So lange warten Steuerzahler auf ihren Steuerbescheid

Die Finanzämter im Bundesgebiet bearbeiten Steuererklärungen unterschiedlich schnell und sind in der Coronakrise insgesamt langsamer geworden - dies geht aus dem neuen Bearbeitungs-Check des Bund der Steuerzahler e.V. hervor. Demnach benötigen Bescheide ab Erklärungseingang je nach Bundesland zwischen 40 bis 62 Tagen. 

Bearbeitungszeiten für den Veranlagungszeitraum 2021

Wie schnell werden Steuererklärungen in deutschen Finanzämtern bearbeitet? Dieser Frage geht der Bund der Steuerzahler e.V. (BdSt) alljährlich in seinem Bearbeitungs-Check nach. Für die neue Statistik hat der BdSt diesmal alle Steuererklärungen für den Veranlagungszeitraum 2021 in den Blick genommen, die bis zum 31.12.2022 eingereicht worden sind. Dabei fällt auf: In allen Bundesländern hat sich die Bearbeitungszeit im Vergleich zum Vorjahr verlängert.

Hinweis: Lediglich Nordrhein-Westfalen hat - wie in den Vorjahren - keine konkreten Zahlen zum Bearbeitungs-Check beigesteuert und angegeben, dass die Bearbeitungszeiten zwischen "zwei Wochen und sechs Monaten" liegen.

Nach wie vor wird in Berlin am schnellsten veranlagt - im Schnitt 40 Tage muss man hier auf seinen Steuerbescheid warten. Das Bundesland belegte damit zum sechsten Mal in Folge den Spitzenplatz. Mit 40,1 Tagen sicherte sich Hamburg den zweiten Platz. Die meiste Geduld mussten Bürgerinnen und Bürger in Bremen aufbringen, dort brauchte es von der Abgabe der Einkommensteuererklärung bis zum fertigen Steuerbescheid im Durchschnitt rund 62 Tage.

Bearbeitungszeiten-Ranking des BdSt

Das aktuelle Ranking des BdSt im Überblick (allgemeiner Durchschnitt):

Platz

Bundesland

Durchschnittliche Bearbeitungszeit in Tagen

Veränderung zum Vorjahr

in Tagen

1

Berlin

40

+ 7

2

Hamburg

40,1

+ 5

3

Sachsen

46

+ 7

4

Bayern

47

+ 7

5

Thüringen

47,7

+ 5,5

6

Rheinland-Pfalz

47,8

+ 8,9

7

Sachsen-Anhalt

48,1

+ 4,9

8

Hessen

49,7

+ 3,7

9

Niedersachsen

50

+ 9

10

Mecklenburg-Vorpommern

51

+ 10

11

Saarland

51,4

+ 13,2

12

Schleswig-Holstein

53,3

+ 9,1

13

Baden-Württemberg

54

+ 8

14

Brandenburg

59,3

+ 11,25

15

Bremen

62,04

+ 16,14

Nordrhein-Westfalen

zwischen „zwei Wochen und sechs Monaten“

-

Zum Vergleich: Beim Vorjahres-Check 2021 (für das Steuerjahr 2020) war Brandenburg mit einer Bearbeitungszeit von "nur" 48 Tagen bereits das Schlusslicht des Rankings. Nun liegen sogar neun Bundesländer bei mehr als 48 Tagen Bearbeitungszeit.

Finanzämter übernehmen Zusatzaufgaben

Der BdSt sieht die insgesamt längeren Bearbeitungszeiten unter anderem darin begründet, dass die Finanzämter mit Zusatzaufgaben wie der Grundsteuerreform belastet waren und unter Personalnot leiden. Auch die Coronakrise und die steigenden Erklärungszahlen seien ein Grund.

Besonders stark aufgestiegen sind im Ranking gegenüber dem Vorjahr die Bundesländer Hessen (+ fünf Plätze) und Thüringen (+ vier Plätze).

Autofall-Quote

Der BdSt hat zudem ermittelt, dass in den Bundesländern im Schnitt zwischen knapp 13 und 22 % der Einkommensteuererklärungen automatisch von den Rechnern der Finanzverwaltung erledigt wurden (sog. Autofall-Quote). Die deutlichste Steigerung bei der automatisierten Fallfreigabe wiesen Bayern und Berlin auf: Beide Bundesländer steigerten ihre Quote um jeweils knapp 6 Prozentpunkte.  Für Nordrhein-Westfalen lagen keine Angaben zur Autofall-Quote vor. Wird eine Erklärung automatisch bearbeitet, erhalten Steuerzahler ihre Bescheide bereits binnen 10 bis 14 Tagen.


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