Beispiel: Der Anwalt wird als Wahlverteidiger im vorbereitenden Verfahren vor dem AG tätig sowie außerhalb der Hauptverhandlung. Unmittelbar vor Beginn der Hauptverhandlung wird der Anwalt als Pflichtverteidiger bestellt und nimmt an der Hauptverhandlung teil.
a) Als Pflichtverteidiger erhält der Anwalt nicht nur die Vergütung für das gerichtliche Verfahren, sondern nach § 48 Abs. 5 auch die Vergütung für das vorbereitende Verfahren, also:
I. Vorbereitendes Verfahren
1. |
Grundgebühr, VV 4100 |
176,00 EUR |
2. |
Verfahrensgebühr, VV 4104 |
145,00 EUR |
Gesamt |
321,00 EUR |
II. Gerichtliches Verfahren
1. |
Verfahrensgebühr, VV 4106 |
145,00 EUR |
2. |
Terminsgebühr, VV 4108 |
242,00 EUR |
Gesamt |
387,00 EUR |
Gesamt I + II |
708,00 EUR |
b) Daneben kann der Anwalt unbeschadet des § 52 die weiter gehenden Gebühren eines Wahlverteidigers verlangen, soweit er als Wahlverteidiger tätig geworden ist, also im vorbereitenden Verfahren und im Verfahren außerhalb der Hauptverhandlung. Er erhält danach bei Ansatz einer Mittelgebühr:
I. Vorbereitendes Verfahren
1. |
Grundgebühr, VV 4100 |
220,00 EUR |
2. |
Verfahrensgebühr, VV 4104 |
181,50 EUR |
II. Gerichtliches Verfahren
Verfahrensgebühr, VV 4106 |
181,50 EUR |
Gesamt |
583,00 EUR |
Auch wenn hier § 52 nicht anwendbar ist und insbesondere die Verrechnungsvorschrift des Abs. 1 S. 2 nur zum Teil greift, muss sich der Anwalt nach allgemeinen Vorschriften (§§ 362, 268 BGB) die Zahlungen der Landeskasse, soweit diese die Pflichtverteidigergebühren zahlt, auf seine Vergütung anrechnen lassen, da er anderenfalls mehr als die gesetzliche Vergütung erhielte, was nicht sein darf.
Bei den Wahlverteidigergebühren ist daher hinsichtlich der Vergütung für das vorbereitende Verfahren die volle Vergütung in Höhe von 321 EUR abzuziehen. Hinsichtlich der Gebühren für das Verfahren außerhalb der Hauptverhandlung ist nur die Verfahrensgebühr des Pflichtverteidigers anzurechnen, also weitere 145 EUR, nicht auch die Terminsgebühr. Insgesamt sind nach § 52 Abs. 1 S. 2 also 466 EUR abzuziehen. Der Anwalt kann daher nach Zahlung der Pflichtverteidigergebühren aus der Staatskasse vom Beschuldigten an Wahlverteidigergebühren unmittelbar noch verlangen:
I. Vorbereitendes Verfahren
1. |
Grundgebühr, VV 4100 |
220,00 EUR |
2. |
zu verrechnen (§§ 362, 268 BGB) |
– 176,00 EUR |
3. |
Verfahrensgebühr, VV 4104 |
181,50 EUR |
4. |
zu verrechnen (§§ 362, 268 BGB) |
– 145,00 EUR |
II. Gerichtliches Verfahren
1. |
Verfahrensgebühr, VV 4106 |
181,50 EUR |
2. |
zu verrechnen (§§ 362, 268 BGB) |
– 145,00 EUR |
Gesamt |
117,00 EUR |
c) Nach Abs. 1 S. 1 wiederum stehen dem Anwalt zunächst die vollen Wahlverteidigergebühren zu:
I. Vorbereitendes Verfahren
1. |
Grundgebühr, VV 4100 |
220,00 EUR |
2. |
Verfahrensgebühr, VV 4104 |
181,50 EUR |
II. Gerichtliches Verfahren
1. |
Verfahrensgebühr, VV 4106 |
181,50 EUR |
2. |
Terminsgebühr, VV 4108 |
302,50 EUR |
Gesamt |
885,50 EUR |
Hier wiederum greift die volle Verrechnung nach Abs. 1 S. 2. Der Anwalt erhält also nach Zahlung der Pflicht- und Wahlverteidigergebühren über Abs. 1 S. 1 und 2 nur noch weitere
I. Vorbereitendes Verfahren
1. |
Grundgebühr, VV 4100 |
220,00 EUR |
2. |
Verfahrensgebühr, VV 4104 |
181,50 EUR |
II. Gerichtliches Verfahren
1. |
Verfahrensgebühr, VV 4106 |
|
181,50 EUR |
2. |
Terminsgebühr, VV 4108 |
|
302,50 EUR |
|
Zwischensumme I + II |
885,50 EUR |
|
|
abzügl. Pflichtverteidigervergütung (Abs. 1 S. 2; s.o.) |
|
– 708,00 EUR |
|
bereits unabhängig von § 52 geschuldete Vergütung (§§ 362, 268 BGB; s.o.) |
|
– 117,00 EUR |
Gesamt |
|
60,50 EUR |
Sofern die Pflichtverteidigergebühren gezahlt sind (Abs. 1 S. 2), ist also nur noch ein Beschluss nach § 52 wegen weiterer 60,50 EUR erforderlich.
Insgesamt stehen dem Anwalt damit die vollen Wahlverteidigergebühren zu, nämlich:
a) |
aus der Staatskasse die Pflichtverteidigergebühren |
708,00 EUR |
b) |
vom Beschuldigten unmittelbare geschuldete Wahlverteidigergebühren |
117,00 EUR |
c) |
restliche Wahlverteidigergebühren nach Abs. 1 S. 1, 2, Abs. 2 S. 1 |
60,50 EUR |
Gesamt |
885,50 EUR |