BBU: Soziale Wohnungswirtschaft unter Druck beim Neubau

Stabile Mieten stehen dramatischen Kostensteigerungen gegenüber – der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sieht die sozialen Vermieter unter Druck. Investitionen in Neubau und Modernisierung seien ohne staatliche Hilfe nicht mehr zu stemmen.

Die Mieten in Berlin sind im vergangenen Jahr nach Angaben des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) mit nur zwei Prozent über dem Vorjahreswert von 6,41 Euro nettokalt pro Quadratmeter stabil geblieben bei den Mitgliedern – trotz gleichzeitig hoher Inflation von 7,1 Prozent. Für die Mieter sei das eine "ausgesprochen positive" Entwicklung, sagte BBU-Vorständin Maren Kern: Für die Vermieter sei die Situation aber wirtschaftlich zunehmend schwierig.

"Jeder Haushalt weiß: Wenn das Einkommen stagniert, die Kosten aber steigen, wird das über kurz oder lang zu einem ernsthaften Problem. An diesem Punkt sind wir jetzt", sagte Kern bei Vorstellung der Jahresstatistik 2022 am 19.7.2023 in Berlin.

Neubau und Modernisierung: Erster Rückgang seit 16 Jahren

Der sozialen Wohnungswirtschaft gehe durch Kostensteigerungen am Bau, Lieferschwierigkeiten, langwierige Baugenehmigungsverfahren und stagnierende Mieteinnahmen "die Puste aus".

Obwohl die Herausforderungen beim Neubau und bei Modernisierungen so hoch seien wie nie, sind die Investitionen im vergangenen Jahr laut Kern das erste Mal seit 16 Jahren gesunken und sogar regelrecht eingebrochen – die BBU-Mitgliedsunternehmen investierten etwa 2,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es noch knapp 2,9 Milliarden Euro. Das bedeutet ein deutliches Minus von 9,9 Prozent. Unter Einbeziehung der Baupreisinflation von mehr als 16 Prozent fällt der reale Rückgang mit knapp 23 Prozent noch drastischer aus.

"Ich sehe diese Entwicklung mit großer Sorge für die Zukunft unserer Stadt. Hinzu kommt das Damoklesschwert drohender Enteignungen", so die BBU-Vorständin weiter.

Enteignung von Berliner Wohnungskonzernen juristisch möglich

Neuer Rekord bei Bau von Mietwohnungen in Berlin

Von der Politik fordern die Verbandsmitglieder laut einer Umfrage unter anderem Verlässlichkeit in Entscheidungen, den Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Beschleunigung und Vereinfachung von Baugenehmigungsverfahren. "Dabei verlangen wir keinen Abschluss in Raketenwissenschaft, sondern appellieren an den gesunden Menschenverstand", sagte Kern.

Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hat 342 Mitglieder, 131 davon in Berlin. Die rund 770.000 Mietwohnungen machen rund 45 Prozent des Berliner Bestands aus. Im Jahr 2022 stellten die Unternehmen laut Jahresstatistik 7.172 neue Wohnungen in Berlin fertig – ein Rekordwert. In diesem Jahr rechne man mit ähnlich vielen Neubauwohnungen. Kern bezeichnete diese Entwicklung als "Echo der Vergangenheit“, da die Bauprojekte bereits vor Jahren angeschoben worden seien. 2024 erwarte man einen Rückgang bei den Fertigstellungen um 27 Prozent. Der Berliner Senat hat das Ziel, dass jährlich 20.000 neue Wohnungen in der Stadt gebaut werden.

Der Verband vertritt städtische Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften sowie börsennotierte Konzerne, darunter auch Berlins größten Vermieter Vonovia. Der Konzern hatte im Oktober 2021 den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernommen.


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft, Wohnungsbau, Baukosten, Neubau