Leitmerkmalmethode Ganzkörperkräfte

Die Leitmerkmalmethoden sind Screening-Verfahren zur Beurteilung und Gestaltung der Arbeitsbedingungen (Gefährdungsbeurteilung) bei physischen Arbeitsbelastungen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine neue Leitmerkmalmethode für Ganzkörperkräfte entwickelt, die für besonders schwere physische Tätigkeiten und entsprechenden Belastungen typisch sind. Diese wurde in der betrieblichen Praxis bereits umfangreich getestet und wird daher den Unternehmen zur Anwendung empfohlen.

Beschwerden und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems gehören zu den häufigsten Gründen für Arbeitsausfälle in Deutschland. Der Hauptgrund hierfür sind physische Fehlbelastungen im Beruf. Durch Analyse, Bewertung und Beurteilung dieser Tätigkeiten und der daraus resultierenden Festlegung und Umsetzung präventiver Maßnahmen können Fehlbelastungen aber vermieden oder zumindest deutlich reduziert werden. Hierzu sind geeignete Methoden im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung erforderlich, sogenannte Screening-Verfahren. Die am häufigsten in Betrieben genutzten Screening-Verfahren sind die Leitmerkmalmethoden, die unter Federführung der BAuA entwickelt wurden. 

Leitmerkmalmethode Ganzkörperkräfte

Die Leitmerkmalmethode Ganzkörperkräfte (LMM-GK) ist eine von insgesamt sechs Leitmerkmalmethoden. Sie umfasst Arbeitstätigkeiten, die vor allem Kraftaufwände des gesamten Körpers benötigen, die tendenziell mittel bis sehr hoch (maximal) ausfallen und zumeist nicht mehr im Sitzen ausgeführt werden können. Dazu gehören zum Beispiel das Bearbeiten großer Werkstücke, die Benutzung schwerer Werkzeuge, das Montieren großer Bauteile oder die Bedienung von großen Stellteilen. Lea Deimel, Pressereferentin der BAuA, erklärt: „Die grundlegende Struktur der Methode ist den anderen Leitmerkmalmethoden sehr ähnlich. Besonders relevant ist bei ihr neben der Zeitgewichtung die Beurteilung der Höhe der Kraftausübung in Relation zur maximal möglichen Kraft und die Unterscheidung in kontinuierliche bzw. diskontinuierliche Teil-Tätigkeiten.“

MEGAPHYS-Projekt

Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes MEGAPHYS der BAuA und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wurden Gefährdungsbeurteilungsmethoden mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad entwickelt (Methodenebenen: Spezielles Screening, Experten-Screening, Messtechnische Analysen, Labormessungen/Simulation). Die Ergebnisse des Projekts werden in zwei Bänden veröffentlicht. Band 1 ist bereits erschienen und enthält das gemeinsame Konzept zur Schätzung des Risikos für gesundheitliche Beeinträchtigungen und die Definition der vorherrschenden Belastungsarten und deren mögliche Auswirkungen auf verschiedene Körperregionen. Die Methoden wurden umfangreich evaluiert und in 40 Unternehmen erprobt. Daher empfehlen die BAuA und die DGUV nun deren Anwendung und Testung in den Betrieben.

Anlass des Projekts

Was war der Anlass des Projekts? Deimel erläutert: „Im Rahmen des MEGAPHYS-Projektes wurden bestehende methodische Ansätze zur Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung geprüft, angepasst und erweitert. Ziel war es, möglichst viele Formen beruflicher physischer Aktivitäten abbilden zu können.“ Die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Leitmerkmalmethoden zum Heben, Halten und Tragen, manuellen Arbeitsprozessen und Ziehen und Schieben von Lasten ermöglichten bislang keine umfassende Betrachtung, die wirklich alle besonders schweren Arbeitstätigkeiten, wie sie für Ganzkörpertätigkeiten typisch sind, berücksichtigte. Aus gleichem Grund wurden auch die Belastungsarten Körperzwangshaltungen und Körperfortbewegungen mit aufgenommen und in eigenen Leitmerkmalmethoden umgesetzt.

Weitere Informationen:
www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F2333


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