Energieoptimiertes Wohnen: Historische Bausubstanz mit Solarputz
An einem Mehrparteienhaus der Baugenossenschaft Margaretenau eG soll demonstriert werden, dass mit Energieeinsparungen durch ein Heizsystem, das sich über den Stand der Technik hinauswagt, eine mietkostenneutrale Modernisierung möglich ist.
Weitere Spareffekte erhoffen sich die Projektbeteiligten durch einen neuartigen Solarputz, der anstelle der sonst üblichen Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) auf die Fassade aufgebracht wird. Die Erfahrungen aus dem Projekt sollen es ermöglichen, das Viertel zu sanieren, ohne die historische Bausubstanz anzutasten.
Tradition und dörfliche Atmosphäre
Die Genossenschaftssiedlung Margaretenau im Regensburger Westen wurde im Sommer 1918 gegründet, damals noch vor den Toren der Stadt, um den Regensburgern eine "menschlichere und gesündere Art des Wohnens auf Grundlage der deutschen Gartenstadtgesellschaft" zu bieten, so die Architekturhistorikerin Thekla Schulz-Brize.
"Die ersten Häuser waren Reihenhäuser mit Gärten zur Selbstversorgung der Genossenschaftsmitglieder", berichtet Siegmund Knauer, Vorstand der Baugenossenschaft, zu der die rund 350 Wohnungen der Siedlung gehören.
Mieten in der 100 Jahre alten Siedlung: die niedrigsten der Stadt Regensburg
Die Wohnungen in der nun 100 Jahre alten Siedlung sind begehrt, denn die Mieten sind die niedrigsten der Stadt. Im Schnitt zahle man fünf Euro pro Quadratmeter kalt, berichtet Knauer.
Die Genossenschaft, deren Ziel satzungsgemäß eine "gute, sichere und sozial verantwortungsvolle Wohnungsversorgung" der Mitglieder ist, hat im Jahr 2015 beschlossen, mit den Mieten zehn Prozent unter dem Niveau des offiziellen Regensburger Mietspiegels zu bleiben.
Grundlegende Modernisierung trotz sozialer Preispolitik
Trotz dieser sozialen Preispolitik hat die Genossenschaft genug Mittel, um eine grundlegende Modernisierung des Viertels zu stemmen. Das ist auch nötig, denn etwa zwei Drittel der Wohnungen werden noch mit Gas- und Kohleöfen beheizt.
Zudem haben die meisten nur zwei oder drei Zimmer auf maximal 60 Quadratmetern, sind also für viele Familien zu klein. Und keine einzige Wohnung in der Margaretenau ist barrierefrei: "Mit Einzelsanierungen nach Mieterauszug kommen wir da nicht weit", ist Knauer deshalb überzeugt. Zumal die Fluktuation in der Margaretenau mit sieben Prozent deutlich unter dem bundesdeutschen Schnitt von elf Prozent liege. "Wir wollten eine gesamtheitliche Lösung."
Knauer: "Nicht unter Denkmalschutz, aber wir gehen so damit um, als ob"
Dabei soll das Erscheinungsbild der Siedlung erhalten bleiben: Zwar stehe die Margaretenau weder unter Ensemble- noch unter Denkmalschutz, berichtet Knauer. "Aber wir gehen mit der Bausubstanz so um, als ob."
Aus diesem Grund verzichtet die Genossenschaft Margaretenau eG auf die heute üblichen WDVS, bei denen isolierende Polystyrolplatten auf die Fassade geklebt, verputzt und gestrichen werden. "Der dadurch verringerte Dachüberstand verändert die gesamte Außenansicht der Häuser", erläutert Knauer seine Bedenken.
Stattdessen setzt er auf einen neuentwickelten Solarputz, der die Wärme der Sonnenstrahlen besonders effizient ins Hausinnere transportiert und dadurch Heizkosten spart.
Pilotprojekt mit intelligenter Software-Steuerung
Seit Jahresbeginn wird der Solarputz erprobt – zunächst an der Fassade eines 24-Parteien-Hauses aus den 1930er Jahren. Der Bau ist Bestandteil des Projekts MAGGIE – energetische Modernisierung des genossenschaftlichen Wohnquartiers Margaretenau in Regensburg. MAGGIE wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Die Energie für das Wohnhaus liefert ein neuartiges Hybridystem, das ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit innovativer Wärmepumpentechnologie und einer Photovoltaikanlage (PVA) kombiniert.
Der Löwenanteil des preisgünstigen Stroms, den BHKW und PVA erzeugen, wird im Haus selbst verbraucht. Für das Energiesystem haben die Wissenschaftler der Ostbayerischen Technischen Universität Regensburg eine selbstlernende Steuerungssoftware entwickelt, die Nutzerprofile, Energiepreise und Wetterprognosen miteinander verknüpft und damit Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung in Echtzeit auf den Bedarf der Bewohner abstimmt.
Der vollständige Artikel erschien in DW Die Wohnungswirtschaft in Ausgabe 01/2019
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