

Den Realitätscheck durch die Corona-Krise hat die Umfrage bestanden, die bereits vor dem Lockdown begonnen, aber darüber hinaus durchgeführt wurde (Befragungszeitraum: 17. Februar bis 31. März 2020). Wie Studienleiter Mark Hübers, IFBG, erklärt, gäbe es statistisch betrachtet keine bedeutenden Veränderungen bei der Relevanz der analysierten BGM-Themen im Laufe des Befragungszeitraums. Dazu wurde mittels statistischer Verfahren untersucht, ob die Organisationen die Bedeutung von insgesamt 12 ausgewählten BGM-Themen in Abhängigkeit vom Befragungszeitpunkt unterschiedlich bewerten. Ergänzend wurden die Ergebnisse anhand von Zusammenhangsanalysen  gegen den Zufall abgesichert. Vielmehr, so Hübers, hätten sich die großen Entwicklungen durch die Corona-Krise wie etwa die Beschleunigung der digitalen Zusammenarbeit und der Wunsch nach flexibleren Arbeitsstrukturen schon zu Beginn der Befragung (also vor Covid-19) abgezeichnet, sie wären durch den Lockdown lediglich in der Umsetzung beschleunigt worden.

Zusammenhänge, die sich zwischen der Bedeutung eines BGM-Themas und dem Erhebungszeitpunkt zeigen, beruhten häufiger auf Verteilungsveränderungen im Bereich niedriger Relevanz. So wäre zum einen der Anteil derjenigen, die einem jeweiligen BGM-Thema keine Bedeutung beigemessen hatten, gesunken. Zum anderen sei bei einzelnen Themen der Anteil derjenigen gestiegen, die dem Thema eine eher geringe Bedeutung zuschreiben.

#whatsnext2020: größte Arbeitgeberstudie Deutschlands zum betrieblichen Gesundheitsmanagement

Für die Studie wurden im Zeitraum vom 17. Februar bis 31. März 2020 rund 1.200 Geschäftsführer, Personal- und Gesundheitsverantwortliche aus der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu der Bedeutung und dem Stand der Umsetzung ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements befragt. Themengebiete waren unter anderem: Sorgen oder Ängste im Zuge der Digitalisierung, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, mobiles Arbeit, lebenslanges Lernen, Förderung von konzentriertem Arbeiten, psychische Gefährdungsbeurteilung, digitale BGF, Datenschutz und Pendeln.


Den kompletten Studienband finden Sie auf der Website der Techniker Krankenkasse zum Download.

Einen ausführlichen Bericht über die Studienergebnisse in den einzelnen Themenfeldern und deren Bedeutung für die Unternehmenspraxis können Sie im Personalmagazin 11/2020 lesen, das Mitte Oktober erscheint.

Veranstaltungstipp: Diskussion zur Studie auf der ZP Europe Virtual 

Am 15.10., dem Corporate Health Day auf der Zukunft Personal Europe Virtual, stellen die Studienautoren die Studienergebnisse mit anschließender Diskussion per live-Chat vor.