Long Covid bei Mitarbeitenden: Was Arbeitgeber tun können
"Menschen, die an Long Covid erkrankt sind, spüren die negativen Auswirkungen der Symptome oftmals in ihrem Arbeitsalltag", schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Wie diese genau aussehen, hat das IW anhand einer Umfrage unter rund 1.500 Erwerbstätigen mit Long Covid untersucht. Zum Zeitpunkt der Befragung waren 55 Prozent der Teilnehmenden – teils erneut – krankgeschrieben, knapp ein Drittel arbeitete nach Arbeitsunfähigkeit wieder.
Long Covid: Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit
Demnach haben Beschäftige mit Long Covid fast immer Probleme mit ihrer Konzentrationsfähigkeit (81 Prozent) sowie ihrer Leistungsfähigkeit (75 Prozent). Auch Einschränkungen der Arbeitsdauer (65 Prozent) und Schwierigkeiten mit komplexen Aufgaben (63 Prozent) sind weit verbreitet (siehe Infografik).
Das IW hält es für wichtig, betroffene Arbeitnehmende mit passenden Angeboten zu unterstützen. Dabei helfen kann beispielsweise das betriebliche Eingliederungsmanagement. "Im Zuge dessen können Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Beispiel eine stufenweise Wiedereingliederung vereinbaren", so das IW. Außerdem "sollten Unternehmen die Arbeit gemeinsam mit den Rückkehrern an deren jeweilige Bedürfnisse anpassen".
Tipps im Umgang mit Long Covid: Was Unternehmen tun können
Auch Reinhild Fürstenberg, Geschäftsführerin und Mitgründerin des Fürstenberg Instituts, das Strategien zur Erhaltung der Gesundheit im Unternehmen entwickelt, warnt Unternehmen davor, die Auswirkungen von Long Covid auf die Arbeitswelt zu unterschätzen. "Arbeitgeber müssen auf Betroffene, die nach einer Corona-Infektion wieder zur Arbeit kommen, besonders achten. Der Weg aus der Krise führt für Unternehmen nur über gesunde und belastbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Fürstenberg.
Das Fürstenberg Institut hat fünf Tipps für Unternehmen im Umgang mit Long Covid formuliert:
- Unternehmen sollten Gesundheit spätestens jetzt zur Aufgabe des Topmanagements machen. Auch das psychische Wohlbefinden muss einen Platz auf der Arbeit haben. Mitarbeitende benötigen dafür entsprechende Anlaufstellen. Das können speziell geschulte Personalerinnen und Personaler, Mitarbeitervertretungen oder professionelle externe Beratungsangebote zu Mental Health (EAP) sein.
- Den Führungskräften kommt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselfunktion zu. Sie sind im besten Fall nahe an ihrem Team dran, können Leistungseinbrüche schnell erkennen – und im Sinne der Fürsorgepflicht Entlastungen schaffen. Helfen können beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten für Betroffene, um längere Ruhezeiten zu ermöglichen, oder externe Beratungen. Unterenhmen sollten ihre Führungskräfte entsprechend für Long Covid sensibilisieren.
- Long Covid und Stressfolgeerkrankungen können in BEM-Prozesse (Betriebliches Eingliederungsmanagement) im Rahmen der stufenweisen Wiedereingliederung integriert werden, so wie man es von Beschäftigten mit Bandscheibenvorfällen oder Burn-out kennt.
- Mit dem im Arbeitsschutzgesetz verankerten Instrument GBU Psyche (Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen) können zum Beispiel mittels digitaler Fragebögen oder Workshops arbeitsbezogene Belastungen gemessen und entsprechende Maßnahmen zur Prävention entwickelt werden. Wichtig ist, dass niemand durchs Raster rutscht und Belastungszustände sich nicht weiter auswachsen.
- Betroffene sollten sich auf jeden Fall Hilfe suchen: über betriebliche Angebote, spezialisierte Ambulanzen oder Hausärztinnen und Hausärzte. Auch Selbsthilfegruppen für Long Covid können eine gute Hilfe sein. Wichtig ist, dass Betroffene sich mit ihren Bedürfnissen und Grenzen ihrem Umfeld sichtbar machen – vor allem auch am Arbeitsplatz. Erst dann können Sie von dort Unterstützung erwarten.
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