Demografischer Wandel und die Zukunft der Steuerberatung
Die statistischen Erhebungen über unsere Bevölkerungsentwicklung erfolgen bereits seit über 100 Jahren, Demografie ist insofern eigentlich ein alter Hut. Deshalb gibt es auch kaum Überraschungen, wir sehen ständig woher wir kommen. Viele schauen in erprobter Ignoranz nicht hin oder stecken, wie der Vogel Strauß bei schlechten Aussichten, einfach den Kopf in den Sand. Der viel zitierte und vielfach beklagte "demografische Wandel" ist kein Tsunami, er kommt langsam und stetig über uns – und ist daher berechenbar! Da diese gravierenden Veränderungen von Gesellschaft und Bevölkerung schleichend stattfinden, geraten sie meist schnell auch wieder aus unserem Blickfeld. Tsunamis und Vulkanausbrüche sind einfach spannendere "Hingucker". Der demographische Wandel aber ist nicht minder brisant, er kommt zwar langsam, aber – mittel- bis langfristig gesehen – auch sehr heftig. Außerdem erwischt er unser Land mit einer vollen Breitseite, als gesamtgesellschaftliches Querschnittsthema, mit einer Komplexität, die alle Bereiche unseres Lebens berührt.
Status quo: Wir werden älter, weniger, bunter
Älter: Durch die Medizin und bessere Lebensbedingungen werden die Menschen deutlich länger leben. Der Anteil der über 80-jährigen Menschen wird sich somit in den nächsten 8 Jahren um ca. 70 % erhöhen – in ländlichen Bereichen sogar mehr als verdoppeln.
Weniger: Es werden weniger Kinder geboren als Menschen versterben, die Geburtenrate in Deutschland ist kontinuierlich auf Tiefstand und bedeutet Reduktion – fatal: nicht geborene Mütter haben keine Töchter, wir befinden uns in einer Abwärtsspirale. Es fallen jetzt und künftig ganze Generationen aus.
Bunter: Bereits heute liegt der Anteil der Migranten bei ca. 10 % und knapp 20 % der Bevölkerung haben ihre Wurzeln im Ausland. Bedingt durch einen anderen Kultur- und Familiensinn bekommen diese Einwanderergruppen deutlich mehr Kinder als Deutsche – und hängen die "Ureinwohner" bei diesem "Wettlauf" zunehmend ab.
Vor diesem Hintergrund: Sind Sie bereit für die Zukunft?
Wie attraktiv ist Ihre Kanzlei und wird sie den Ansprüchen des permanenten Generationswechsels gerecht? Sind auch die Älteren unter Ihnen im Umgang mit Kommunikationstechnologien auf dem neuesten Stand? Folgen Sie den Ansprüchen der Jüngeren (u.a. "Generation Y") hinsichtlich Lebensqualität, Flexibilität und Spaß bei der Arbeit? Wie können Sie Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in Ihre Kanzlei einbinden? Was bietet Ihre Kanzlei an konstruktivem Teamwork und motivierender Sinnhaftigkeit? Wie flexibel und verlässlich ist Ihr Unternehmen? Wie gehen Sie mit dem veränderten Kundenverhalten, den Bedürfnissen und den unterschiedlichen Typen von Mandanten in einer sich stets wandelnden Arbeits- und Berufswelt um?
Fachliche Qualität ist auch eine Frage des souveränen Auftretens, eine Frage von Persönlichkeit und Image. Hierzu gehören rationale und subjektive Faktoren in der Wahrnehmung des Mandanten. Was will der Kunde der Zukunft?
Fachkräftemangel – wer löst das Problem (für sich)?
