Allianz der Chancen: Eine Zwischenbilanz

"Wir haben Brücken in Beschäftigungen gebaut und sind seit 2022 um 20 Prozent gewachsen", berichtete Ariane Reinhart, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit bei Continental und Sprecherin der Allianz der Chancen, in ihrer Begrüßung auf dem Netzwerktreffen Ende Januar in Berlin. Aktuell hat die Allianz inzwischen 75 Mitgliedsunternehmen, die nach eigenen Angaben rund 2,8 Millionen Beschäftigte in Deutschland repräsentieren. Im vergangenen Jahr neu dazugekommen sind unter anderem Merck, Deutz, Accenture, Die Autobahn GmbH und die Stadt Hannover.
Die Allianz der Chancen ist eine Verantwortungsgemeinschaft von Unternehmen, die gemeinsam konkrete Lösungen für von Transformation betroffene Mitarbeitenden erarbeitet. Das heißt konkret: Mitarbeitende, für die es in einem Unternehmen aktuell keine Beschäftigungsperspektive mehr gibt, bekommen die Möglichkeit, in einem anderen Mitgliedsunternehmen zu arbeiten, das gerade entsprechend Bedarf hat. Auf diese Weise sollen gerade in Transformationsprozessen die Beschäftigungsperspektiven gewährleistet werden.
Bereits 2.000 Personen von Arbeit in Arbeit vermittelt
Ihre Vision "von Arbeit in Arbeit" setzt die Allianz der Chancen zusammen mit lokalen Arbeitsmarktakteuren wie der IHK und der Bundesagentur für Arbeit um. Seit der Gründung konnten so bereits rund 2.000 Mitarbeitende jeweils von einem Unternehmen in ein anderes vermittelt werden; diese Zahl ergibt sich aus Hochrechnungen einer internen, anonymen Umfrage, die jährlich durchgeführt wird. Darüber hinaus plant die Allianz der Chancen, im Laufe des Jahres die regionalen Drehscheiben weiter auszubauen – unter anderem im Raum Hannover. Hier sind neben der Landeshauptstadt und der Region Hannover derzeit 13 weitere Unternehmen beteiligt.
Wachstum stärken durch Bürokratieabbau und Weiterqualifizierung
Auf dem Netzwerktreffen sprachen Gäste aus Politik und Wirtschaft darüber, was es braucht, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu erhalten. Im ersten Panel war neben Politikerinnen und Politikern aus verschiedenen Parteien – darunter Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), Verena Hubertz (SPD), Gero Hocker (FPD) und Julia Klöckner (CDU) auch Christiane Benner, die Erste Vorsitzende der IG Metall dabei. Benner stellte den 11-Punkte-Zukunftserhalt der IG Metall vor, der Deutschland als Industrieland erhalten soll – immerhin würden neun Millionen Arbeitsplätze daran hängen. Deutschland müsse in Schlüsseltechnologien unabhängiger werden, um Jobs und Wirtschaftswachstum zu garantieren. Benners Beobachtung nach brauche es mehr zur Um- und Weiterqualifizierung.
Leider sei die Stimmung in den Belegschaften nicht gut, weil vieles im aktuell nicht so funktioniere, wie es sollte – von öffentlichem Nahverkehr bis hin zur Versorgung mit Kita-Plätzen. Zusätzlich fordert sie mehr Investitionen in Klimaschutz, wie zum Beispiel Netzstrukturen für Wasserstoff, aber vor allem neue Berufsperspektivem mit regionalem Bezug in Regionen, wo aktuell Arbeitsplätze wegfallen. Auch die Politikerinnen und Politiker in dem Panel hatten Vorschläge, wie Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiver werden kann. Hubertz sprach sich für lokale Investitionen aus, Brantner für eine Investitionsprämie und weniger Lohnnebenkosten. Klöckner plädierte für mehr unternehmerische Freiheit und rief dazu auf, Asylmigration von Arbeitsmigration klar zu unterscheiden. FPD-Politiker Hocker forderte eine neue Gründungskultur mit mehr Raum für Risikobereitschaft.
Im zweiten Panel stellte Uwe Peter von Cisco, der Gastgeber des Treffens, die Bedeutung des deutschen Standorts für sein Unternehmen vor. Anschließend sprachen Johannes Pfeiffer von Bundesagentur für Arbeit, Mathias Schöttke vom Bundesarbeitgeber-Verband, Virginia Bastian von Roche Germany, Maike Bielfeldt von der IHK Hannover sowie verschiedene Betriebsräte und Personalverantwortliche darüber, wie sich Brücken in neue Beschäftigung bauen lassen. Worin sich alle einig waren: Noch bevor die Lage katastrophal wird, sollten Organisationen ermitteln, welche Fähigkeiten sie in Zukunft brauchen, und entsprechende Maßnahmen ergreifen – sei es Weiterbildung und Umqualifizierung oder der Austausch von Mitarbeitenden, wie es die Allianz der Chancen praktiziert.
Positionspapier zur Bundestagswahl
Die Allianz der Chancen beschreibt auch in ihrem neuen Positionspapier zur Bundestagswahl 2025 die zentralen Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarkts und liefert gleichzeitig Lösungsansätze, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken, Innovationen zu fördern und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Die Vermittlung von Arbeit in Arbeit wird als eine dieser Maßnahmen vorgestellt, aber auch ein verbesserter Zugang zu Weiterbildung und eine gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften.
Dafür fordert die Allianz der Chancen die (künftige) Bundesregierung dazu auf, Visaprozesse zu erleichtern und Arbeitskräfte aus dem Ausland schneller zu integrieren, etwa durch Sprach- und Mentoringprogramme. Zudem geht es in dem Positionspapier darum, die Berufsausbildung aufzuwerten. Dazu trägt die Allianz der Chancen auch in einem eigenen Projekt bei: Im letzten Jahr hat sie den Ausbildungsbaustein "Demokratie erleben" implementiert – ein modulares Training, das Azubis über die Ausbildungsdauer hinweg begleitet und ihnen wertvolles Wissen zu demokratischen Werten sowie der Rolle von Social Media vermittelt. Zwölf Unternehmen haben das Training bereits gestartet und weitere sollen in diesem Jahr folgen.
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