Arbeitnehmerüberlassung: Zeitarbeitsbranche: Hire and Fire?

Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit spiegeln die zwei Seiten der Leiharbeit wider: Für etwa ein Fünftel der Erwerbslosen bietet sie die Chance, aus der Arbeitslosigkeit in eine reguläre Beschäftigung zurückzukehren. Allerdings: In keiner anderen Branche verlieren mehr Menschen ihren Job.

Ist die Leiharbeitsbranche eine "Hire and Fire-Branche"? Als solche bezeichnete es zumindest die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Zahlen bei der Bundesagentur für Arbeit angefordert hatte.  

Leiharbeit: Höchste Chance der Arbeitslosigkeit zu entkommen 

Leiharbeit hilft vielen den Übergang in reguläre Beschäftigung zu schaffen. Von den rund zwei Millionen Erwerbslosen, die eine reguläre Beschäftigung aufnahmen, waren im vergangenen Jahr mehr als 380.000 Leiharbeiter, geht aus den Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor. Die Leiharbeit ist somit der Wirtschaftszweig mit den meisten Rückkehrern - knapp ein Fünftel (19,2 Prozent) entfallen auf diese Branche. Es folgen wirtschaftsnahe Dienstleistungen mit 13,7 Prozent.

Dass Leiharbeit, insbesondere für ausländische Arbeitnehmer, ein Sprungbrett in die reguläre Beschäftigung ist, zeigte kürzlich auch eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Von der Leiharbeit in die Arbeitslosigkeit

Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen aber auch: Nicht allen gelingt der Sprung in reguläre Jobs, viele Leiharbeitnehmer verlieren ihren Job auch wieder. Im Jahr 2015 stand die Leiharbeitsbranche auch bei den Zugängen in die Arbeitslosigkeit an erster Stelle - mit mehr als 360.000 Betroffenen oder 15,1 Prozent.

Fast 140.000 der aus Leiharbeit Entlassenen bezogen gleich Hartz-IV-Leistungen.

Leiharbeitsbranche ein Niedriglohn-Sektor?

Regulär in Vollzeit beschäftigte Leiharbeitskräfte verdienten Ende 2015 im Schnitt 1.747 Euro brutto im Monat, gegenüber 3.084 Euro für Vollzeitbeschäftigte über alle Branchen hinweg. Zwei von drei Leih- oder Zeitarbeitern arbeiteten zu einem Niedriglohn, also unter dem Lohn, der zwei Drittel des mittleren Gehalts der Beschäftigten insgesamt beträgt.

Die Abgeordnete Sabine Zimmermann kritisierte, dass Leiharbeit selten ein Sprungbrett in ein normales Arbeitsverhältnis sei. Für die meisten bedeute Leiharbeit vielmehr "dauerhaft Niedriglöhne, schlechte Arbeitsbedingungen und Beschäftigung zweiter Klasse". Früher hätten Unternehmen mit Leiharbeit Auftragsspitzen abgefedert. Heute sei sie Instrument systematischen Lohndumpings.

Gesetzentwurf zur Regelung der Leiharbeit im Bundestag

Der Gesetzentwurf gegen Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) wird diese Woche erstmals im Bundestag beraten. Geplant ist unter anderem, dass Leiharbeitnehmer nach neun Monaten für gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen sollen. Zudem sollen Werkverträge besser von normalen abhängigen Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden. Arbeitsmarkt-Expertin Zimmermann geht der Entwurf nicht weit genug. Arbeitsministerin Nahles taste mit ihrem Gesetzentwurf den Kern der Leiharbeit nicht an.

dpa

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