"Wer noch mit Neonröhren arbeitet, dem ist nicht zu helfen"

Energiesparen in einer Immobilie ist das Must-have im Nachhaltigkeitsprozess. Digitale Technologien wären niedriginvestiv gut einsetzbar – es muss nicht der altmodische Weg sein und auch nicht der bequemste. 3 Fragen an Fachautor Frank Urbansky.

Herr Urbansky, Monitoring, Implementierung von neuen Heiz- und Kühltechniken, eine angemessene Wärmedämmung und Gebäudeautomatisierung – das muss doch eigentlich jeder berücksichtigen, damit seine Immobilie kein Stranded Asset wird, oder?

Frank Urbansky: Wenn wir mit dem Monitoring anfangen: Ich kann nur steuern, was ich messen kann. Und wenn ich etwas steuern kann, kann ich auch etwas einsparen. Das geht eben nicht, wenn ich die Daten nicht habe. Das ist ein uralte Ingenieursweisheit und da führt kein Weg drum herum.

Wenn ich weiß, was wie wo verbraucht wird, kann ich das mit Tools intelligent steuern – mit kleinen, intelligenten Systemen, die im Heizungskeller stecken und eigentlich erst einmal dafür sorgen, dass beim Bezug und Verbrauch eine Abstimmung erfolgt. Das kann ich in jedem einzelnen Raum machen. In einer Gewerbeimmobilie ist es deutlich einfacher als in einer Wohnung oder einem Wohngebäude, das ist keine Frage, aber es geht. Wir haben Beispiele in Deutschland, wo das funktioniert.

Gebäudeautomatisierung funktioniert auch im großen Stil

Die Gebäudeautomatisierung ist viel weiter als das, was in der breiten Masse verwendet wird. Hier will ich ein Beispiel nennen: Der EUREF-Campus in Berlin etwa oder der, der gerade in Düsseldorf entsteht. Das sind ganze Quartiere, die so gesteuert werden, nicht nur eine einzelne Immobilie. Und deswegen frage ich mich, wie man da heute noch vertrieft sein kann und auf so etwas nicht setzt. Das geht und es funktioniert sehr gut.

Kurz zur Wärmedämmung: Durch den KfW-55-Standard oder EH55, der verpflichtend ist, komme ich auch da nicht mehr drum herum. Das ist schwer zu schaffen ohne Dämmung.

Low-hanging fruit sind Licht, Klima oder andere Haustechniken – da müsste sich jeder Property und Facility Manager drum kümmern. Womit sollen die anfangen?

Also, wer noch mit Neonröhren arbeitet, dem ist auch nicht zu helfen. Diese Technologie ist 60 Jahre alt. Das war damals Standardtechnik, die sind aber heute vollkommen überaltert und werden zu Recht von der EU nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Das ist das, was am schnellsten zu machen ist.

Ich kenne hier Amortisationmodelle (…), die liegen zwischen einem halben und zwei Jahren, was für die Immobilienwirtschaft ein angemessener Zeitraum ist. Also, das sollte passen. Und wer das nicht macht, dem ist wirklich nicht zu helfen.

EU-Taxonomie & Co.: Was sagt die Glaskugel zu Rechtspopulisten?

Auf einer Investorenkonferenz konnte man die Hoffnung auf eine Lockerung der rechtlichen Sanierungsanforderungen durch einen eventuellen Rechtsruck im EU-Parlament heraushören. Wagt Frank Urbansky einen Blick in die Glaskugel? Ist alles, was an energetischen Anstrengungen bislang gelaufen ist, sinnlos gewesen?

Ich gebe ungern Prognosen ab, weil ich meistens daneben liege. Aber, wie mein Vater immer sagte: So schnell schießen die Preußen nicht. Die jetzigen Regelungen – ob das nun Taxonomie ist oder ESG-Gesetzgebung – haben Jahre, teils Jahrzehnte gebraucht, bis sie da waren, wo sie jetzt sind. Die wird niemand über Nacht abschaffen.

Man bräuchte wahrscheinlich eine absolute Mehrheit im EU-Parlament, um das überhaupt anzuschieben. Wir wissen alle, wie lange die Prozesse in Brüssel oder in Straßburg dauern. Den Zahn kann man gleich ziehen, das wird nicht passieren.

Eines darf man auch nicht vergessen: Wir haben sehr viele konservative Parteien, zu denen ich auch die CDU zähle, die das Thema Nachhaltigkeit sehr weit oben auf der Agenda haben. Die würden ja quasi gegen ihr eigenes Parteiprogramm agieren, wenn sie so etwas mit irgendwelchen Rechtspopulisten mittragen würden, bloß damit es zu einer Mehrheit kommt. Das glaube ich nicht, dass das passieren wird.


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