"Mitentscheiden und von anderen lernen"
Haufe Online-Redaktion: Die Trendence Awards zeichnen Unternehmen mit innovativen Projekten im Employer Branding und Recruiting aus. Wie kam es dazu, dass seit diesem Jahr Embrace mitwirkt?
Gero Hesse: Das begann bei der Award-Verleihung im vergangenen Jahr. Da sagte mir Robindro Ullah, der Geschäftsführer des Trendence Instituts, dass die Organisation und die Vermarktung des Awards für sein Team einen großen Aufwand mit sich bringt. Die Auswahl der Jury und die Bewertung der Einreichungen gehöre zum Kerngeschäft. Aber für den Rest fehle die entsprechende Events-Abteilung. Mein Vorschlag war: Wir haben ein großes Team, das das Embrace Festival an den Start bringt. Ich bin den Trendence Awards schon lange verbunden, auch als Juror. Wir können die Organisation und Vermarktung übernehmen, aber inhaltlich wollen wir nicht mitreden. Zusätzlich habe ich die Idee eingebracht, dass das Publikum mit-votet. Aber die Trennung ist: Für das inhaltliche bleibt Trendence verantwortlich, die Vermarktung und Organisation übernimmt Embrace.
Haufe Online-Redaktion: Heißt das, dass Sie sich aus der Jury zurückziehen, um Interessenskonflikte zu vermeiden?
Hesse: Ich bin weiterhin in der Jury. Aber es war früher schon so, dass ich bei allen Themen, bei denen es zu Konflikten kommen könnte, außen vor bleibe. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn unsere Agentur oder mit uns verbundene Kunden ein Projekt einreichen. Dann darf ich nicht mitbewerten.
Projekte in Recruiting, Employer Branding und Talent Intelligence
Haufe Online-Redaktion: Die Awards werden in neun Kategorien verliehen. Welche Themen werden dabei behandelt?
Hesse: Es geht um die drei Schwerpunktthemen Employer Branding, Recruiting und Talent Intelligence. Zusätzlich gibt es eine Sonderkategorie, den "Female HR Excellence Award", den wir zusammen mit dem Frauennetzwerk Female HR Excellence verleihen. Diese Kategorie unterscheidet sich von den anderen, weil sich dafür Einzelpersonen bewerben können. Die anderen Kategorien beziehen sich auf Unternehmen. Hierbei wird zwischen Konzernen und KMUs unterschieden, weil dort unterschiedliche Budgets und Voraussetzungen gegeben sind. Beispiele für Award-Kategorien sind die beste Employer Branding Kampagne, das beste Recruiting-Event, die beste Kampagne für Schüler und Schülerinnen oder die beste Nutzung von Daten im Talent Intelligence.
Von den prämierten Projekten lernen
Haufe Online-Redaktion: Was ändert sich mit dem neuen Veranstaltungs-Konzept für die Personalerinnen und Personaler, die sich für diese Themen interessieren?
Hesse: Wir haben das Format der Veranstaltung komplett geändert. Hintergrund war die Überlegung: Warum sollte jemand zu den Trendence Awards gehen? Dass diejenigen, die auf der Shortlist stehen, hingehen und schauen, wer ausgezeichnet wird, ist das eine. Das andere ist die Möglichkeit, von den prämierten Projekten zu lernen. Ich fand an den Awards schon immer gut, dass sie erläutert haben, warum ein Unternehmen in einer Kategorie gewonnen hat. Wir haben überlegt: Ist es nicht spannend, wenn 20 aktuelle und vorab ausgewählte Cases zu den genannten Themen vorgestellt werden? Wie war die Ausgangssituation? Wie wurde das Thema gelöst? Inwiefern können die Firmen mit Zahlen, Daten, Fakten belegen, dass das, was sie tun, einen Mehrwert bringt? Künftig pitchen die Unternehmen, die auf der Shortlist stehen, live vor Publikum. Das Publikum kann Fragen stellen und mitentscheiden, wer in der jeweiligen Kategorie ausgezeichnet wird. Wer zur Veranstaltung kommt, bestimmt mit, wer den Award erhält, und kann viel aus der Praxis lernen. Wir nennen das Learning Journey.
Haufe Online-Redaktion: Wie viele Bewerbungen gab es dieses Jahr?
Hesse: Die Bewerbungsfrist ging am 13. September zu Ende. Wir hatten über 80 Einreichungen, darunter viele sehr bekannte Unternehmen, unter anderem von DM, Deutsche Bahn, Henkel, Mercedes, BVG, PWC, MHP, Porsche, ADAC, Deichmann, Metro, Commerzbank, Deutsche Telekom, Siemens, Decathlon, Miele, Volkswagen, Lidl, Rossmann, EnBW, Gothaer, Fressnapf und vielen mehr.
Haufe Online-Redaktion: Auf dem Embrace Festival im Juli werden traditionell die Queb HR Innovation Awards verliehen. Ist das nicht Konkurrenz im eigenen Haus?
Hesse: Die Queb Awards gibt es schon lange. Die Trendence Awards gibt es noch länger. Ich würde sagen, dass beide Awards gut nebeneinander existieren können, wie das schon seit vielen Jahren der Fall ist. Sie liegen ein halbes Jahr auseinander, der Abstand passt. Außerdem werden die Queb Awards nur in einer Kategorie verliehen und die Trendence Awards in acht oder neun Kategorien.
Awards honorieren die eigene Personalarbeit
Haufe Online-Redaktion: Heißt das, dass es künftig zwei Recruiting-Termine in Berlin geben wird: Das Embrace-Festival im Juli und die Trendence Awards im November? Werden die Preisträger auch auf dem Festival eine Rolle spielen?
Hesse: Wenn das gut läuft, kann ich mir zwei jährliche Termine – das Festival im Juli und die Awards im November – vorstellen. Es war bisher schon so, dass ich mir aktuelle Awards-Preisträger anschaue, wenn ich ein Festival-Lineup zusammenstelle. Das müssen nicht nur die Trendence Awards sein. Wer sich die Zeit nimmt, die Teilnahme an einem Award vorzubereiten, kann mehrere Gründe dafür haben. Unter anderem ist es für das interne Standing gut, wenn man einen Award gewinnt. Es geht darum, im Unternehmen zu zeigen, dass ein Fachpublikum die eigene Arbeit entsprechend honoriert. Ich war selbst jahrelang als Personaler aktiv und habe an Awards teilgenommen. Wenn wir etwas gewonnen haben, konnte ich bei Bertelsmann nachweisen, dass das, was wir machen, honoriert wird. Ein anderer Punkt ist: Wenn man das Interesse hat, als Speaker aufzutreten, muss man etwas erzählen können. Das heißt: Wenn man einen Award gewonnen hat, ist es naheliegend, dass man anschließend auf ein Podium oder zu einem Podcast eingeladen wird oder dass ein Magazin ein Interview anfragt. Warum sollte man das sonst machen?
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