Mehrfachbeschäftigung: Regeln bei Ausübung mehrerer Jobs

Deutschland gleicht sich amerikanischen Verhältnissen an: Immer mehr Menschen haben 2 oder mehr Jobs. Doch auch für Mehrfachbeschäftigte in Minijobs gelten bestimmte Regeln. So muss der Arbeitgeber der Minijobber z. B. die Vorgaben des Zeitarbeitsgesetzes im Auge behalten.

In bis zu 5 Jobs gleichzeitig hat Johanna Schmidt in den vergangenen Jahren gearbeitet. Anders sei in ihrem Metier selten genug Geld zu verdienen, sagt die Schauspielerin.

Momentan erschreckt sie in Festanstellung die Besucher einer Berliner Geisterbahn, arbeitet nachmittags in einer Ganztagsschule, spielt Theater und bedient - wenn es die Zeit zulässt - in einer Bar.


Mehrere Jobs können nicht verboten werden

Auch wenn sie es oft sehr anstrengt, grundsätzlich verbieten kann Johanna Schmidt ihre vielen Jobs niemand: "Wenn die Interessen des Arbeitgebers nicht beeinträchtigt werden, muss er das erlauben", sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln. Für die Konkurrenz dürfe ein Angestellter im Normalfall aber nicht tätig sein.

Eingeschränkter Hauptjob durch kräftezehrenden Nebenjob

Außerdem könne der Chef einschreiten, wenn ein Nebenjob so sehr an den Kräften zehrt, dass es die Haupttätigkeit einschränkt. Die Schauspielerin Schmidt gab deshalb kürzlich einen Nebenjob als Kellnerin in einem Restaurant auf. Ihr Chef in der Bar hatte ihr den zweiten Kellnerjob zwar anfangs erlaubt, ihr dann aber die Kündigung im Restaurant nahegelegt. Schmidt sei wegen ihrer abendlichen Restaurantschichten überanstrengt und erscheine todmüde zum Dienst, argumentierte der Bar-Chef.

Verdoppelung der Beschäftigungen mit Zweitjob

Immer mehr Menschen verdienen sich wie Schmidt etwas zu ihrer Haupttätigkeit hinzu. Ende 2012 waren es in Deutschland rund 2,66 Millionen Menschen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am 12.8.2013 mitteilte. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Zweitjob hat sich demnach in den vergangenen 10 Jahren auf 9,1 % verdoppelt.

Prüfung der Wochenarbeitszeit bei Mehrfachbeschäftigung

Dabei liegt es laut Oberthür auch in der Verantwortung des Arbeitgebers, das sogenannte Zeitarbeitsgesetz einzuhalten: Kein Arbeitnehmer darf insgesamt mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten.

"Jeder Arbeitgeber muss das überprüfen", erklärt Oberthür. Macht er das nicht, drohen ihm empfindliche Geldbußen.

Mehrfachbeschäftigte müssen Nebentätigkeit nicht offenlegen

Grundsätzlich müssten Mehrfachbeschäftigte laut Oberthür zwar zunächst keinem ihrer Arbeitgeber weitere Anstellungsverhältnisse offenlegen. Allerdings könne sie der Arbeitgeber entweder dazu vertraglich verpflichten oder auf eine konkrete Frage eine ehrliche Antwort erwarten.

Keine Nebentätigkeit im Urlaub

Auch im Urlaub darf nicht in jedem Fall Geld verdient werden. Nebentätigkeiten in den Ferien sind nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages verboten, wenn sie der Erholung des Arbeitnehmers im Wege stehen - denn genau dafür ist der Urlaub da. So dürften Büroarbeiter laut Arbeitsgesetz keinen weiteren Bürojob annehmen. Jobben im Biergarten sei in diesem Fall aber erlaubt - die körperliche Anstrengung könne erholend wirken.

Minijob dem Haupt-Arbeitgeber melden

Die Minijobzentrale in Bochum rät, den Haupt-Arbeitgeber immer über einen anstehenden Minijob zu informieren. "Dann erlebt man auch keine bösen Überraschungen." Ihrer Erfahrung nach stimmen die Arbeitgeber in aller Regel zu.

Arbeitnehmer mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung dürfen nicht mehr als einen Minijob ausüben und in diesem maximal 450 EUR verdienen. Jede weitere Tätigkeit werde mit der Haupttätigkeit verrechnet und versteuert. Mit einer Checkliste lässt sich die Versicherungspflicht- oder freiheit in einer geringfügigen Beschäftigung leicht beurteilen.

dpa