Haufe Online-Redaktion: Gerade kleinere Betriebe, die sich professionelle Hilfe nicht einfach einkaufen können, tun sich oftmals schwer, den richtigen Ansprechpartner für die Unterstützung im Gesundheitsmanagement zu finden. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Dennis Beyer: Wir wurden von einer gesetzlichen Krankenkasse aufgesucht und zum betrieblichen Gesundheitsmanagement im Handwerksbetrieb konkret beraten. Ausgehend von den Vorteilen für die Belegschaft und das Unternehmen war für uns sehr schnell klar, dass wir von den Maßnahmen der Krankenkasse profitieren wollten. Wir hatten noch gar nicht aktiv nach Unterstützung gesucht, wohl aber Interesse an der Gesundheit unserer Mitarbeiter. Das Angebot der Krankenkasse war dann der entscheidende Anstoß, hier systematisch etwas zu tun. Deshalb haben wir sofort zugesagt.
Haufe Online-Redaktion: Wie gestaltete sich dann die Zusammenarbeit mit der Krankenkasse bei der Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements?
Dennis Beyer: Es ging um die Klärung, ob bei uns im Betrieb krankmachende Strukturen bestehen, die beispielsweise Stress verursachen. Zunächst wurde eine Ist-Analyse gemacht: Die Krankenkasse stellte ein Expertenteam mit zwei Personen, die eine interne Befragung durchführten, um festzustellen, was überhaupt im Argen ist, aber auch um festzustellen, was bereits ganz gut läuft.
Haufe Online-Redaktion: Alle 22 Mitarbeiter haben mitgemacht – wie haben Sie das erreicht?
Dennis Beyer: Selbstverständlich ist es unseren Mitarbeitern freigestanden, ob sie an der Befragung teilnehmen wollen. Wir haben aber klar kommuniziert, das eine Teilnahme für beide Seiten nur Vorteile hat.
Haufe Online-Redaktion: Was waren die Inhalte der Analyse, die die Experten der Krankenkasse bei Ihnen durchgeführt hatten?
Dennis Beyer: Es wurden beispielsweise Fragen gestellt wie: „Wie ist die Abstimmung zwischen Büro und Produktion?“, „Werden Ihnen zu viele Aufgaben übergeben?“ oder „Können Sie ihre Aufgaben in der vorgegebenen Zeit erledigen?“ Analysiert werden sollten dadurch die Struktur im Betrieb und die Arbeitsbedingungen, um zu erkennen, wo Stressfaktoren liegen und was verbessert werden könnte.
Haufe Online-Redaktion: Und die Ergebnisse?
Dennis Beyer: Gezeigt hat sich, dass der betrieblich bedingte Stress bei uns in einer relativ normalen Höhe liegt – von der Organisationsstruktur her scheint es also weniger Probleme zu geben. Das Arbeitspensum wird von den Mitarbeitern innerhalb der Arbeitszeit gut bewältigt, es wird sachlich übergeben. Ansatzpunkte waren eher zu wenig Bewegung am Arbeitsplatz, Verspannungen oder auch zu einseitige Bewegungen. Gemeinsam mit den Experten der Krankenkasse haben wir nach Lösungen gesucht. Unsere Mitarbeiter tauschen jetzt beispielsweise vormittags und nachmittags die Arbeitsplätze, soweit das möglich ist. Eine Anregung war auch, einen Kran für unsere Halle zu beschaffen, um körperliche Belastungen zu reduzieren. Wir lassen gerade prüfen, ob das baulich und arbeitsschutzrechtlich möglich ist. Auch die Arbeitsplätze im Büro haben wir begutachten lassen und entsprechend optimiert.
Haufe Online-Redaktion: Unterm Strich – wie wirkten die Befragungsergebnisse auf Sie?
Dennis Beyer: Zum einen fühlt man sich als Geschäftsführung tatsächlich erleichtert, wenn man das Ergebnis bekommt, dass es wenig strukturelle Probleme gibt. Andere Sachen, auf die die Experten hingewiesen hatten, wie beispielsweise eine schlechte Beleuchtung in den Werkhallen, hatten wir eigentlich schon auf der To-do-Liste. Da war die Analyse eher ein letzter Impuls, das nun umzusetzen. Meistens kennt oder ahnt man ja die Schwachstellen, doch im Tagesgeschäft geht die Idee, das strukturiert anzugehen, dann eben doch immer wieder unter.
Haufe Online-Redaktion: Wie finden denn andere Betriebe in Ihrem Umfeld zur Unterstützung im BGM? Es ist ja eher ein glücklicher Zufall, dass Ihr Unternehmen direkt von einer Krankenkasse angesprochen wurde.
Dennis Beyer: Manchen Betrieben, auch dem Kindergarten im Ort, haben wir unsere Experten der Krankenkasse schon weiterempfohlen. Bisher läuft hier vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Haufe Online-Redaktion: Kennen Sie denn die regionalen Koordinierungsstellen der gesetzlichen Krankenkassen?
Dennis Beyer: Ich habe mir das gerade erst angeschaut – ist das ein Informationsportal der gesetzlichen Krankenkassen?
Haufe Online-Redaktion: Genau, es soll bei der Suche nach einem Ansprechpartner zur Gesundheitsförderung helfen, da gerade kleine und mittelständische Betriebe oft nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Haben Sie diese Erfahrung auch gemacht?
Dennis Beyer: Ja, tatsächlich. Wir hatten uns beispielsweise am Anfang die Frage gestellt ob das Angebot nur für die Versicherten der beratenden Krankenkasse gilt. Letztendlich richtete es sich an alle Versicherten, was uns sehr freute. Nun haben wir ja bereits unseren Ansprechpartner, aber anderen würde ich dieses Portal zum Einstieg auf jeden Fall empfehlen, wenn es hier Information und Beratung gibt.
Dennis Beyer ist Geschäftsführer der Beyer Ing.- Holzbau GmbH & Co KG, einem mittelständischen Handwerksbetrieb mit 22 Mitarbeitern in Dittersdorf (Thüringen).
Das Interview führte Katharina Schmitt, Redaktion Personalmagazin