Wohnungswirtschaft in Berlin kalkuliert hart am Limit
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hält künftige stärkere Mieterhöhungen für unvermeidbar. Mit der derzeitigen Entwicklung der Mieten sei es nicht möglich, "die anstehenden größeren Investitionen in Neubau, barrierefreies Wohnen oder energetische Modernisierung ausreichend zu refinanzieren", sagt BBU-Vorständin Maren Kern bei der Vorstellung des aktuellen Marktmonitors am 5. März.
Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Mitgliedsunternehmen prognostizierten einer internen Erhebung zufolge, Neubauinvestitionen einschränken und in den Bestand umschichten zu müssen.
Berlin und Brandenburg: Mieten steigen leicht oder sinken
Die Mieten bei den Mitgliedsunternehmen sind in Berlin und Brandenburg im Jahr 2023 nach Angaben des BBU nur moderat gestiegen: In der Hauptstadt mit durchschnittlich 6,59 Euro pro Quadratmeter (nettokalt) um knapp 1,4 Prozent im Bestand und bei Neuvermietungen um rund 0,9 Prozent auf 8,03 Euro pro Quadratmeter.
Damit blieb die Mietenentwicklung in Berlin im Jahr 2023 hinter der allgemeinen Inflation (plus 6,2 Prozent) und hinter der Baupreisinflation (plus 8,4 Prozent) zurück. Auch in Brandenburg legten die Mieten im Bestand nur leicht um rund zwei Prozent auf 5,64 Euro pro Quadratmeter zu. In Potsdam sind die Preise bei Neuvermietungen laut BBU sogar gesunken – um 5,8 Prozent auf 7,54 Euro pro Quadratmeter.
Die schwache Mietenentwicklung ist laut Verbandsvorständin Kern eine wachsende Hypothek auf die Zukunft, die sich in den kommenden Jahren mit aller Deutlichkeit negativ auf den Wohnungsmärkten der Region bemerkbar machen wird – sei es in zu geringen Neubauzahlen oder zu geringer energetischer Sanierung.
BBU: "Brauchen mehr staatliche Unterstützung"
"Angesichts des enormen Preisdrucks werden Mieterhöhungen unumgänglich. Nur so werden sie in der Lage sein, weiterhin in die Zukunft zu investieren", so Kern.
Der BBU fordert eine Neubau- und Modernisierungsförderung durch den Bund mit einem Volumen von zehn Milliarden Euro pro Jahr für mindestens fünf Jahre sowie ein vorübergehendes Zurückgehen auf den Effizienzhausstandard 70 (EH70) im Neubau. Zudem sei eine schnellere Entbürokratisierung und Digitalisierung sowie die rasche Umsetzung des geplanten "Schneller-Bauen-Gesetzes" notwendig – oder die weitere konstruktive Zusammenarbeit in den Landesbündnissen für Wohnen in Berlin und Brandenburg.
Im BBU sind kommunale, landeseigene, genossenschaftliche, private und kirchliche Wohnungsunternehmen organisiert. Sie bewirtschaften in Berlin mehr als 40 Prozent und in Brandenburg rund die Hälfte des Mietwohnungsbestands.
BBU-Marktmonitor 2023 (Power Point Präsentation / PDF)
Das könnte Sie auch interessieren:
Berlin will Schneller-Bauen-Gesetz Mitte 2024 vorlegen
Berlins sozialer Wohnungswirtschaft geht die Puste aus
Berliner Wohnungsunternehmen dürfen Mieten wieder erhöhen
-
Heizkostenabrechnung: So viele müssen nachzahlen
3.301
-
Aufwertung der Baualtersklasse: Reicht's für die Mieterhöhung?
431
-
Mieter insolvent – Was bleibt dem Vermieter?
383
-
Asbest im Boden entfernen: Kosten und Vorschriften
380
-
Verschärfte Regeln für Energieausweise treten in Kraft
321
-
Zweckentfremdung: Neues Gesetz in Schleswig-Holstein
168
-
Hund, Stilettos & Parkett k.o.? – Obhutspflicht des Mieters
159
-
BilRUG: Umsatzerlöse neu definiert
158
-
Vermietung von Wohnraum an Geflüchtete
112
-
Gliederung des Jahresabschlusses von Wohnungsunternehmen
104
-
Gefördertes Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker
16.12.2024
-
Klimawende im Bestand – kreative Lösungsansätze
16.12.2024
-
Das Prinzip Werkswohnung: Vorteile und Förderung
13.12.2024
-
CO2-Bilanz in Wohngebäuden verbessern – das Modell Berlin
12.12.2024
-
Energieverbrauch senken: So geht's intelligent
10.12.2024
-
Neu denken – Klimawende im Bestand
09.12.2024
-
Sozialer Wohnungsbau: Förderung in den Bundesländern
05.12.2024
-
Energiewende: Das kostet Nachhaltigkeit konkret
03.12.2024
-
9. WERKSTATT: Manage to Green
28.11.2024
-
So bleibt bestimmt keine Tonne stehen
25.11.2024