Klimaschutzbeauftragte: Aufgaben und Herausforderungen
Das zunehmende gesellschaftliche und politische Bewusstsein für Klima und Klimaschutz erhöhen den Druck auf Unternehmen und Kommunen, Klimaschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) werden diese Vorhaben mit einer Laufzeit von zwei Jahren gefördert.
Bei den Kommunen, in denen die Gewerbesteuereinnahmen rückläufig sein werden, ist es fraglich, ob diese Stellen, wenn die Förderung ausläuft, weiter finanziert werden können. Das ist kein gutes Signal nach außen, denn das Thema Klimaschutz ist komplex und dringend notwendig. Viele Kommunen betreiben zwar einzelne Klimaschutz-Maßnahmen bereits seit Jahrzehnten, doch das politische Ziel der Klimaneutralität ist relativ jung und komplex. Ihnen obliegt es als Hauptproduzenten klimarelevanter Emissionen, nachhaltig und kosteneffizient eine höhere Klimaneutralität zu erzielen.
Klimaschutzbeauftragte als Schnittstelle in Unternehmen
Die Stelle des Klimamanagers muss langfristig angelegt, weisungsgebunden sein und Schnittstellen zu anderen Bereichen haben, damit Handlungsfähigkeit wie im ESG- und Nachhaltigkeitsmanagement gewährleistet ist. Voraussetzung für die entsprechende Wirksamkeit ist die Anbindung an die oberste Führungsebene.
Bei Unternehmen reichen Klimaschutzstrategien in der Regel in alle Unternehmensbereiche hinein und sind kein befristetes Projekt. Ihre Umsetzungsmaßnahmen variieren allerdings hinsichtlich des Inhalts und des Ausmaßes. Künftig sind neben freiwilligen Zielsetzungen auch Anforderungen umzusetzen, die sich aus dem Bundes-Klimaschutzgesetz ergeben. Es sind deshalb Spezialisten mit einem umfangreichen Fachwissen gefragt, die die Aufgaben im Unternehmen oder in der Kommune zum Thema Klimaschutz umsetzen und überwachen können. Sie sollten Kenntnisse zu folgenden Schwerpunkten haben:
- Klimawandel sowie rechtliche Grundlagen im Klimaschutz
- aktuellen Entwicklungen im Bereich Klimaschutz, zur Klima- und Energiepolitik der EU und national
- Klimaschutzinstrumente (EU-Emissionshandel / ETS, EU-Klimaschutzverordnung, Klimaschutzgesetz)
- Grundkenntnisse zum Thema Treibhausgasbilanzierung (THG-Bilanzierung)
- Kenntnisse zur Klimaschutzstrategie.
Die Aktivitäten des Klimamanagers werden von weiteren Verantwortlichen auf verschiedenen Ebenen unterstützt. So erheben Datenverantwortliche grundlegende Aktivitätsdaten und stellen sie bereit. Klimaschutzbeauftragte sind zentrale Ansprechpartner zu sämtlichen Fragen rund um das Thema Klimaschutzmanagement.
Die Aufgaben von Klimaschutzbeauftragten
Zu den wichtigsten Aufgaben von Klimaschutzbeauftragten gehören unter anderem:
- Aufklärung der Mitarbeitenden zu den Themen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz sowie zu rechtlichen Anforderungen
- Beratung des Unternehmens und deren Mitarbeitende zu Klimaschutzthemen
- Entwicklung einer Klimaschutzstrategie
- Erstellung und Umsetzung von Klimaschutzkonzepten
- Aufbau eines Klimaschutzmanagements
- Bearbeitung von Kompensationsprojekten
- Integration des Klimamanagements in bestehende Managementsysteme
- Integration der Grundlagen des Klimamanagements in die Unternehmensstruktur
- Ermittlung der Treibhausgas-Emissionen und Bewertung der Emissionsquellen
- Erstellung einer Treibhausgas-Bilanz
- Verantwortlichkeit für die Implementierung, die Umsetzung, Weiterentwicklung und Kontrolle der festgelegten Ziele und der damit verbundenen Prozesse im Unternehmen (z. B. THG-Bilanzierung) und die Erstellung des gewünschten CO2-Fußabdrucks.
- Regelmäßige Berichterstattung mit durchgeführten und beabsichtigten Maßnahmen
- Controlling relevanter Kennzahlen und Überwachung der Einhaltung erteilter Auflagen von Behörden und rechtlicher Anforderungen / Erhebung relevanter Daten und Ermittlung von Aktivitätsdaten
- Koordination der Presse- und Medienarbeit zum Thema Klimaschutz in Abstimmung mit den operativ Verantwortlichen
Zur Business-Relevanz von Klima
Neben dem Ausbau Erneuerbarer Energien steht verstärkt auch das Thema „Klimaanpassung“ auf der Agenda der Klimaschutzbeauftragten, denn Unternehmen sind in verschiedenster Weise vom Klimawandel betroffen:
Steigende Temperaturen verändern Produktionsbedingungen, Extremwetterereignisse können Lieferketten unterbrechen und die Infrastruktur beschädigen, Hitze beeinflusst das Wohlbefinden und die Arbeitsproduktivität von Mitarbeitenden.
Auch die Absatzmärkte können stark beeinflusst werden. Eine rechtzeitige und aktive Anpassung an den Klimawandel kann Schäden mindern oder gar vermeiden. Dazu müssen branchenspezifische Strategien und Maßnahmen entwickelt werden. „Nachdem es immer wärmer wird, sind bei uns sogar die Weingärten schon von Überhitzung bedroht“, sagt zum Beispiel der österreichische Chocolatier und Biobauer Josef Zotter. Sogar die Harvard Business School lässt ihre Studenten den „Fall Zotter“ studieren. Es gibt hier zwar keinen „Klimabeauftragten“, aber es wird dennoch entsprechend agiert: Im Zuge des Klimawandels kam Zotter und seinem Team die Idee, die Weingärten „natürlich“ zu beschatten. Das spart zugleich Wasser und ist auch gut für die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten. So wurde ein Biotopia-Weingarten entwickelt. Die 1,2 Hektar große Anlage wurde gegenüber seiner Manufaktur in Riegersburg in der Steiermark gepflanzt. „Es wurden Weinzeilen wie gehabt angelegt, aber zwischendrin mit unterschiedlichen Obstbäumen vermischt, was die Sonneneinstrahlung um etwa 20 Prozent reduziert. Damit können wir die Reifezeit der Trauben wieder etwas verlängern und intensivieren und Hitzebrand vermeiden“, sagt der Unternehmer.
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