Von der Unternehmensstrategie zum integrierten Business-Intelligence-Konzept


Was ist der Nutzen von Big Data, Web 2.0, Mobile Technologies, Real-time Factories oder Cloud Computing? Machen diese IT-Instrumente Unternehmen wirklich erfolgreicher? Prof. Hans-Georg Kemper, Universität Stuttgart, ging diesen Fragen in seinem Vortrag nach.

Does IT matter?

Wird die IT in Unternehmen überschätzt, wie es N.G. Carr in seinem viel beachteten Artikel „IT doesn‘t matter“ in der Harvard Business Review 2003 postuliert hat? Um diese Frage zu klären, muss zunächst analysiert werden, welchen bzw. wo die IT einen Wertbeitrag für Unternehmen liefern kann. Prof. Dr. Hans-Georg Kemper, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik I an der Universität Stuttgart, erklärte, dass die IT per se keinen direkten Einfluss auf den Unternehmenswert hat. Vielmehr beeinflusst sie den Wert eines Unternehmens indirekt, indem sie zum einen das Geschäftsmodell eines Unternehmens beeinflussen kann, zum anderen neue und innovative Geschäftsprozesse erst möglich macht (siehe Abbildung 1). Der IT und damit auch dem BI kommt damit die Rolle eines „Befähigers“ zu, der eine erfolgreiche Umsetzung von Strategien und Geschäftsmodellen unterstützt bzw. ermöglicht.  

IT an Unternehmensstrategie ausrichten

Da sowohl das Geschäftsmodell („structure follows strategy“) als auch die Geschäftsprozesse direkt von der Unternehmensstrategie beeinflusst werden, müssen sich auch die IT-Aktivitäten, wenn diese einen Wertbeitrag für das Unternehmen liefern sollen, konsequent an der Unternehmensstrategie orientieren.

Die Unternehmensstrategie ist jedoch differenziert zu betrachten und besteht aus mehreren Komponenten, die für den zielgerichteten und effizienten Einsatz der IT von Bedeutung sind. Dies sind laut Professor Kemper insbesondere:

  • Vision: Was möchten wir langfristig erreichen?

  • Mission: Wie wollen wir die Vision erreichen?

  • Strategische Unternehmensziele: An welchen langfristigen Unternehmenszielen richten wir das Unternehmen aus?

Geschäftsprozesse und IT in wechselseitiger Beeinflussung

Zusammen mit dem Geschäftsmodell bestimmt die Unternehmensstrategie die Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Professor Kemper unterscheidet dabei

  • primäre Geschäftsprozesse, die dadurch gekennzeichnet sind, dass externe Kunden im Mittelpunkt stehen (z. B. Vertriebsprozess, Serviceprozess) und

  • sekundäre Geschäftsprozesse, die unternehmensinterne Kunden in den Fokus stellen (z. B. Personalmanagementprozess, Controllingprozess).

An diesen Geschäftsprozessen sowie der Unternehmensstrategie setzt ein modernes Business-Intelligence-Konzept an (siehe Abbildung 2).

Es wird deutlich, dass sich sämtliche Business-Intelligence-Ansätze eines Unternehmens direkt an der Unternehmensstrategie orientieren müssen, wenn sie einen Beitrag zur erfolgreichen Gestaltung der Geschäftsprozesse leisten wollen.

Wie die Business-Intelligence-Ansätze konkret ausgestaltet werden sollten, hängt wiederum vom Unternehmen und dessen Umweltbedingungen ab. Aufgrund der sich immer schneller ändernden Umweltbedingungen und der damit einhergehenden Forderung nach Flexibilität, hält Professor Kemper ein „Enterprisewide Data Warehouse“ für kaum realistisch.

BI-Governance soll Strategiekonformität gewährleisten

Stattdessen schlägt er ein Grundmodell für eine BI-Governance-Implementierung vor, welches die Sicherstellung der Strategiekonformität gewährleisten soll (siehe Abbildung 3).

Das Controlling hat demnach die Aufgabe, die BI-Strategie sowie dessen Richtlinien & Leitlinien mit der Gesamtstrategie in Übereinstimmung zu bringen.

Als Basis für die konkrete Gestaltung der BI-Services dienen die strategischen Geschäftsfelder und Geschäftsprozesse einen Unternehmens. Bei der Gestaltung sollte darauf geachtet werden, dass sowohl die Gestaltungsrechte als auch die Versorgung mit BI-Ressourcen verteilt organisiert sind, um eine größtmögliche Effizienz der BI-Services zu gewährleisten.

Außerdem sollte keine technikdominierte Sicht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr der Fokus auf die Geschäftsfähigkeiten (Capabilities) gelegt werden. Diese übergeordneten Fähigkeiten erlauben es, von einer zu technischen Sicht zu abstrahieren und die wichtige Frage in den Vordergrund zu stellen, wie Mitarbeiter, Prozesse und IT am besten zusammenspielen sollen, um kreative Ideen zu entwickeln und komplexe Kundenbeziehungen wirksam zu unterstützen.

Fazit: Drei Erfolgsfaktoren

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Rahmen eines effektiven und integrierten Business-Intelligence-Konzepts drei wichtige Erfolgsfaktoren zu beachten sind:

  1. Das Business-Intelligence-Konzept muss sich direkt an der Unternehmensstrategie orientieren.

  2. Die konkrete Ausgestaltung der BI-Ansätze hängt vom individuellen Unternehmen und dessen Umfeld  ab.

  3. Bei der Gestaltung des BI-Konzepts sollte man sich an den Geschäftsfähigkeiten (Capabilities) orientieren und von einer zu  technik-dominierten Sicht abstrahieren.