Nachhaltigkeit und Führungskompetenz

Nachhaltigkeit birgt viele Ansätze, um die eigene Führungskompetenz zu verbessern und ist der Schlüssel, um die eigene Führungspersönlichkeit zu entwickeln. Dieser Artikel zeigt, wieso Nachhaltigkeit für Führungskräfte so wichtig ist, und bietet eine praktische Führungskräfte-Übung.

Wenn man denkt, Nachhaltigkeit ist was, was man quasi als Schleifchen oben dran bindet, kann man es lassen. […] Wenn wir es nicht schaffen, unseren Kindern einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, dann brauchen wir doch gar nicht erst weiterzumachen. […] Das ist doch die relevanteste Frage. Wie ordnest du Nachhaltigkeit ein. Wie ordnest du unternehmerische Verantwortung ein. Für mich gehört es zur unternehmerischen Verantwortung dazu. Wenn ich Teil eines Problems bin, muss ich doch gucken, dass ich es wieder aufräume. Und dann ist nicht mehr die Frage ob, sondern wie mache ich es und dann kommt einfach eine saubere Managementkompetenz ins Spiel. Also ich frage ja bei Qualität auch nicht, lass ich es weg oder mache ich es oder bei Digitalisierung. Ich muss doch da auch schauen, wie schaffe ich das gegen alle Widerstände, gegen alle Kosten und Aufwand eben doch Schrittchen für Schrittchen nach vorne zu kommen.

Antje von Dewitz von VAUDE auf dem Sustainable Economy Summit, der unter anderem vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) organisiert wurde, Berlin im Dezember 2023

Ist dir das Eisenhower-Prinzip ein Begriff? Also die Unterscheidung zwischen wichtig und dringend? Es ist ein beliebtes Zeitmanagement-Tool. Oft verschwenden wir unsere Zeit mit den vermeintlich dringenden Aufgaben und verschieben die wichtigen. Am Ende des Kapitels findest du eine Übung dazu, die dir eine erste Analyse ermöglicht. Auch die Kapitelfrage, warum Nachhaltigkeit für Führungskräfte wichtig ist, kannst du anhand dieser Übung gut für dich selbst beantworten.

Wir leben auf eine Revolution zu und sagen die in der Regel ab, weil man in den nächsten 24 Stunden noch wichtigere Dinge zu tun hat.

Peter Sloterdijk

Denn Treiber gibt es genug, die eigentlich auch jeder kennt. Diese eher rationalen Argumente werden immer wieder vorgebracht. Aber ist dies wirklich zielführend? Ich habe eher das Gefühl, dass seit über 40 Jahren immer die gleichen Dinge wiederholt werden. Ich ertappe mich dabei, dass ich selbst bei Meetings der Fridays for Future-Generation, die ja nun wirklich engagiert ist, ein Gähnen nicht unterdrücken kann. Irgendwie ist alles gesagt und so wenig getan. Doch wie erreichen wir die Umsetzungskraft, die über bloßes Pflichtbewusstsein und das Minimum hinausgeht?

Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit

Nachhaltigkeit birgt viele Ansätze, um die eigene Führungskompetenz zu verbessern und ist der Schlüssel, um die eigene Führungspersönlichkeit zu entwickeln.

Unser Handeln wird maßgeblich von biologischen und nicht ausschließlich von logischen Faktoren beeinflusst. Daher besteht die Kunst also darin, das entsprechende Wissen zu erlangen und es anschließend auf eine gehirngerechte Weise umzusetzen. Wir müssen lernen, vom Gehirnträger zum Gehirnbenutzer zu werden. Eine dringendere Formulierung der Zusammenhänge wäre der Umsetzung jedoch nicht zuträglich, denn unter Druck setzt das Gehirn oft Blockaden und es fällt uns noch schwerer, Gewohnheiten zu ändern. Daher ist es unerlässlich, das nötige Wissen zu erlangen, um uns selbst zu erkennen und zu reflektieren, um dann das Wissen in Weisheit zu verwandeln. Weisheit befähigt uns, zu erkennen und zu bewerten, welche Aspekte des Wissens dauerhaft relevant sind und sich effektiv auf unser Leben anwenden lassen.

