Deutsche heizen sparsam wie nie – bei (zu) hohen CO2-Emissionen
Die Bewohner von Mehrfamilienhäusern haben im vergangenen Jahr deutlich sparsamer geheizt: Der sogenannte Endenergieverbrauch 2023 – also Energie, die für Heizung, Warmwasserbereitung und als Strom ins Gebäude eingespeist wird – nahm bereinigt um Witterungseffekte im Vergleich zu 2021, als es zeitweise zu massiven Preiserhöhungen kam, um zirka neun Prozent ab. Besonders stark sank beim Heizung der Stromverbrauch für Wärmepumpen: knapp 14 Prozent wurden hier eingespart.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Auswertung des Energiedienstleisters Techem zum Ist-Zustand. Die Studie zeigt aber auch Potenziale zur Effizienzsteigerung und Vermeidung von CO2-Emissionen in Wohngebäuden auf.
Transport: Erdgas sorgt für höhere Emissionen
"Seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 2011 hat es noch nie so einen niedrigen Verbrauch von Heizenergie gegeben", sagte Joachim Klein, Experte für Energie- und CO2-Kennzahlen bei Techem. Trotzdem seien die Treibhausgasemissionen in Wohnungen auf hohem Niveau geblieben.
Die Autoren der Studie begründeten das mit Veränderungen beim Transport fossiler Energieträger. Deutlich wird das am Beispiel von Erdgas, mit dem rund die Hälfte der Fläche der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern beheizt wird. Wenn es durch Pipelines nach Deutschland gelange, entstünden deutlich geringere Emissionen als beim Flüssiggas, das mit Schiffen beispielsweise aus den USA nach Europa beziehungsweise Deutschland gebracht werde.
Im Durchschnitt haben die Nutzer einer Mehrfamilienhauswohnung im Jahr 2023 insgesamt 1,92 Tonnen CO2 allein durch die Erzeugung von Wärme zur Raumheizung (1,55 Tonnen) sowie für die Erwärmung von Trinkwasser (0,37 Tonnen) ausgestoßen. Damit blieben die Emissionen etwa auf dem Vorjahresniveau. Mit den Emissionen durch den Verbrauch von Haushaltsstrom von 1,1 Tonnen im Mittel belief sich der Ausstoß einer Wohnung im Jahr 2023 laut Techem auf durchschnittlich drei Tonnen Treibhausgase.
Fossile Energieträger bei Wärmeerzeugung dominant
Dabei variierten die Emissionen für Heizung und Warmwasser je nach Energieträger: Wohnungen, die Heizöl nutzten, emittierten mit rund 2,6 Tonnen mit Abstand am meisten CO2, bei Wärmepumpen waren es 1,1 Tonnen und bei nachhaltig erzeugten Holzpellets 0,1 Tonnen. Insgesamt bleiben der Studie zufolge fossile Energieträger bei der Wärmeerzeugung dominant – rund 90 Prozent des Mehrfamilienhausbestands nutzen sie zur Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser.
Erdgas bleibt dabei der am häufigsten genutzte fossile Energieträger, mit dem rund 52 Prozent der Fläche beheizt werden. Der Anteil von Heizöl ist von 16 Prozent im Jahr 2013 auf rund neun Prozent im Jahr 2023 gesunken. Fernwärme mit einem Anteil von zuletzt 38 Prozent wird laut Studie zunehmend beliebter.
Die in den Heizkostenabrechnungen wirksamen Endenergiepreise sind laut Techem im Zeitraum von 2021 bis 2023 im Mittel um 70 Prozent gestiegen. Die Verbrauchkosten legten aufgrund des ausgeprägten Sparverhaltens der Nutzer und günstiger Witterung zwar weniger stark zu (plus 32 Prozent), dennoch haben sowohl Kosten als auch Energiepreise damit pro Nutzeinheit das höchste Niveau seit Beginn der Auswertungen erreicht.
Klimaneutralität bis 2045: Potenzial in Wohngebäuden
Im Endenergieverbrauch für Raumheizung zeigen sich in der Auswertung deutliche regionale Unterschiede. Das liegt zum einen an dem unterschiedlichen energetischen Gebäudezustand sowie am Zustand der Anlagen und dem Nutzerverhalten.
Klimaneutralität bis 2045 kann nach Auffassung von Techem im Mehrfamilienhausbestand durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen, wie eine optimierte Betriebsführung von Heizungsanlagen, die Umstellung auf hybride Systeme oder die Dekarbonisierung der zentralen Stromerzeugung, erreicht werden.
"Eine zentrale Rolle spielen dabei geringinvestive, KI-basierte Lösungen, wie etwa ein kontinuierliches Heizungsmonitoring sowie die darauf aufbauende Optimierung der bestehenden Heizsysteme. Mit diesen können erhebliche Effizienzgewinne und eine Reduktion um zehn bis 15 Prozent – bei Wärmepumpensystemen sogar um 27 Prozent – erzielt werden", meinte Techem-CEO Matthias Hartmann.
Techem Atlas für Energie, Wärme & Wasser
Der Atlas für Energie, Wärme & Wasser – ehemals Verbrauchskennwerte-Studie – von Techem dokumentiert den Energie- und Wasserverbrauch, die Treibhausgas-Emissionen und die Kosten für Heizung und Warmwasser in deutschen Wohnungen. Die Analyse basiert im Wesentlichen auf Daten des Kalenderjahres 2023, die im Rahmen regelmäßiger Auswertungen von Verbrauchsabrechnungen von 1,2 Millionen Wohnungen in rund 130.000 Mehrfamilienhäusern anonymisiert erhoben und für die Erstellung der Heizkostenabrechnung verwendet wurden. Die Studie wird seit der Heizperiode 1998 / 99 als Broschüre herausgegeben.
Techem Atlas für Energie, Wärme & Wasser 2023 (Download)
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