"Wir wollen mindestens zehn Prozent jährlich wachsen"


Marktgespräch HR-Software mit Christian Mehrtens von Sage

Mit starkem Wachstum im Cloud-Geschäft möchte der britische Softwarehersteller Sage in der DACH-Region weiter Marktanteile erobern. Dabei setzt Christian Mehrtens, Geschäftsführer für Central Europe, insbesondere auf seine HR-Suite und sein ERP-System für kleine und mittelständische Unternehmen. 

Beim Softwarehersteller Sage ist Christian Mehrtens gewissermaßen ein Frischling. Seit April 2024 verantwortet er als Geschäftsführer die Region Central Europe, zu der die Ländermärkte Deutschland, Österreich und Schweiz zählen. Im Softwarebusiness hingegen ist Mehrtens ein alter Hase. Mit Stationen bei Oracle, Microsoft, Hewlett-Packard und zuletzt SAP bringt er mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Branche mit - und kennt damit eine zentrale Herausforderung, vor der viele etabliert Softwarehäuser derzeit stehen: den Umstieg vom On-Premise ins Cloud-Geschäft. Denn die beschäftigt auch das britische Unternehmen, das bereits seit 1981 am Markt ist.

Vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum gehobenen Mittelstand

Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 13.000 Menschen und hat nach eigenen Angaben mehrere Millionen Kunden. Wie viele davon in der Region DACH angesiedelt sind, darüber möchte Mehrtens keine Auskunft geben. Doch die Geschäfte scheinen zu laufen. Mehrtens peilt für das laufende Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von rund 160 Millionen Euro an. Gemessen am Gesamtumsatz des Unternehmen, umgerechnet etwa 2,5 Millarden Euro im Jahr 2023, sind das gerade einmal sechs Prozent. Doch die Wachstumsraten seien gut, die Aussichten vielversprechend, behauptet Mehrtens. "Wir wollen mindestens zehn Prozent jährlich wachsen", sagt der Geschäftsführer. Das läge etwas über dem Tempo der vergangenen Geschäftsjahre und sei damit ein realistisches Ziel. Im Cloud-Geschäft plant er mit höheren Zuwächsen.

Das Lösungsportfolio der Briten, die traditionell aus der Buchhaltung kommen, umfasst im deutschprachigen Raum Buchhaltung, ERP und HR. Damit addressiert Sage Zielgruppen vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum gehobenen Mittelstand. Umsatzbringer seien die Buchhaltungssoftware Sage 50 für Kleinunternehmen, das ERP-System Sage 100 für den Mittelstand sowie die HR-Suite. Letztere mache rund 45 Prozent des Gesamtumsatzes in Deutschland aus. Keine der drei Lösungen ist jedoch ein reines Cloud-Produkt. Während die HR-Suite und die Buchhaltungssoftware über eine Cloud-Anbindung verfügen, sei das ERP-System bereits in der Cloud gehostet. Der langfristige Plan sind drei Entwicklungsstufen: an die Cloud angebunden, in der Cloud gehosted und schließlich Cloud Native, also reine Cloud-Lösungen.

(Noch) Kein Ablaufdatum für die On-Premise-Produkte

Neukunden wolle man für das Cloud-Portfolio gewinnen, daraus macht Mehrtens keinen Hehl. Bei Bestandskunden sei die Bereitschaft zum Wechsel sehr unterschiedlich ausgeprägt. "Trotz aller Vorzüge der Cloud gibt es auch Kunden, die mit den Bestandsprodukten zufrieden sind und erst mal keine Veränderung anstreben", sagt der Geschäftsführer. Auch das sei okay. Ein Ablaufdatum für die On-Premise-Produkte gäbe es nicht. Doch auch wenn sich mit alter Technologie weiterhin stabiles Geschäft machen lässt, stehen die Weichen bei den Briten auf Zukunft. Künftig will das Unternehmen stärker auf Synergien seiner Lösungen setzen. Einerseits soll das HR-Portfolio länderübergreifend vereinheitlicht werden, andererseits sollen Buchhaltung, HR und ERP perspektivisch zusammengefasst werden. "Wir wollen eine Suite-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen anbieten", sagt Mehrtens.

Mit den neuen, internationalen Cloud-Lösungen wie Sage HR, Sage Active, Sage Intacct und Sage SDMO (Sage Distribution, Manufactiring and Operations) bringt der Anbieter eine Reihe von neuen Produkten auf den Markt. Die beiden letztgenannten sind allerdings erst im vierten Quartal 2024 im deutschen Markt verfügbar. In dem sehr "fragmentierten deutschen Softwaremark" benötigt Sage gute Argumente für das Kundensegment Mittelstand. Der Ansatz erinnert an den seines vormaligen Arbeitgebers SAP, mit dem Unterschied, dass die Walldorfer auf deutlich größere Kunden abzielen.

Ein KI-Copilot

Wie die meisten Softwareanbieter betont Mehrtens die Bedeutung der generativen Künstlichen Intelligenz. Er folgt dem Mainstream und entwickelt einen KI-Assistenten, der auf verschiedenen Technologien basiert, unter anderem auf einer Microsoft-Plattform. Der sogenannte Copilot soll sowohl für Cloud- als auch On-Premise-Kunden nutzbar sein. Das Versprechen: Die KI soll den Anwendern helfen, mehr aus den Programmen herauszuholen, Prozesse zu optimieren und Entscheidungen zu verbessern. Ob aus dem Copiloten irgendwann ein Autopilot wird, der Personalerinnen und Personaler vollständig von lästigen Verwaltungsaufgaben befreit, bleibt abzuwarten.


Zur Serie: Im "Marktgespräch HR Tech" spricht die Haufe Online Redaktion in regelmäßigen Abständen mit Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen etablierter Softwarehäuser sowie aufstrebender Startups und beleuchtet dabei die Entwicklungen und Trends im Markt für HR-Software.


Schlagworte zum Thema:  HR-Software, Personalplanung, Software-Anbieter