So ticken die begehrten Software-Entwickler
Erst kürzlich haben verschiedene Studien gezeigt, dass der Mangel an IT-Fachkräften die Digitalisierung in Deutschland bremst. Einer Befragung des Bitkom zufolge haben 54 Prozent der Unternehmen aktuell Probleme IT-Spezialisten zu finden und 87 Prozent glauben, dass der Mangel künftig noch steigen wird. Nach VDI-Berechnungen gab es 2016 insgesamt 28.800 offene Stellen für Informatiker - 23 Prozent mehr als im Schnitt des Vorjahrs. Das bedeutet, dass auf einen arbeitslos gemeldeten Informatiker 3,5 offene Stellen kommen.
Der deutsche IT-Fachkräftemarkt
Allerdings beschränkt sich das Fachkräfte-Angebot nicht nur auf die arbeitslos gemeldeten Informatiker. Immerhin neun Prozent der angestellten Software-Entwickler in Deutschland suchen aktiv nach einem anderen Job. Und 59,4 Prozent sind offen für Angebote, wie die aktuelle Ausgabe der Entwickler-Studie von Stack Overflow zeigt. Das ist eine große Chance für Unternehmen neue Talente für sich zu gewinnen und Entwickler aktiv anzusprechen.
Mehr als 60.000 Nutzer der Entwickler-Community Stack Overflow aus über 213 Ländern und Regionen haben an der Umfrage 2017 teilgenommen, darunter auch 5.221 aus Deutschland. Damit ist diese Studie ist das umfassendste Spiegelbild der Programmierer-Szene weltweit und zeigt die Meinungen, Arbeitsumstände und Wünsche vom Hobby-Coder bis hin zu IT-Führungskräften. Sie gibt auch interessante Einblicke in den IT-Fachkräftemarkt.
Nur wenige Frauen unter den Software-Entwicklern
90 Prozent der Studienteilnehmer aus Deutschland sind männliche und rund fünf Prozent weibliche Entwickler. Die regionale Verteilung in Deutschland ist recht eindeutig: Die meisten Programmierer arbeiten in Bayern (19,4 Prozent), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (17,4 Prozent) und Baden-Württemberg (15,2 Prozent). Eine Sonderstellung nimmt Berlin ein: Hier leben und programmieren 12,9 Prozent der befragten deutschen Entwickler, was der Hauptstadt im Vergleich auf Bundesebene eine sehr hohe Dichte an Entwicklern zuspricht - mehr als in den gesamten neuen Bundesländern zusammen.
Die meisten Teilnehmer sind Web- und Desktop-Entwickler sowie Mobile-Developer und Datenbankadministratoren, die beliebteste Branchen für Entwickler sind Software-Entwicklung (22,6 Prozent), Internet- und Online Services (14,9 Prozent) und die Automobilbranche (6,2 Prozent).
Viele Autodidakten unter den IT-Spezialisten
Eines sticht besonders hervor: 93 Prozent der befragten Deutschen gaben an, sich ihre Fähigkeiten zumindest teilweise selber beigebracht zu haben. Erlernt haben sie ihre Fähigkeiten mit Hilfe der fachlichen Dokumentationen (83,3 Prozent) und den Antworten auf Stack Overflow Q&A (79,6 Prozent). Weitere 34,2 Prozent der Befragten erklärten, dass sie Dank eines Online-Kurses ihren jetzigen Bildungsstand erreicht haben. Auch die Weiterbildung im Beruf spielt hier eine wichtige Rolle: 35,4 Prozent der Teilnehmer erreichten dadurch ihren Bildungsstand. Alternative Bildungswege sind somit keine Seltenheit, wenngleich 30,4 Prozent der Befragten einen Masterabschluss oder Vergleichbares hat.
Der Status Quo am Arbeitsplatz: Zufrieden, aber unterbezahlt
Entwickler sind generell mit Ihrem Job zufrieden. Auf einer Skala von eins bis zehn (1 = überhaupt nicht zufrieden; 10 = absolut zufrieden) findet sich rund die Hälfte der Befragten zwischen sieben und acht Punkten wieder. Hier unterscheidet sich die Zufriedenheit zwischen Branchen kaum.
In Sachen Gehalt fühlen sich Programmierer weltweit unterbezahlt. In Deutschland gab über die Hälfte (52 Prozent) der in Deutschland befragten an, dass sie sich teilweise unterbezahlt fühlen; 11,6 Prozent sogar deutlich unterbezahlt. Wie diese Bezahlung in Deutschland aussieht und sich regional sogar unterscheidet, zeigt die Umfrage ebenfalls: Das Durchschnittsgehalt (Medianwert) in Ostdeutschland (inklusive Berlin) liegt bei 49.200 Euro, in Norddeutschland bei 45.000 Euro und im Süden der Bundesrepublik bei 50.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Programmierer in Nordamerika verdient 87.275 US-Dollar (Medianwert).
Nicht überraschend ist dabei, dass höhere Spezialisierungsgrade bei Technologie und Programmiersprache mit höheren Gehältern verbunden ist. Branchen, in denen gut bezahlt wird, sind das junge Machine Learning (durchschnittlich rund 55.000 Euro), mathematische oder statistische Bereiche (rund 52.000 Euro) oder Data Science, mit ebenfalls rund 52.000 Euro Jahresgehalt. Web-Entwickler und Desktop-Entwickler, wie es die meisten deutschen Befragten sind, verdienen 46.000 Euro bis 47.000 Euro pro Jahr. Schlusslicht in der Studie sind Designer mit 39.000 Euro im Jahr. International ist die Rolle des DevOps mit 66.158 Dollar am besten bezahlt.
Java Script ist beliebteste Programmiersprache
Bei den beliebtesten Programmiersprachen behält Java Script ein weiteres Jahr in Folge die Krone auf: 41,3 Prozent der Teilnehmer sagten, dass Java Script ihnen am besten gefällt, gefolgt von Python (32,7 Prozent), Java (31,4 Prozent), SQL (30,5 Prozent) und C# (27,3 Prozent). Schlusslichter sind bei der schieren Bandbreite an unterschiedlichen Programmiersprachen Perl, Erlang, Groovy und Coffeescript (jeweils 2,9 und 2,8 Prozent). Was vor allem auch auffällt ist, dass ganze 77 Prozent der Befragten aus Deutschland das Programmieren auch als Hobby angaben: Ob eigene oder Open-Source-Projekte - die Entwickler beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit Code-Zeilen.
Das ist Entwicklern wichtig bei Job und potenziellen Kollegen
Bei der Bewertung von neuen Stellen sind den Bewerbern vor allem fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die Technologien sowie das Arbeitsumfeld wichtig. Erst danach folgt das Kriterium Gehalt. Wenn es um Zusatzleistungen und Arbeitsvertragsdetails geht, so sind Entwicklern Home-Office Regelungen, Urlaubstage und die Wochenstundenanzahl besonders wichtig. Gefragt danach, wie Entwickler in der Rolle des Recruiters einen Kandidaten für das Team auswählen würden, listeten sie die Kommunikationsfähigkeit und das selbstständige Arbeiten noch vor konkreten Fachkenntnissen. Die universitäre Ausbildung nannten sie erst an fünfter Stelle. Gut ist nach Meinung der IT-Profis also, wer ins Team passt, selbständig Projekte angeht und zuverlässig seinen Code schreibt.
Mehr zum Thema Recruiting von IT-Fachkräften lesen Sie im Beitrag "Code statt Karriere" im Personalmagazin 5/2016. sowie in diesen News:
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