Psychische Störungen Hauptgrund für Erwerbsminderung

Psychische Erkrankungen sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Das zeigt sich auch bei den Renten wegen Erwerbsminderung. Immer mehr werden wegen Psychokrankheiten bewilligt. Das gilt auch für Rehabilitationsmaßnahmen.

Psychische Erkrankungen von Arbeitnehmern sind inzwischen mit Abstand der Hauptgrund für eine Rente wegen Erwerbsminderung. Während bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vor allem bei körperlichen Gebrechen ein deutlicher Rückgang bei der Zahl der neubewilligten Erwerbsminderungs-Renten zu verzeichnen ist, gibt es wegen psychischer Erkrankungen seit 2006 einen erheblichen Anstieg. Das berichtete die Deutsche Rentenversicherung. Bei fast 75.000 der 178.000 im vergangenem Jahr neu bewilligten Renten wegen Erwerbsminderung waren psychische Störungen der Grund. 2006 waren dies erst 55.000.

Rückgang der Erwerbsminderungsrenten wegen anderer Erkrankungen

Die Zahl der neuen Erwerbsminderungs-Renten wegen Skelett-, Muskel- und Bindegewebestörungen hat sich dagegen in den vergangenen 10 Jahren auf gut 25.000 fast halbiert. Knapp 20.000 Renten wegen Erwerbsminderung wurden 2011 wegen Herz- und Kreislauf-Erkrankungen bewilligt.

Mehr Bewusstsein für psychische Erkrankungen

Die Leiterin des Bereichs Rehabilitation der Rentenversicherung, Marion Götz, führte die Zunahme der psychischen Erkrankungen nicht nur auf Stress am Arbeitsplatz zurück. Hinzu kämen häufig private Probleme und Mobilitätsschwierigkeiten, aber auch ein stärkeres öffentliches Bewusstsein für diese Erkrankungen und bessere Diagnose-Techniken zur Früherkennung. Bei Fällen, die man früher über einen längeren Zeitraum zum Beispiel wegen starker Rückenschmerzen behandelt habe, erkenne man heute häufiger psychische Erkrankungen als die eigentliche Ursache.

Auch psychisch bedingte Reha-Maßnahmen nehmen zu

So ist auch die Zahl der von der Rentenversicherung mitfinanzierten Klinikaufenthalte zur Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen im vergangenem Jahr auf über 130.000 gestiegen. Noch 5 Jahre zuvor waren dies erst 86.000. Eine Behandlung dauert im Schnitt 39 Tage.

Für Rehabilitation insgesamt wandte die Deutsche Rentenversicherung 2011 rund 1,3 Mrd. EUR auf. Die Reha-Anträge der Versicherten nähmen zu, sagte Götz. «Der wachsende Bedarf könnte bald die vorhandenen Ressourcen überschreiten.» Gleichwohl werde es «keine Reha-Bewilligung nach Kassenlage» geben, versicherte Götz. Unter anderem sollten Möglichkeiten der ambulanten Rehabilitation mit dem Ziel der Kostendämpfung noch stärker genutzt werden.

dpa