Fachkräftemangel im Rechnungswesen bekämpfen
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. In vielen Firmen sorgen Personalengpässe für große Sorgen. Auch das Rechnungswesen bleibt davon nicht verschont. In einer Studie der Beratungsgesellschaft Horváth, die im Dezember 2022 durchgeführt wurde, zeigte sich, dass 11 % der Stellen in den Finance- und Controlling-Abteilungen unbesetzt sind.
Das sorgt für einen hohen Stresspegel. In den Finanzabteilungen müssen zahlreiche Aufgaben – häufig nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher Anforderungen - unter hohem Zeitdruck erfüllt werden, wie beispielsweise
- Laufende Buchhaltung,
- (Vorbereitungen zur) Erstellung des Jahresabschlusses,
- Datenaufbereitung und -analysen,
- Planung, Forecasting und
- Management Reporting.
Welche Positionen sind besonders begehrt?
Bereits in der Gehaltsstudie 2023 ermittelte der Personaldienstleister Robert Half, welche Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen besonders gesucht werden:
- Sachbearbeiter Buchhaltung
- Controller
- Financial Controller
- Kreditoren-/Debitorenbuchhalter
- Leiter Buchhaltung
Es fällt also auf, dass – neben Controllern - insbesondere Fachkräfte in der Buchhaltung heiß begehrt sind. Das verwundert auch nicht. Gerade hier muss sichergestellt werden, dass die Daten laufend und zeitnah erfasst werden. Doch wenn Krankheits- und Urlaubszeiten zuschlagen und zugleich noch Mitarbeiter das Unternehmen verlassen (z.B. durch Kündigung oder Rente), kann eine Buchhaltungsabteilung schnell an ihre Grenzen kommen.
Die Buchhaltung liefert jedoch eine wichtige Datenbasis für Unternehmen – sowohl für die interne als auch externe Berichterstattung. Und gerade hier ist Fachwissen besonders wertvoll. Auch der Hays Fachkräfteindex zeigte bereits in den vergangenen beiden Jahren einen deutlich steigenden Bedarf an Finance-Fachkräften.
Gründe für den Fachkräftemangel
Warum ist es überhaupt so schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden? Die Gründe sind vielfältig, beispielsweise:
- Der demographische Wandel macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bereits deutlich bemerkbar.
- Die Aufgaben im Rechnungswesen werden immer komplexer und IT-lastiger. Digitale Fachkenntnisse werden immer häufiger gefordert – wurden jedoch vor allem in der Vergangenheit in den Berufsausbildungen/Studiengänge nicht vermittelt.
- Buchhalter oder Controller kämpfen nach wie vor mit dem Ruf eines eher „trockenen langweiligen“ Berufes. Dass sich das Rollenbild bereits deutlich verändert hat, ist häufig nicht wirklich bewusst.
Was können Unternehmen tun?
Unternehmen müssen das Thema Fachkräfte in den Fokus stellen – im Idealfall bereits, bevor sich Personalengpässe bemerkbar machen. In Zeiten steigender Kosten ist es jedoch nicht einfach, Topfachkräfte zu gewinnen, ohne die Personalkosten aus dem Ruder laufen zu lassen.
Vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen, die sich als Arbeitgeber im Wettkampf gegen große (finanzstarke) Unternehmen im „War for Talents“ behaupten müssen, gilt es neue Wege zu finden, Fachkräfte zu finden – und vor allem auch zu halten! Hier einige Ideen, welche Maßnahmen ergriffen werden können:
- Flexiblere Arbeitsbedingungen: Nicht erst seit der Corona-Pandemie entstand bei vielen der Wunsch nach flexibleren Arbeitsbedingungen. Immer mehr Buchhaltungen werden digitalisiert. Wenn also die technischen Gegebenheiten vorliegen, können beispielsweise hybride Arbeitsmodelle vor allem bei jungen Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. So kann manch eine Kraft, die gerade in Elternzeit ist, zu einer Teilzeittätigkeit oder einer Aufstockung von Stunden, wenn bereits Teilzeit gearbeitet wird, überzeugt werden.
- Digitalisierung: Viele manuelle Tätigkeiten (z. B. Rechnungsprüfung) lassen sich bereits automatisieren, sodass Mitarbeiter Zeit für andere Aufgaben verwenden können.
- Kommunikation: Ein Mitarbeiter äußert den Wunsch eines Arbeitgeberwechsels? Hier sollte das Gespräch gesucht werden. Kann eine Kündigung noch verhindert werden? Und falls nicht: Welche Gründe gibt es für die Kündigung? Dies zu erfragen kann wertvoll sein, um mögliche weitere Abgänge zu verhindern. Auch ein Mitarbeiter, der bereits vor der Rente steht, kann aktiv angesprochen werden, ob vielleicht eine Weiterbeschäftigung in Teilzeit infrage kommt. So bleibt wertvolles Fachwissen erhalten. Die Mitarbeiterzufriedenheit spielt bei diesen Verhandlungen eine wesentliche Rolle.
- Überregionale Suche: Vor allem KMU haben in der Vergangenheit in regionalen Zeitungen Stellungen ausgeschrieben. Doch heute werden damit schlichtweg nicht mehr ausreichend viele potenzielle Bewerber erreicht. Die Stellensuche online bietet eine andere Reichweite. Ob Jobportale, LinkedIn, Xing, Social Media u.v.m.: Unternehmen sollten hier aktiv auf die Suche gehen. Das neue Weiterbildungsgesetz bietet vor allem bei der Suche nach Auszubildenden ab dem 1.4.2024 eine interessante Option: Ein Mobilitätszuschuss wird im ersten Ausbildungsjahr monatlich für zwei Familienheimfahrten gezahlt. So können Ausbildungsstätten ggf. auch für Auszubildende aus weiter entfernten Ortschaften attraktiv sein.
- Werbung bei jungen Menschen: Jobmessen, berufsorientierte Praktika oder auch Aktionstage an Schulen können Wege sein, Schüler mit dem Unternehmen in Kontakt zu bringen und beispielsweise auf die Möglichkeit einer Ausbildung aufmerksam zu machen. So können auch Berufe, wie die des Buchhalters oder des Controllers, vorgestellt und etwaige Vorurteile abgebaut werden.
- Weiterbildung: Durch eine weitere Qualifizierung können auch Mitarbeiter, die bereits im Unternehmen beschäftigt sind, für neue Aufgaben in Betracht kommen. Achtung: Das neue Weiterbildungsgesetz bietet hier spannende Möglichkeiten für Zuschüsse.
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