Personalentwicklung im Krankenhaus

Was bedeutet Personalentwicklung in einem großen Universitätsklinikum? Im Interview spricht Jasmin Lay, Leiterin der Stabsstelle Strategische Personalentwicklung am Universitätsklinikum Freiburg, über Entscheidungsprozesse, klassische wie neue Lernformate und darüber, welche Skills die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums in Zukunft brauchen.

Vor einem Jahr sprachen Sie mit uns über das Personalmarketing und Recruiting des Universitätsklinikums. Was erwartet neue Beschäftigte nun im Klinikalltag?

Die Basis für gute Mitarbeiterbindung ist zunächst einmal eine gute Einarbeitung. Wir haben deshalb verschiedene Angebote für Trainees und Nachwuchsführungskräfte sowie ein breites Fort- und Weiterbildungsprogramm. In unseren Traineeprogrammen durchlaufen beispielsweise Pflegende, die sich für eine Tätigkeit im Intensivbereich interessieren, verschiedene Stationen und erhalten neben dem theoretischen Input auch Coachingangebote. Am Ende können sie sich einen Einsatzbereich, zum Beispiel eine Intensivstation, aussuchen. Im interdisziplinären Nachwuchsführungskräfteprogramm vermitteln wir allen Berufsgruppen vom ärztlichen Dienst über die Verwaltung bis zur Pflege wichtige berufsbezogene Kompetenzen. Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement können Beschäftigte individuelle Informationsangebote, vergünstigte Trainingsangebote sowie die ärztliche Betreuung in den Hochschulambulanzen nutzen. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, einem Springerpool in der Pflege und Kinderbetreuungsmöglichkeiten können Beschäftigte Familie und Beruf besser vereinen.

Wie zentral oder dezentral regeln Sie Personalentwicklung in Ihrer Organisation?  

Wir als Stabsstelle für Strategische Personalentwicklung sind zentral beim Klinikumsvorstand angesiedelt, übernehmen die übergreifenden Themenfelder und unterstützen bei individuellen Anliegen.

Natürlich trägt auch jede Führungskraft die Verantwortung, Personalentwicklung im eigenen Bereich voranzutreiben.

Der Vorstand und die Geschäftsführung sollten sie allerdings bei zentralen Vorgaben fördern, zum Beispiel bei den Themen Fort- und Weiterbildungen. Solche Programme nur auf einen kleinen Bereich herunterzubrechen, würde sich allerdings nicht lohnen. Wir unterstützen die Zusammenarbeit über Berufsgruppen und Fachbereiche hinweg und das gelingt nur durch zentrale Vorgaben. Dennoch fördern wir auch individuelle Maßnahmen, wenn Vorgesetzte vor Ort sehen, welche Unterstützung sie und ihre Beschäftigten benötigen.

Wie selbstständig können Führungskräfte und Beschäftigte aus verschiedenen Berufsgruppen in diesem Prozess entscheiden?

Insgesamt sehen wir das als Miteinander zwischen den Führungskräften, den Beschäftigten und unserer Stabsstelle. Wir berufen Arbeitsgruppen und Meeting Points ein, in denen Menschen aus verschiedenen Hierarchieebenen, aus unterschiedlichen Fachrichtungen oder Berufsgruppen zusammenkommen. Aus ihren Anliegen und Erfahrungswerten leiten wir dann gemeinsame Ziele und Strategien ab. Wenn wir etwa eine klinikumsweite Regelung etablieren, berücksichtigen wir die Besonderheiten der jeweiligen Berufsgruppen und Hierarchieebenen. Natürlich wird nicht jede Führungskraft von jedem Thema begeistert sein, aber wir haben alle das Ziel, unsere Maßnahmen zum Wohle der Patientinnen und Patienten umzusetzen. Und deren Zufriedenheit erreichen wir nur mit zufriedenen Beschäftigten.

