Weniger Kurzarbeit, aber keine Entwarnung
Seit Monaten begleitet Kurzarbeit zahlreiche Unternehmen. Arbeitnehmer erhalten dadurch ein gemindertes Einkommen – kurz gesagt: 60 Prozent bis 67 Prozent des Nettogehalts. Wird das Kurzarbeitergeld länger bezahlt, erhöht sich der Betrag gegebenfalls, maximal auf 87 Prozent.
Nun ist der Anteil der Kurzarbeiter an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts zwar von 20 Prozent im Juni auf 17 Prozent im Juli gesunken, Zeit zur Entwarnung sieht das Institut aber nicht.
Kaum Kurzarbeit im Bauhauptgewerbe und Wohnungswesen
Das Bauhauptgewerbe scheint bisher unter einer Konjunkturschwäche nur wenig zu leiden: Gerade einmal 8.439 Mitarbeiter – das ist ein Anteil von verschwindend geringen zwei Prozent – waren hier im Juli in Kurzarbeit.
Im Grundstücks- und Wohnungswesen, in dieser Sparte verortet das Ifo-Institut auch das Finanz- und Versicherungsgewerbe, lag der Anteil ebenfalls nur bei marginalen drei Prozent. 31.442 Mitarbeiter waren demnach im Juli in Kurzarbeit.
Insgesamt verläuft die Erholung am Arbeitsmarkt laut Ifo-Institut schleppend. Neben der Kurzarbeit mit historischen Rekordzahlen hatte im Juni auch die Arbeitslosigkeit einen Höhepunkt erreicht – der saisonbereinigte Rückgang im Juli fiel den Forschern zufolge nur schwach aus.
Handel und Gastgewerbe: Eine Trendwende?
Bei den Dienstleistern sind laut Ifo-Institut inzwischen deutlich weniger Menschen in Kurzarbeit als noch im Juni. Im für die Immobilienbranche relevanten Gastgewerbe beispielsweise sind es noch 465.000 Menschen. Damit liegt der Anteil der Kurzarbeiter aber immer noch bei 42 Prozent. Im Juni waren es noch 61 Prozent und im Mai 72 Prozent. Die Umsätze in der Gastronomie werden auch weiterhin durch Corona-Auflagen beschränkt.
Im Handel ist die Zahl der Kurzarbeiter kräftig zurückgegangen: von 963.000 im Juni auf 637.000 im Juli. Im Einzelhandel sank die Zahl demnach von 417.000 auf 240.000 Mitarbeiter, was einem Rückgang von 17 auf zehn Prozent entspricht. Bei den wirtschaftsnahen Dienstleistern, zu denen etwa die Handels- und Logistikunternehmen mit ihren Großanmietungen gehören, gab es einen Rückgang von 672.000 auf 603.000, also von 29 auf 26 Prozent der Beschäftigten.
Kurzarbeit in Deutschland
Die Zahl der Kurzarbeiter ging bundesweit im Juli auf 5,6 Millionen Menschen zurück – im Juni waren es noch 6,7 Millionen und im Mai 7,3 Millionen.
"Der Rückgang hat sich zwar insgesamt beschleunigt, aber in einigen Branchen nimmt die Kurzarbeit sogar noch zu." Ifo-Arbeitsmarkt-Experte Sebastian Link
Dazu zählen der Maschinenbau und die Elektrobranche. Im Maschinenbau sind aktuell 378.000 Personen in Kurzarbeit, im Juni waren es 354.000. In der Elektrobranche stieg die Zahl von 260.000 auf 271.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. In der Industrie insgesamt ist die Zahl nach Schätzungen des Ifo-Experten Link von 2,3 Millionen auf 2,1 Millionen Menschen leicht gesunken.
"Die Krise am Arbeitsmarkt ist aber noch nicht vorbei", sagt Anja Piel, Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Denn eine Frage lautet auch: Können die Arbeitnehmer nach Monaten in Kurzarbeit noch hohe Mieten oder Finanzierungen für Immobilienkäufe stemmen?
Studie: 15 Prozent der Mieter befürchten Zahlungsschwierigkeiten
Für die Wohnungswirtschaft ist die Situation noch nicht brenzlig. Viele Haushalte scheinen über Reserven zu verfügen. So werden etwa die Wohnungsmieten noch überwiegend pünktlich bezahlt, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Analyse & Konzepte zeigt. Befragt wurden 1.000 Mieterhaushalte.
Etwa ein Drittel (31 Prozent) der Befragten gab jedoch an, dass sich ihre Einkommenssituation bereits verschlechtert hat. 15 Prozent dieser Gruppe befürchten, dass sie künftig in Mietzahlungsschwierigkeiten geraten könnten. Die Mehrzahl (73 Prozent) ist sich sicher, auch in Zukunft die Miete zahlen zu können. Der Rest ist unentschieden.
60 Prozent der Mieterinnen und Mieter stimmten der Aussage zu, dass ihr Vermieter auch bei Problemen für sie da sei. Fast die Hälfte (48 Prozent) geht davon aus, dass der Vermieter sie bei Zahlungsschwierigkeiten mit Hilfsangeboten unterstützen würde.
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