Mitarbeitende mit Behinderung fühlen sich im Unternehmen oft übersehen
Eine neue Studie von Culture Amp, Anbieter einer Employee-Experience-Plattform, untersuchte die Erfahrungen am Arbeitsplatz von Mitarbeitenden mit Behinderungen. Dazu wurden Benchmark-Daten von insgesamt 400 Kundenunternehmen ausgewertet. Unternehmen können die Ergebnisse helfen, die Employee Experience gezielt zu verbessern.
Weniger Anerkennung und Barrieren im Arbeitsalltag
Das deutlichste Ergebnis der Studie: Menschen mit Behinderung schätzen sich selbst in puncto Produktivität um 10 Prozent schlechter ein als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung. Das liegt laut Culture Amp sowohl an räumlichen Barrieren am Arbeitsplatz, die nicht auf die Anforderungen angepasst sind, als auch an systemischen Faktoren.
Nach der Anerkennung für die eigene Arbeit gefragt, gaben Männer mit 72 Prozent (6 Prozent weniger als Männer ohne Behinderung) an, sie fühlten sich wertgeschätzt. Von den Frauen stimmten der Aussage "Ich finde, dass mein Beitrag zum Unternehmen geschätzt wird" nur 62 Prozent zu (gegenüber 66 Prozent bei Frauen ohne Behinderung).
Auch beim Thema Hybrid Work und flexiblen Arbeitsmodellen wurden Diskrepanzen deutlich: Der Aussage "Wir werden grundsätzlich bei der Wahl für flexible Arbeitsformen unterstützt" stimmten 83 Prozent der Männer und 77 Prozent der Frauen zu – das sind 12 Prozent bzw. 9 Prozent weniger als bei den Mitarbeitenden gleichen Geschlechts ohne Behinderung.
Weniger Karrierechancen für Menschen mit Behinderungen?
Wenn es um die Karriere geht, fühlen sich Mitarbeitende mit Behinderungen öfter übersehen als Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderungen. So gaben nur 44 Prozent der Männer mit Behinderungen an, dass sie über Karrieremöglichkeiten informiert werden – bei den nichtbehinderten Kollegen sind es 62 Prozent. Bei den Frauen klafft diese Lücke nicht ganz so weit auseinander: Hier fühlen sich 58 Prozent bzw. 62 Prozent informiert.
Deutlich geringer, jedoch genauso vorhanden sind die Diskrepanzen bei der Aussage "Mein/e Vorgesetze/r (oder Management) zeigen ehrliches Interesse an meinen Karrierewünschen". Von den Mitarbeitenden mit Behinderung stimmten 76 Prozent (Männer) bzw. 70 Prozent (Frauen) zu – bei den Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung waren es 77 Prozent (Männer) bzw. 73 Prozent (Frauen).
"Es ist dieser Mangel an Unterstützung, Anerkennung und Möglichkeiten, der zu einer geringeren Selbstwahrnehmung der Produktivität führen kann." erläutert Dr. Arne Sjöström, Lead People Scientist bei Culture Amp. "Das bedeutet, dass die Ergebnisse auch zu großen Teilen auf das kulturelle Narrativ und Barrieren am Arbeitsplatz zurückzuführen sind, als auf einen tatsächlichen Unterschied in der Produktivität. Auch wenn die Daten zeigen, dass es in den Organisationen erhebliche Unterschiede bei den Erfahrungen der Mitarbeitenden mit Behinderung gibt, so ist es für Führungskräfte wichtig, die Erfahrungen dieser Mitarbeitergruppe im Kontext ihrer Organisation zu verstehen. Entscheidend ist auch, dass sich Führungskräfte nicht allein mit der Erfassung begnügen. In einem zweiten Schritt müssen zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden, um eventuell aufgedeckte Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Gleichzeitig sollte die Wirksamkeit der Maßnahmen im Laufe der Zeit evaluiert werden."
Das könnte Sie auch interessieren:
Bundestag verabschiedet Gesetzentwurf zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts
Inklusionsbarometer 2022: Die Krise ist für Menschen mit Behinderung noch nicht ausgestanden
Inklusion beginnt bei der Einstellung (personalmagazin digital)
-
Workation und Homeoffice im Ausland: Was Arbeitgeber beachten müssen
2.216
-
Essenszuschuss als steuerfreier Benefit
1.547
-
Probezeitgespräche als Feedbackquelle für den Onboarding-Prozess
1.425
-
Ablauf und Struktur des betrieblichen Eingliederungsmanagements
1.387
-
Krankschreibung per Telefon nun dauerhaft möglich
1.357
-
Vorlage: Leitfaden für das Mitarbeitergespräch
1.357
-
BEM ist Pflicht des Arbeitgebers
978
-
Checkliste: Das sollten Sie bei der Vorbereitung eines Mitarbeitergesprächs beachten
680
-
Modelle der Viertagewoche: Was Unternehmen beachten sollten
463
-
Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung
441
-
Wie KI dem sozialen Miteinander am Arbeitsplatz schaden kann
15.11.2024
-
"Wir sollten uns größere Sprünge zutrauen"
14.11.2024
-
Wie der Führungswechsel im Mittelstand gelingen kann
13.11.2024
-
"Im MBA-Markt ist noch viel Musik drin"
13.11.2024
-
KMU mit Fortschritten bei der HR-Digitalisierung
12.11.2024
-
Flipped Classroom in Corporate Trainings: Evaluation eines Pilotprojekts
07.11.2024
-
Über Fröhlichkeit und Zuversicht in der Führung
06.11.2024
-
MINT-Fachkräftelücke bedroht Innovationsfähigkeit
06.11.2024
-
Immer mehr Masterstudiengänge
06.11.2024
-
Ausländische Fachkräfte in Engpassberufen
05.11.2024