Bieten Sie nur klassische Fortbildungsformen an? Oder ermöglichen Sie auch Formen des kontext- und anlassbezogenen Lernens?

Der Fachbereich Fortbildungen bietet jedes Jahr mehr als 1.200 Fortbildungen und Weiterbildungen in Führung, Kommunikation, Gesundheit und IT an. Klassische Präsenzseminare mit hohem Praxisbezug ergänzen wir beispielsweise um sogenannte Refresher-Tage. Hier können sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer drei bis sechs Monate später über ihre Erfahrungen mit Methoden wie dem Mitarbeitergespräch austauschen und gemeinsam erarbeiten, was gut funktioniert oder was es noch zu verbessern gilt. Für Auszubildende gibt es Lernstationen, wo sie unter enger Anleitung von Fach- oder Oberärzten sowie von Pflegenden lernen, wie sie beispielsweise eine Station leiten oder einen Dienstplan erstellen. Schließlich bieten wir in unseren Beratungsstellen auch Supervisions- und Coachingdienste an, wo Beschäftigte anlassbezogen und in engem Austausch mit den Coaches an neuen oder herausfordernden Themen wie Veränderungsprozessen arbeiten können.

Wie gehen Sie mit asynchronen Lernformaten wie Wikis oder Lernvideos um?

Auf der Plattform ILIAS bieten wir verschiedene Formate in E-Learning und Blended Learning an, mit deren Hilfe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Aufgaben oder Workshops vorbereiten können. Dort arbeiten wir auch mit Multiple Choice-Fragen, mit eingebundenen Lernvideos und mit einem Chat, der den Austausch erleichtert.

Jasmin Lay Uniklinik Freiburg

Die Lerneinheiten halten wir kurz und spannend, damit Teilnehmende ihre Lektionen letztlich auch abschließen.

Bevor Themen im Seminar aufgegriffen werden, erhalten sie dadurch einen ersten, theoretischen Input.

Wie begleiten Sie Beschäftigte dabei, das Gelernte in den Alltag zu integrieren?

Schon während der Seminare bieten wir dazu unsere Unterstützung an. Neben den Refresher-Tagen haben wir die kollegiale Fallberatung, das heißt, die Beschäftigten können bereits in Seminaren Netzwerke bilden. Das ist besonders in einem so großen Haus wie dem Universitätsklinikum wichtig. Beim Nachwuchsführungskräfteprogramm können sich Teilnehmende einmal im Quartal mit relevanten Ansprechpersonen treffen und bestimmte Themen und Herausforderungen besprechen. Für den Führungsbereich gibt es zudem selbstorganisierende Lerngruppen, die sich vernetzen und regelmäßig austauschen. Zuletzt können Beschäftigte auch bei virtuellen Veranstaltungen mit ihren Fragen auf Referentinnen und Referenten zugehen.

Welche Skills gibt es im Universitätsklinikum heute und welche braucht es in Zukunft?

Neben fachlichen Kompetenzen fördern wir auch soziale Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Teamwork und Kommunikationsfähigkeit.

Im Projektmanagement setzen wir immer mehr auf innovative Methoden wie Design Thinking und Scrum, um die Digitalisierung und die enge Vernetzung zwischen Medizin und IT voranzutreiben. Dafür brauchen wir digitale Kompetenzen und ein Verständnis für digitale Prozesse. Sehr wichtig ist für uns die Frage nach Resilienz. Entgegen der Schnelllebigkeit und hoher Arbeitspensen müssen besonders Führungskräfte auf sich achten und als Vorbilder fungieren. Über den Fachbereich Fortbildung ermitteln wir in jährlichen Bedarfsabfragen, welche Fortbildungen wir in Zukunft anbieten sollen. Mit dem Klinikumsvorstand und mit Expertinnen und Experten sprechen wir schließlich darüber, welche Themen grundsätzlich anstehen sowie welche Skills notwendig sind oder sein werden. 


Schlagworte zum Thema:  Personalentwicklung, Mitarbeiterbindung