Was hilft das Lamentieren über den sog. Fachkräftemangel? Führung und Unternehmenskulturen werden sich der gesellschaftlichen Entwicklung der kommenden Zeiten anpassen müssen. Beim "Kampf um die (weniger werdenden) Köpfe" wird derjenige vorne liegen, der sich mit der Vielfalt der relevanten Faktoren beim Wandel des Arbeitsmarktes befasst und klare Konsequenzen daraus gezogen hat. Je kleiner der Betrieb, umso wichtiger sind die Führungseigenschaften des Chefs. Das Betriebsklima und die Atmosphäre am Arbeitsplatz werden zu über 50 % von der Führungskraft und ihren Vorgaben bestimmt. Je attraktiver ein Unternehmen, desto einfacher hält und gewinnt es Mitarbeiter, insofern ist der wirklich attraktive Arbeitsplatz ein Gebot der Stunde um auch Morgen noch am Markt mit eigenem Personal zu bestehen.
Was tun?
Demografiefeste Personalpolitik verlangt heute nach einem kontinuierlichen und strategischen Personalmarketing. Wir sollten diesbezüglich alles tun, um die geschilderten Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern. Bisher galt es aus einer Vielzahl von Bewerbern die Besten zu filtern. Das wird sich drastisch ändern! Künftig wird man um geeignete Bewerber werben müssen, sich selber in Konkurrenz befinden. Wir müssen daher umdenken: Der Mitarbeiter ist nicht mehr als Kostenfaktor zu betrachten, sondern als Investition, als ein Gewinn – als wichtige Ressource im 21. Jahrhundert.
Nicht nur Führungskräfte sind aufgerufen, sondern auch jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen, welches sich als Gemeinschaft erkennen muss, als soziales Netzwerk, als – bestenfalls – dynamisches Team. Wir werden die Kultur in unseren Erwerbsbereichen kritisch hinterfragen müssen und uns wieder der Werte und Tugenden vergangener Zeiten erinnern, denn vieles aus der Vergangenheit bekommt wieder einen Sinn, die Zeiten des "jeder ist sich selbst der Nächste" werden durch den realen demografischen Realitätsdruck rapide ihr Vorzeichen ändern.
Hierzu ist jeder arbeitsfähige Mensch aufgerufen – im Rahmen seiner Möglichkeiten – mit Eigenverantwortung und Eigeninitiative präventiv für seine Gesundheit und seine geistige Fitness Sorge zu tragen. Das Wissen in unserer Gesellschaft verdoppelt sich alle 10 Jahre und die Geschwindigkeit nimmt hierbei noch zu – lebenslanges Lernen und Wissenstransfer sind keine leeren Worte, sie sind echte Überlebensformeln für schwierige Zeiten. Wir können uns geistige Trägheit und "Dienst nach Vorschrift" nicht mehr leisten. Wir als Unternehmer sollten konstruktive, innovative und vorausschauende Prozesse – im eigenen Interesse –, so gut wie möglich fördern und unterstützen. Machen Sie mit!
Zum Abschluss noch folgende Empfehlungen:
Klären Sie, wie sich ihr Betrieb derzeit – aktiv – mit den demografischen Handlungsfeldern auseinandersetzt!
Fragen Sie: Ist bei den Führungskräften und den wichtigsten Teamplayern das Bewusstsein für den demografischen Wandel angekommen?
Das Fazit: Haben Sie den Mut zur Veränderung und trauen Sie sich auch unkonventionelle Entscheidungen zu. Seien Sie anders und besser als die Konkurrenz.
"Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt für kleine Kanzleien und mittelständische Unternehmen?"
Ja!
Gerade die kleineren Kanzleien und der kleine Mittelstand laufen Gefahr gegen die Großen nicht bestehen zu können. Je eher man sich auf die Konsequenzen des demografischen Wandels vorbereitet, desto größer sind die Chancen und Möglichkeiten seine Eigenständigkeit und sein Fortbestehen zu sichern. Wenn Sie dies schaffen und leben, sind Sie in der Vorbildfunktion für Ihre Mandanten. So ist es Ihnen auch möglich diese Botschaften glaubwürdig zu transportieren und haben daher die besten Voraussetzungen für eine langfristige Kunden-/Mandantenbindung.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in dem kostenlosen Online-Seminar "Demografischer Wandel und die Zukunft der Steuerberatung" am Mittwoch, den 18.12.2013, 15 Uhr. Ihr Referent ist Ulrich Reiner.
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