Frauen in Führungspositionen: Ost-West-Vergleich

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall sind Ostdeutsche in Führungspositionen unterrepräsentiert. Unter denjenigen, die es in hohe Positionen schaffen, sind jedoch überproportional viele Frauen - eine gute Nachricht zum heutigen Weltfrauentag.

Laut einer aktuellen Studie des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB), des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Universität Leipzig übersteigt der Anteil Ostdeutscher Frauen in Führungspositionen den der Westfrauen deutlich und liegt in einigen Bereichen deutlich über dem der ostdeutschen Männer.

Drei von vier ostdeutschen Dax-Vorständen sind Frauen

In vielen der untersuchten Bereiche erreichen die Frauen unter den Ostdeutschen in Führungspositionen bereits heute einen Anteil von etwa 50 Prozent. Interessant auch: Je höher die Leitungsposition ist, die von einem Ostdeutschen besetzt ist, desto häufiger handelt es sich um eine Frau. In den 30 deutschen Dax-Konzernen sind beispielsweise zwar lediglich vier ostdeutsche Vorstandmitglieder vertreten, von diesen sind allerdings drei weiblich.

Konservative Rollenverteilung im Westen, Gleichstellungsvorsprung im Osten

Nach der Wiedervereinigung trafen mit Ost und West nicht nur unterschiedliche politische Sozialisationen aufeinander, sondern auch ein unterschiedliches Geschlechterverhältnis. Während der Teilung blieb in Westdeutschland die konservative Rollenverteilung in der Ehe das Leitbild, in Ostdeutschland trat das der „werktätigen Mutter“ an diese Stelle. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung gingen deutlich mehr Frauen arbeiten als im Westen des Landes und wurden finanziell unabhängig. Zudem wurde die Gleichberechtigung in der Ehe deutlich früher verankert. Laut Studie blieb dieser „Gleichstellungsvorsprung“ auch nach der Wiedervereinigung erhalten.

Nach der Jahrtausendwende gab es in vielen der untersuchten Bereiche einen stärkeren Anstieg der Frauenanteile, besonders von Ostfrauen. Die Studienautoren vermuten hier einen Zusammenhang mit dem Aufstieg Angela Merkels zur Bundeskanzlerin.

Vergleich der Frauenanteile in der Geschäftsführung in ostdeutschen und westdeutschen Unternehmen

Die Studie verglich auch die Geschäftsführungen der jeweils 100 umsatzstärksten Unternehmen in Westdeutschland und in Ostdeutschland. Sofern die Geschäfte der Unternehmen von Vorständen geführt werden, wurden lediglich die Vorstandsvorsitzenden betrachtet. Bei einer geteilten Geschäftsführung mehrerer Geschäftsführer wurden entsprechend mehrere Personen berücksichtigt. Dabei ergab sich folgendes Bild: An den Spitzen der 100 umsatzstärksten Unternehmen Westdeutschlands stehen insgesamt 109 Personen. Darunter sind zwei Frauen, was einen Frauenanteil von zwei Prozent bedeutet. Von ihnen kommt keine aus Ostdeutschland. Bei den 100 umsatzstärksten Unternehmen Ostdeutschlands stellen 168 Personen die Geschäftsleitung. In der gesamten Gruppe liegt der Frauenanteil bei neun Prozent. Unter den Ostdeutschen, die ermittelt werden konnten, liegt der Frauenanteil sogar bei einem Viertel.


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