Chancen der CSRD: zehn Vorteile für Unternehmen

Was in der Diskussion um die CSRD viel zu oft untergeht: Das neue Gesetz zum Nachhaltigkeitsreporting birgt auch Chancen. Daniel Obst meint: Wenn Unternehmen es als Anstoß für einen nachhaltigen Wandel nutzen, gewinnen nicht nur sie selbst, sondern wir alle.

Laut Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen rund 15.000 deutsche Unternehmen demnächst einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. Die Details regeln die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Aus Teilen der Wirtschaft hagelt es Kritik: Die Berichterstattung binde in Unternehmen so viele Kapazitäten, dass sie reale nachhaltige Veränderungen verhindere. Auch dringend nötige Effizienzsteigerungen und Innovationen seien so nicht mehr möglich.

Ich sehe das anders.

Fakt ist: Die betroffenen Unternehmen müssen die CSRD umsetzen, egal wie laut sie klagen. Warum dann nicht die positiven Seiten in den Blick nehmen und etwas Gutes daraus machen? Wer die CSRD strategisch angeht und die Anforderungen effektiv umsetzt, erschließt sich damit Möglichkeiten, die weit über bloße Compliance hinausgehen. Welche das sind? Hier kommen die zehn wichtigsten Chancen für Unternehmen – und eine elfte für uns alle.

1. Kosten sparen

Ja, Sie haben richtig gelesen: Die CSRD kann messbare betriebswirtschaftliche Vorteile bringen. Denn wer ein Unternehmen durch die Nachhaltigkeits-Lupe betrachtet, kann Verschwendung aufdecken und verringern. Ein simples Beispiel: Energiesparen senkt nicht nur die CO2-Emissionen, sondern auch die Energiekosten.

2. Unternehmensweit ein Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln

Für den CSRD-Bericht werden in fast allen Unternehmensbereichen systematisch Daten und Informationen zu relevanten Nachhaltigkeitsthemen abgefragt. ESRS E5 etwa, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft, vermittelt ein umfassendes Verständnis von Kreislaufwirtschaft. Das geht weit über Recycling hinaus und hebt unter anderem die Rolle des Produktdesigns hervor. So entsteht im ganzen Unternehmen ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit.

3. Prozesse optimieren

Wer im Unternehmen auf die Suche nach den erforderlichen Daten geht, blickt aus einer neuen Perspektive auf eingefahrene Strukturen und Prozesse. Und wird feststellen, dass man die eine oder den anderen effizienter gestalten könnte.

4. Risikomanagement verbessen

Für die CSRD müssen Unternehmen potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken identifizieren und managen. Dazu zählen zum Beispiel Extremwetterereignisse, die für Stromausfälle, blockierte Straßen und teure Schäden sorgen können. Unternehmen, die sich rechtzeitig darauf vorbereiten, sind resilienter gegenüber den Herausforderungen der Zukunft. Und sichern langfristig ihren Erfolg.

5. Lieferkette stärken

Nachhaltigkeit in der Lieferkette minimiert nicht nur Risiken wie Menschenrechtsverletzungen und Umweltkatastrophen. Langfristige, wertebasierte Partnerschaften bieten beiden Seiten Vorteile. Ein Beispiel: Kommt es zu Engpässen, wird der Lieblingskunde noch am ehesten beliefert.

6. Mitarbeitende motivieren

In Unternehmen, die sich glaubhaft für Nachhaltigkeit einsetzen, entwickeln die Mitarbeitenden oft ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und Sinn. Sie unterstützen sich gegenseitig, sind engagiert und bringen eigene Ideen ein. Wenn Unternehmen dies auch transparent kommunizieren, ziehen sie weitere talentierte Menschen an.

7. Investitionsattraktivität steigern

Kreditgeber:innen und Investor:innen legen zunehmend Wert auf ESG-Kriterien. Durch den CSRD-Bericht entsteht hier mehr Transparenz. Nachhaltige Unternehmen können finanzielle Stabilität und Investitionen in die Zukunft dann leichter sicherstellen.

8. Wettbewerbsfähigkeit und Innovation fördern

Die Auseinandersetzung mit den CSRD-Anforderungen sorgt für ein Grundverständnis von Nachhaltigkeit. Sie regt dazu an, Routinen zu hinterfragen und langfristig innovative, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Das öffnet die Tür zu neuen Märkten und Kundensegmenten und kann die Positionierung im Wettbewerb stärken.

9. Nachhaltigkeitskommunikation starten

Die CSRD spornt Unternehmen dazu an, intern wie extern über Nachhaltigkeit zu sprechen. Intern, weil Informationen aus fast allen Unternehmensbereichen in den Bericht einfließen. Extern, weil die Stakeholder erst einmal identifiziert und für die Wesentlichkeitsanalyse befragt werden müssen. Außerdem kann der CSRD-Bericht später als Steinbruch für zielgruppenspezifische Nachhaltigkeitskommunikation dienen.

10. Marke stärken und Vertrauen gewinnen

Konsument:innen legen zunehmend Wert auf nachhaltige Marken und Produkte. Durch die CSRD-Berichterstattung lassen sich Unternehmen leichter vergleichen. Wer hier punktet, kann das Kundenvertrauen stärken und die Markenloyalität erhöhen.

Fazit

Kurz: Nachhaltigkeit nicht nur als ethisches Ideal oder gesetzliche Pflicht, sondern als strategischer Geschäftsvorteil – so wird die CSRD zur Chance für Unternehmen.

Eine letzte Chance aber geht uns alle an: Die CSRD stellt den Nachhaltigkeitsbericht auf eine Stufe mit dem Finanzbericht. Unternehmen werden also nicht mehr nur nach wirtschaftlichen, sondern auch nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet. Das verändert die Werte, nach denen wir leben. Im besten Fall hin zu einer Wirtschaft, die verantwortungsvoll mit den Ressourcen unseres Planeten umgeht. Und langfristig Mehrwert für alle Menschen schafft.

Schlagworte zum Thema:  CSRD, Nachhaltigkeitsberichterstattung