Auf dem Sprung: Die Gefühlslage der Nachhaltigkeitsmanager
Das Nachhaltigkeitsmanagement wird immer wichtiger in Unternehmen. Neue Gesetze und Verordnungen sowie steigende Marktanforderungen stellen das Berufsfeld vor Herausforderungen. Was das für das Gehalt und die Zufriedenheit der Nachhaltigkeitsmanager:innen bedeutet, darum geht es im „Sustainability People Report“ von The Sustainability People Company, EY und Haufe. Demnach sind die Befragten zwar überwiegend zufrieden, leiden aber auch unter der steigenden Arbeitsbelastung. Jede:r Zweite will in naher Zukunft den Arbeitgeber wechseln.
Das Nachhaltigkeitsmanagement ist überfordert, aber auch zufrieden
Die Arbeitsbelastung hat in den letzten drei Jahren zugenommen: Das berichten 72 Prozent der befragten Nachhaltigkeitsmanager:innen. Während etwa 20 Prozent keine Veränderung wahrnehmen, hat die Belastung nur laut rund 9 Prozent der Befragten abgenommen. Diese Tendenz zeigt sich auch bei der Forderung im Berufsalltag: Mehr als ein Drittel (38 Prozent) fühlt sich im Job tendenziell überfordert, im Gegenzug fühlen sich grob 15 Prozent der Befragten unterfordert. Die Mehrheit der Befragten (46 Prozent) findet die tägliche Forderung jedoch genau richtig.
Auch wenn die Arbeitsbelastung hoch ist, ist eine Mehrheit von 61 Prozent derzeit zufrieden mit ihrer Arbeit. Ungefähr 15 Prozent der Befragten sind tendenziell unzufrieden: Während rund 11 Prozent angeben, eher unzufrieden zu sein, sind etwa 4 Prozent ganz und gar nicht mit ihrem Job zufrieden. Diese Wahrnehmung fällt bei 24 Prozent der Befragten gemischt aus.
Warum Nachhaltigkeitsmanager:innen weggehen und warum sie bleiben
Und jetzt müssen Arbeitgeber ganz stark sein: Knapp die Hälfte der Nachhaltigkeitsmanager:innen (49 Prozent) will ihren Arbeitgeber in den nächsten zwei Jahren wechseln. Wie erwartet, ist die Zufriedenheit mit dem Job bei denjenigen, die den Arbeitgeber wechseln wollen, erkennbar schlechter.
Von den „Wechselwilligen“ sind 62 Prozent unzufrieden bis mäßig zufrieden. Unter den anderen 51 Prozent „Bleibenden“ sind 82 Prozent mit ihrem Job zufrieden. Neben der Unzufriedenheit gibt es aber noch weitere Wechselgründe: Dazu zählen private Anlässe (16 Prozent) oder der Wunsch nach neuen Aufgaben und Abwechslung (21 Prozent).
Weit oben auf der Liste der Wechselgründe steht die emotionale Distanzierung bzw. Desillusionierung, weil sich im Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit nicht genug tut (65 Prozent). Weitere relevante Gründe sind mangelnde Ressourcen (57 Prozent) und mangelnde Aufstiegs-/Weiterentwicklungschancen (56 Prozent). Häufig genannt, aber eher im Mittelfeld ist ein zu geringes Gehalt: Es wird von 53 Prozent der Befragten genannt.
Und was spricht bei der anderen Hälfte für einen Verbleib im Unternehmen? Ganz deutlich nennen die Nachhaltigkeitsmanager:innen interessante und passende Tätigkeiten (91 Prozent) sowie hohe Gestaltungsfreiheit im Job (89 Prozent), direkt danach kommt ein gutes Arbeitsklima (86 Prozent). Hier belegt ein attraktives Gehalt ebenfalls eher einen Platz im Mittelfeld (48 Prozent).
Blick auf die Studienergebnisse im Publikationswebinar:
Die Bedeutung der Führung für das Nachhaltigkeitsmanagement
Alles eine Frage der Führung? Das Verhalten und Commitment der Unternehmensführung scheint für die wechselwilligen Nachhaltigkeitsmanager:innen jedenfalls eine große Rolle zu spielen: 56 Prozent der Befragten nennen eine mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensführung, ebenfalls 56 Prozent sprechen über mangelnde Transparenz bei Unternehmensentscheidungen und 55 Prozent verweisen auf schlechtes Führungsverhalten von Vorgesetzten.
Was die einen zum Gehen veranlasst, motiviert die anderen zum Bleiben. Wieviel Wert die befragten Nachhaltigkeitsmanager:innen einer guten Führung beimessen, zeigt sich auch bei denjenigen, die im Unternehmen bleiben wollen: 72 Prozent nennen als Grund ein positives Führungsverhalten von Vorgesetzten und 66 Prozent beobachten eine große Wertschätzung ihrer Arbeit im Unternehmen. Etwa die Hälfte (52 Prozent) kann viel Verständnis und Unterstützung der Führung erkennen.
Die Studienergebnisse finden Sie hier zum Download
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Über die Studie
An der Befragung zum „Sustainability People Report“ haben im Mai 2024 insgesamt 532 Personen teilgenommen. Ausgewertet wurden die Angaben von 356 Personen, die als vollzeitangestellte Nachhaltigkeitsmanager:innen tätig sind. In die Auswertungen zu nichtfinanziellen Leistungen, Arbeitsplanung und Zufriedenheit fließen die Angaben von weiteren 90 Teilzeitbeschäftigten ein. Teilnehmende, die als Nachhaltigkeitsberater:innen oder in anderen Funktionen tätig sind, wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt. Um die Unabhängigkeit der Studie zu gewährleisten, wurde Dr. Manuel Reppmann mit der Durchführung beauftragt. Manuel Reppmann forscht seit über 10 Jahren zum Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen.
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