Photovoltaik auf Gewerbeimmobilien

Deutsche Gewerbegebiete sind ein Meer aus Flachdächern. Doch die wenigsten dieser Dächer werden genutzt, um Energie zu produzieren. Welche erheblichen Vorteile eigener Strom für Unternehmen bietet und was alles zu beachten ist, erklärt Florian Resatsch im folgenden Artikel.

Nur rund zehn Prozent der Dachflächen sind in Deutschland mit Photovoltaikanlagen (PV) ausgestattet. Dabei bieten Photovoltaikanlagen gerade auf Gewerbedächern eine strategische Möglichkeit, Energiekosten zu senken und die Abhängigkeit von externen Energiequellen zu verringern. Laut Berechnungen von Garbe Industrial Real Estate könnten konsequent genutzte Gewerbedächer in Deutschland eine Leistung von 121 Gas- oder Kohlekraftwerken ersetzen. 

Das wirtschaftliche Potenzial ist enorm, doch für Unternehmen zählt der individuelle Nutzen: Früher war die Entscheidung für PV-Anlagen oft von ökologischen Überzeugungen geprägt. Heute zeigen die Zahlen deutlich, dass sich eine Investition auch ökonomisch lohnt.

Kostenreduktion und Unabhängigkeit: Wirtschaftliche Vorteile der PV-Anlagen im Gewerbe

Unternehmen, die in Photovoltaikanlagen investieren, können ihre Stromkosten nachhaltig senken. Oft amortisieren sich die Anlagen bereits nach rund sieben Jahren, bei einer Lebensdauer von über 30 Jahren. Besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten – wie zuletzt durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – gewinnen Unternehmen durch Eigenstromproduktion an Stabilität und Unabhängigkeit.

Neben der Kostenreduktion hat die PV-Technologie für Unternehmen aber auch einen symbolischen Wert: Sie signalisiert Nachhaltigkeit und Innovationswille. Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen bewerten das Engagement für Klimaschutz zunehmend positiv. Auch im Wettbewerb um Fachkräfte können Unternehmen durch sichtbare Maßnahmen im Bereich ESG punkten.

Technische und regulatorische Fragen rund um PV im Gewerbe

Der Bau von PV-Anlagen auf Gewerbedächern bringt jedoch besondere Herausforderungen mit sich, die sorgfältig geplant werden müssen. Drei zentrale Fragen sind zumeist:

  • Ist mein Gewerbedach überhaupt geeignet? Die Tragfähigkeit bzw. Statik des Daches muss überprüft werden. Leichtbau-PV-Module bieten jedoch auch bei weniger belastbaren Dächern eine Lösung.  
  • Wie groß kann die Anlage werden? Die Kapazität hängt von Dachgröße, Beschattung und Beschaffenheit ab – sind etwa Aufbauten oder Blitzableiter auf dem Dach? Gewerbliche Anlagen haben oft Kapazitäten von mehreren hundert kWp bis in den Megawatt-Bereich. Eine erste Berechnung ist mittlerweile auch mithilfe digitaler Tools möglich.
  • Welche gesetzlichen Vorgaben und Förderungen gibt es? Unter anderem müssen Sicherheitsstandards, Netzanschlussbedingungen und Genehmigungsverfahren geprüft werden. Es gibt Förderprogramme, außerdem erhöht das Solarpaket 1 der Bundesregierung die Einspeisevergütung für überschüssigen Strom. Auch hier muss im Einzelfall geschaut werden, welche regionalen Vorgaben und Förderungen es gibt.

Steuerbare PV-Anlagen im Gewerbe – die Hintergründe

Eine immer wichtigere Rolle in der Diskussion um die Effizienz von Photovoltaikanlagen spielt die Steuerbarkeit der Module. Moderne steuerbare PV-Anlagen können gezielt abgeschaltet oder in ihrer Einspeisung gedrosselt werden, wenn das Netz überlastet ist. Entsprechend gab es zuletzt auch von der Bundesnetzagentur Forderungen, dass neue Photovoltaik-Anlagen steuerbar sein müssten.

Steuerbare PV-Anlagen könnten aber auch für Unternehmen interessant sein, die einen Teil ihres erzeugten Stroms ins Netz einspeisen und vom flexiblen Management der Einspeisemengen profitieren wollen. Erneut sollte aber im Einzelfall geprüft werden, was die Zielsetzung des Unternehmens mit der PV-Anlage ist und ob steuerbare Anlagen sinnvoll sind.

Batteriespeicher: Sinnvolle Ergänzung zur PV-Anlage im Gewerbe

Photovoltaikanlagen bieten nicht nur Eigenstromversorgung für den Moment der Sonneneinstrahlung, sondern können in Kombination mit Batteriespeichern das Energiemanagement auf die nächste Stufe heben. 

Mithilfe von Batterien lässt sich überschüssiger Strom für Zeiten speichern, in denen keine Sonne scheint – etwa nachts oder an trüben Tagen. Dies ist dann die Optimierung des Eigenverbrauchs. Batterien dienen aber auch dem Lastspitzenmanagement: Unternehmen entladen bei hohem Bedarf den gespeicherten Strom, um die Spitzen zu senken und so Netzentgelte zu reduzieren. Der Batteriestrom kann darüber hinaus zur Netzstabilisierung eingesetzt werden, indem Energie ins Netz gespeist wird, wenn diese benötigt wird. Dies wird oft von Netzbetreibern vergütet.

Zusätzlich sind Batterien für Unternehmen und Organisationen interessant, die in Krisensituationen auf Notstrom angewiesen sind. Batteriespeicher können hier als eine emissionsfreie Alternative zu Dieselgeneratoren eingesetzt werden.

Notstrom in Form von erneuerbarer Energie auf Batterien, statt aus fossilen Brennstoffen, vorzuhalten, wird auch dadurch zur Option, da die Kosten für Batteriespeicher kontinuierlich sinken. Mit steigender Effizienz der Technologie wird die wirtschaftliche Attraktivität noch weiter zunehmen, auch über die Vorhaltung als Notstrom hinaus.

PV im Gewerbe, Batterie und Energiemanagement: Ein ganzheitlicher Ansatz für die Zukunft

Die Investition in Photovoltaikanlagen ist mehr als nur eine ökonomische Entscheidung – sie ist ein Schritt hin zu einer nachhaltigen und resilienten Energieversorgung. Unternehmen, die ihr Dachpotenzial nutzen, stärken ihre Unabhängigkeit und profitieren von langfristigen Kosteneinsparungen. 

Batteriespeicher und steuerbare Anlagen werden in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um das Energiemanagement weiter zu optimieren sowie auf Schwankungen in Netzkapazitäten und Energiepreisen flexibel zu reagieren. Unternehmen tun gut daran, bereits jetzt einen ganzheitlichen Ansatz in ihrer Energieplanung zu verfolgen und neben der PV-Anlage auch Speicher- und Steuerungstechnologien einzubeziehen.

Florian Resatsch ist CEO von Elevion Green und befähigt Unternehmen dabei, aus Klimaschutz einen Business Case zu machen. Stationen seines bisherigen Berufswegs bei Viessmann oder als Gründer von Friendticker greifen nun zusammen: Mit der digitalen Plattform Elevion Green will er Solaranlagen zum Standard auf gewerblichen Dachflächen machen.



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