Der Narr hält sich nicht für weise, aber der weise Mensch weiß, dass er ein Narr ist.

William Shakespeare

Führungskräfte-Übung: Wie wichtig ist mir Nachhaltigkeit?

Aufgabe: Bitte reflektiere die Frage, wie wichtig dir Nachhaltigkeit ist, und wende das Eisenhower-Prinzip auf das Thema und deine Rolle als Führungskraft an. Sammle und identifiziere zunächst alle Punkte und wichtigen Aspekte von Nachhaltigkeit für dein Unternehmen oder deine Organisation. Bewerte und sortiere diese Aspekte nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit und teile sie in die entsprechenden Quadranten des Eisenhower-Prinzips ein, das weiter unten noch einmal erläutert wird. Diskutiere gern mit anderen (evtl. mit deiner Mastermind-Gruppe), warum du bestimmte Aspekte als wichtig und dringend eingestuft hast und wie sich dies auf deine Rolle als Führungsperson auswirkt. Entwickle Aktionspläne, um die identifizierten wichtigen und dringenden Aspekte der Nachhaltigkeit anzugehen. Welche Rolle siehst du für dich als Führungsperson bei der Umsetzung dieser Pläne und der Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur?

Das Eisenhower-Prinzip, benannt nach dem ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, ist ein Zeitmanagement-Tool, das eine klare Methode bietet, um Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit zu priorisieren. Es basiert auf einer Matrix, die in vier Quadranten unterteilt ist:

  1. Wichtig und dringend: Aufgaben in diesem Quadranten sind sowohl wichtig als auch dringend und sollten sofort erledigt werden. Es sind unmittelbare Prioritäten, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern.
  2. Wichtig, aber nicht dringend: Aufgaben in diesem Quadranten sind wichtig, aber sie haben keine sofortige Frist. Sie sollten langfristig geplant und priorisiert werden, um Probleme in Zukunft zu vermeiden.
  3. Dringend, aber nicht wichtig: Aufgaben in diesem Quadranten sind dringend, erfordern jedoch keine langfristige Planung. Sie sollten delegiert oder wenn möglich vermieden werden, um Zeit für wichtige Aufgaben zu sparen.
  4. Nicht wichtig und nicht dringend: Aufgaben in diesem Quadranten sind weder wichtig noch dringend. Sie können später erledigt oder sogar ausgelassen werden, um Zeit für wichtigere Aufgaben zu gewinnen.

Das Ziel des Eisenhower-Prinzips ist es, Führungskräften und Einzelpersonen zu helfen, ihre Zeit effektiv zu nutzen, indem sie sich auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren und unwichtige oder unnötige Aufgaben minimieren. Es fördert eine strategische und proaktive Herangehensweise an die Arbeitsorganisation und hilft dabei, Prioritäten klar zu setzen.

Auswertung der Aufgabe: Wie viele Punkte hast du dem zweiten Quadranten zugeordnet?

Meist wird der erste Quadrant als der wichtigste angesehen. Bei der nachhaltigen Entwicklung ist es jedoch der zweite Quadrant, denn Nachhaltigkeitsthemen werden oft als nicht dringend empfunden und deshalb nach hinten geschoben. Diskutiere, wie du nachhaltige Themen als dringender gestalten kannst. Was ist dafür als Führungskraft von dir gefordert? Wie begründest du dies? Wichtig ist es oft, die sinnvollen, nachhaltigen Aufgaben zuerst zu erledigen, bevor sie dringend werden. Ganz nach dem Motto: Denken kann jeder, umdenken ist schon schwieriger. Aber für Führungspersönlichkeiten kein Problem. Denn die Aufgabe von Leadern ist es, Hoffnungsträger zu sein.

Was die Zukunft betrifft, geht es nicht darum, sie vorherzusagen, sondern darum, sie möglich zu machen.

Antoine de Saint Exupéry, »Zitadelle«, 1948


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Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Nachhaltigkeit beginnt im Kopf“ von Dr. Maria Hoffacker, das 2024 bei Haufe erschienen ist. Hier geht es zum Buch.