Mitarbeiterführung und Teamerfolg in der Steuerkanzlei

Erfolgreiche Teams im Sport sind Gruppen, in denen die einzelnen Mitglieder nicht nur bestimmte Rollen ausüben, sondern auch alle miteinander in Wechselwirkung stehen, was die Gruppendynamik ausmacht. So sollten etwa im Fußball die einzelnen Feldpositionen mit Spielern besetzt sein, die die Anforderungen dieser Positionen besonders gut erfüllen. Im Idealfall ergibt sich dann die perfekte Teamstruktur.

Optimale Strukturen finden

Bei der Einführung von Teams sind demnach immer die individuellen Persönlichkeitsmerkmale zu beachten, um ein funktionierendes Ganzes zu etablieren. Wenn daneben noch die Ziele der Mitarbeiter mit den Unternehmenszielen in Einklang stehen, ist nicht nur die Motivation höher, sondern die Unternehmensstrukturen verlaufen auch deutlich geradliniger, wenn alle an einem Strang ziehen.

Kennen Sie Ihre Mitarbeiter?

Wer als Chef weiß, warum seine Mitarbeiter auf die eine oder andere Art reagieren, kann strategischer und effizienter führen. Ein grundsätzliches Verständnis der Charakteristika und Besonderheiten der einzelnen Mitarbeitertypen und Generationen hilft weiter: Welche Generationen sind in Ihrer Kanzlei vertreten? Wie viele sind Digital Natives, wer gehört der Generation X, Y oder den Post Millenials an? Sie alle haben unterschiedliche Prägungen erfahren, die ihre Wertevorstellungen im Hinblick auf Arbeitseinstellung, Wertevorstellungen, Zuverlässigkeit, Bindung, technische Affinität, Kommunikation, Motivation und Problemlösung stark beeinflussen. Bewusst gestaltete Mehrgenerationen-Teams können beispielsweise gleichermaßen mit Erfahrung und Innovation punkten. Zur Typisierung nach Persönlichkeiten stehen verschiedene Analysemodelle zur Verfügung. Bei der Berücksichtigung der Ergebnisse in der Praxis ergänzen sich die Stärken, Schwächen und Verhaltensweisen im Team idealerweise und Konflikte können minimiert werden.

Führung ist Mitarbeiterservice

Bei der Frage nach Effizienz und Effektivität der Führung können wir festhalten, dass fachliche Kompetenzen bei Weitem nicht reichen. Führung muss ein Herzensthema sein. Entsprechend müssen neben der fachlichen auch die Methodenkompetenz, die Sozialkompetenz und die Selbstkompetenz stark ausgeprägt sein: Wollen die Leute etwas bewegen? Wie motiviert sind sie? Wie einfühlsam? Können sie mit Konflikten umgehen? Nehmen sie die Kanzlei ernst?

Teamgeist entwickeln

Teamgeist ist eine individuelle Kompetenz, er ist die mentale Stärke der einzelnen Teammitglieder, die in ihrer Gesamtheit das Team ausmachen. Das Wir steht vor dem Ich. Dennoch hat er nichts mit kritikloser Hingabe zu tun. Zur Entwicklung neuer Teams bietet sich das Vorgehen nach einem Phasenmodell an, etwa der Teamspirale:

  1. Das Team wird gebildet, den Mitgliedern ist bewusst, dass sie zusammengehören und -arbeiten.
  2. Es werden kollektive und individuelle Ziele und Visionen gefunden.
  3. Das Team erfährt sich in Solidarität, einem gemeinsamen Zweck und darin, dass alle ihren Beitrag leisten.
  4. Freude, Staunen und Begeisterung über die vollbrachten Leistungen entwickeln sich als weiterführende Grundlagen eines stetig wachsenden Teamgeistes. Rituale wie Feiern oder Beteiligungen sind geeignete Mittel, um die Erfolge zu zelebrieren.
  5. Das Team hat sich über eine längere Zeitspanne bewährt und kann nun sehr offen und integer zusammenarbeiten. Das führt zu einem Gefühl der Freiheit und Erfüllung.

Wir sollten in unserer Kanzlei also kleinschrittig den Teamgeist wecken, erhöhen, verfeinern und anschließend "frei lassen".

Feedback- und Fehlerkultur etablieren

Ohne Feedback als konstruktive Rückmeldung gibt es keine Veränderungen. Als Instrument der Unternehmensführung sollten Feedbackmeldungen fester Bestandteil der Unternehmenskultur ein. Die Grundlagen dafür sind Offenheit und ein hohes Maß an Transparenz. Damit lassen sich sowohl Prozessverbesserungen als auch eine persönliche Entwicklung der Mitarbeiter erreichen. Dazu gehört auch der Umgang mit Fehlern: Fehler lassen sich nicht grundsätzlich vermeiden. Es ist deshalb am besten, eine Fehlerkultur aufzubauen und mit ihnen zu arbeiten. Nur durch offene Analyse und Reflexion können künftige Wiederholungen vermieden werden. Der Umgang mit Fehlern ist ein Indikator für den Erfolg einer Unternehmenskultur. Die wichtigsten Ziele: aus eigenen und fremden Fehlern lernen, eine Lernkurve bei allen schaffen, Systemfehler abschaffen und kluge Standards etablieren.

Teamerfolge reporten

Teamerfolge würdigen und feiern ist gut, aber besser ist es, diese Erfolge auch gründlich zu dokumentieren, zu messen und zu steuern, damit Ihre Kanzlei langfristig auf dem Erfolgsweg bleibt. Dazu kann beispielsweise die Balanced-Scorecard-Methode eingesetzt werden. Sie setzt eine Ursache-Wirkungs-Analyse voraus. Auf Teamerfolge bezogen heißt das, dass möglichst exakt nach den Ursachen von Erfolgen gesucht wird. Das wichtigste Ziel dabei ist, allen Mitarbeitern verständlich zu zeigen, was für das eigene Unternehmen und dessen Strategie wichtig ist und was jedes Team einbringen muss. Teamerfolge werden damit also zum einen angestrebt und zum anderen analysiert, um die Einflussfaktoren herauszuarbeiten, die ihrerseits als Basis der Leistungen aller genutzt werden sollen.

Autorinnen:

Sandra Weigert, MBA und Petra Kunde, Dipl.-Finanzwirtin (FH) und Steuerberaterin, sind auf die Beratung von Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien spezialisiert. Mit Benchmarking führen sie ein seit 1998 bewährtes Workshop-System fort, das Josef Weigert speziell für diese Branche entwickelt und aufgebaut hat.

Ines Scholz, Dipl.-Kauffrau (FH), ist Steuerberaterin in eigener Kanzlei in Zwickau und Fachberaterin für Unternehmensnachfolge (DStV). Sie ist außerdem als Wirtschaftsmediatorin und Aufsichtsratsmitglied tätig.

Der Beitrag entstammt dem bei Schäffer-Poeschel erschienenen Der Beitrag entstammt ihrem gemeinsamen, im Schäffer-Poeschel erschienenen Buch "Mitarbeiterführung in der Steuerkanzlei".