Sustainability Report: Nachhaltigkeitsmanager überlastet

Viele Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager fühlen sich einer steigenden Arbeitsbelastung ausgesetzt und sind zunehmend von ihrem Job desillusioniert. Das zeigt der "Sustainability People Report 2024". Demnach plant knapp die Hälfte der Befragten, den Arbeitgeber in den kommenden zwei Jahren zu wechseln. Gleichzeitig schätzen ebenso viele ihren Job und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Nachhaltigkeitsmanager und -managerinnen arbeiten in einem bewegten Umfeld. Arbeitsabläufe und Zuständigkeiten müssen sich in vielen Unternehmen erst einspielen, während gleichzeitig regulatorische Änderungen immer mehr Aufgaben schaffen. So verpflichtet beispielsweise die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) immer mehr Unternehmen zur Berichterstattung.

Auch um dieser Pflicht gerecht zu werden, haben viele Unternehmen bereits Sustainability Manager eingestellt oder beschäftigen sich damit. Der "Sustainability People Report 2024" zeigt, wie zufrieden die Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager in Deutschland mit ihrem Job sind, was ihnen Schwierigkeiten bereitet und wie sie entlohnt werden. An der Studie, die von The Sustainability People Company, EY und Haufe durchgeführt wurde, haben im Mai 2024 insgesamt 532 Personen teilgenommen.

Sustainability Manager berichten von zunehmender Belastung

Angesichts des sich ständig verändernden Aufgabenspektrums verwundert es nicht, dass fast drei Viertel der Befragten von einer zunehmenden Arbeitsbelastung in den vergangenen drei Jahren berichten. Zu einer Überforderung führt das nicht überall: So gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass ihr Job sie täglich im genau richtigen Maß fordere (46 Prozent). Das bedeutet jedoch auch, dass vier von zehn Befragten sich überfordert fühlen. Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass ein beträchtlicher Anteil der Nachhaltigkeitsmanager über einen Jobwechsel nachdenkt, wie die Studie zeigt.

Missstimmung im Nachhaltigkeitsmanagement wächst

Denn in Bezug auf die Zufriedenheit und Bindung zum Arbeitgeber zeigt sich ein geteiltes Bild: So sind drei von fünf Befragten mit ihrem Job zufrieden, wohingegen nur 15 Prozent angeben, unzufrieden zu sein. Dennoch planen viele Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager den Absprung: Fast die Hälfte der Befragten hat vor, ihren Arbeitgeber kurzfristig zu wechseln (49 Prozent). Das liegt vor allem daran, dass sich viele Nachhaltigkeitsmanager emotional von ihrem Arbeitgeber distanziert haben. Der Grund für Ihre Unzufriedenheit: beim Thema Nachhaltigkeit gehe nichts voran; das gaben immerhin 65 Prozent an. Weitere Gründe, die bei den Befragten für Missstimmung sorgen, sind zu wenig Personal und Budget (57 Prozent) sowie mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensführung (56 Prozent).

Diejenigen hingegen, die im Unternehmen bleiben möchten, schätzen insbesondere, an Inhalten zu arbeiten, die zu ihren Werten passen (91 Prozent), sowie in ihrem Job viel gestalten zu können (89 Prozent). Auch das gute Arbeitsklima (86 Prozent) ist für die meisten Nachhaltigkeitsmanager und -managerinnen ein Grund, zu bleiben – wohingegen ein attraktives Gehalt deutlich seltener genannt wurde (48 Prozent).

Tipp: Aktuelle Umfrage zur CSRD-Berichtspflicht

Wie gut sind Unternehmen auf die Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorbereitet? Und welche Rolle spielt dabei HR? Das soll eine Befragung der Hochschule Pforzheim und des Personalmagazins zeigen. Nehmen Sie jetzt teil und erhalten Sie den Taschenguide "Nachhaltigkeit im Unternehmen" kostenlos zum Download sowie einen exklusiven Einblick in die Studienergebnisse. Hier geht es direkt zur Umfrage. 

Was zählt: Flexibilität, Weiterbildung, Vereinbarkeit

Danach gefragt, welche nicht-finanziellen Benefits ihnen wichtig sind, zeigte sich, dass die Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager vor allem ihre Arbeitszeit und den Arbeitsort flexibel wählen möchten – neun von zehn Befragten geben dies an. Acht von zehn Befragten legen außerdem Wert darauf, sich weiterbilden und ihre Karriere etwa durch Coaching fördern zu können. Ähnlich viele geben an, eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie anzustreben. Weniger wichtig scheinen hingegen gemeinsame Aktivitäten wie Firmen- und Teamevents zu sein.

Nachhaltigkeitsmanagement: Große Gehaltsunterschiede bei Berufseinsteigenden und Routiniers

Wie viel Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager in Deutschland verdienen, hängt stark davon ab, wie berufserfahren sie sind. Wie die Studie zeigt, verdienen Berufseinsteigerinnen und -einsteiger mit weniger als zwei Jahren Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich im Mittel (Median) 63.000 Euro brutto pro Jahr, inklusive einem möglichen variablen Anteil. Eine Abteilungsleitung mit mehr als fünf Jahren Erfahrung verdient im Mittel 100.000 Euro. Eine ähnlich erfahrene Person, die im Unternehmen allein für Nachhaltigkeit verantwortlich ist, erhält 78.000 Euro pro Jahr. Insgesamt liegt das mittlere Jahreseinkommen von Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -managern in Deutschland bei 72.000 Euro.

Größere Unterschiede beim Gehalt zeigen sich auch je nach Unternehmensgröße: In mittleren Unternehmen (501 bis 5.000 Mitarbeitende) und in großen (mehr als 5.000 Mitarbeitende) verdienen Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager im Mittel 70.000 beziehungsweise 91.000 Euro pro Jahr. In kleineren Unternehmen (bis 500 Mitarbeitende) hingegen liegt das mittlere Gehalt mit 60.000 Euro deutlich darunter.

Signifikante Gehaltsunterschiede, die sich auf die Branchenzugehörigkeit zurückführen ließen, konnte die Studie nicht feststellen. Auch die Arbeitsinhalte scheinen nicht mit dem Gehalt zu korrelieren. Demnach spielt es keine Rolle, ob sich Sustainability Manager eher auf soziale, ökologische oder Governance-Themen konzentrieren oder als "Allrounder" tätig sind.

Das PDF zur Studie mit weiteren Daten und Abbildungen können Sie auf dieser Haufe-Seite herunterladen.


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