Reiche ziehen ihr Geld aus der Schweiz ab

Die Schweizer Banken spüren einen erheblichen Geldabfluss. Reiche Europäer ziehen massiv ihr Geld aus der Schweiz ab.

Wegen des Drucks auf Steuerflüchtlinge und der geplanten Abgeltungssteuer "gehen wir davon aus, dass insgesamt Hunderte Milliarden Franken aus der Schweiz abfließen werden", sagte UBS-Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner in einem am Montag veröffentlichten Interview des Magazins "Schweizer Bank", über das die Schweizer Agentur sda berichtet. Allein bei der UBS werden nach Meinung von Zeltner bis zu 25 Milliarden EUR abfließen. Mitte 2012 verwaltete die größte Schweizer Bank 640 Milliarden EUR für reiche Kunden. Bei der Credit Suisse wurden den Informationen zufolge seit 2009 rund 26 Milliarden EUR abgezogen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte unterdessen, sie habe die Hoffnung auf eine Umsetzung des umstrittenen Steuerabkommens mit der Schweiz trotz Blockade durch die SPD nicht aufgegeben. "Ich glaube, dass es ein richtiges und gutes Steuerabkommen ist", sagte Merkel am Montag in Berlin. Sie wolle alles tun, um die Sozialdemokraten zu überzeugen. Sonst würde eine wirkliche Chance verpasst. Mit Blick auf die Steueramnestie unter dem früheren SPD-Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte Merkel, das jetzige Abkommen mit der Schweiz sei nicht schlechter. "Wir sollten uns freuen, dass es Bewegung gegeben hat."

Im Schutz des Bankgeheimnisses hat sich die Schweiz zum weltweit wichtigsten Hort von ausländischem Geld entwickelt. Die USA und Deutschland üben Druck aus, reichen Steuerflüchtlingen bei Nachforschungen der Finanzämter keinen Schutz mehr zu gewähren.

Einer Studie der Unternehmensberater von ZEB zufolge verwalten Schweizer Banken rund 2,3 Billionen Euro von ausländischen Kunden. Davon stammen 345 Milliarden Euro laut ZEB-Schätzung aus Deutschland, Italien und Großbritannien. Insgesamt dürften den Experten zufolge fast 660 Milliarden Euro auf nicht versteuerte Gelder aus Westeuropa entfallen. Bis 2016 werden laut Prognose allein Kunden aus Deutschland, Italien und Großbritannien mehr als 100 Milliarden Euro abziehen.

Nach einer Recherche des "Handelsblatt" (Dienstag) machen namhafte Banken in der Schweiz bereits mit deutschen Neukunden nur Geschäfte, wenn die Erträge nach Deutschland gemeldet werden dürfen. Bei der Stichprobe des Blattes gaben sich zwei Reporter als deutsche Kunden aus, die in der Schweiz ein Depot eröffnen wollten. Die Berater von UBS, Deutscher Bank Schweiz, Credit Suisse und Julius Bär boten die Möglichkeit einer anonymen Besteuerung nicht an und wollten nur unter der Bedingung ein Konto eröffnen, dass die Bank die Erträge nach Deutschland melden darf.

Nach jüngsten Recherchen von stern.de haben die Finanzbehörden seit dem Ankauf einer CD mit Kundendaten der Schweizer Bank Credit Suisse im Februar 2010 insgesamt fast 27.700 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit Kapitalanlagen in der Schweiz und Liechtenstein registriert. Die meisten Selbstanzeigen verzeichnet laut stern.de Baden-Württemberg (9.689 Selbstanzeigen, 321 Millionen Euro Mehreinnahmen). Es folgen Nordrhein-Westfalen (6.505, 300 Millionen Euro), Hessen (4.212, 444 Millionen Euro) und Rheinland-Pfalz (2.493, 160 Millionen Euro).

dpa

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