ESG-Strategien stärken den Unternehmenserfolg im Mittelstand

Ökologische Führung und ein ausgeprägtes Diversitätsklima wirken sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Das zeigt eine aktuelle Trendstudie des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen.

Gesetzliche Regelungen sowie gesellschaftliche Normen rücken Mensch und Umwelt zunehmend in den Mittelpunkt. Anfang 2024 verschärfte die EU die Richtlinien zum ESG-Reporting – vor allem die Verpflichtung auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Die Kriterien und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und ethische Unternehmenspraxis zu erfüllen, sollte für das Management heute als oberste Priorität ranken; Untätigkeit kann finanzielle und Reputationsschäden bedeuten.

Wie wirkt sich gelebte Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung auf den Unternehmenserfolg aus? Wie können KMU ihre Unternehmenskultur unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten verbessern? Für die Studie der Zeag GmbH und der Universität St. Gallen wurden insgesamt 9.382 Mitarbeitende und Führungskräfte aus 73 deutschen Unternehmen befragt. Anschließend identifizierten die Studienmacher die Schlüsselbereiche, in denen Chancen und Handlungsbedarf liegen.

Gelebte ESG-Kriterien wirken sich positiv auf Unternehmenserfolg aus

Echtes Engagement für Nachhaltigkeit steigern Wohlbefinden und emotionale Bindung der Mitarbeitenden. Daraus ergibt sich automatisch eine stark erhöhte Unternehmensleistung, wie die Studie unmissverständlich belegt. Sie verdeutlicht allerdings auch, dass bislang weniger als die Hälfte aller befragten Firmen die Kraft eines solchen Wertewandels erkennen:

  • Eine merklich ökologisch orientierte Führung steigert die Mitarbeitendenzufriedenheit und Unternehmensleistung zu je 20 und 21 Prozent. Bisher schreiben sich lediglich 6 Prozent der Firmen ein solches Führungsklima auf die Fahne.
  • In Betrieben mit einem ausgeprägten Diversitätsklima fühlen sich Arbeitnehmende 30 Prozent weniger emotional erschöpft. Die Altersdiskriminierung nimmt um 60 Prozent ab. Über alle in der Studie berücksichtigten Branchen hinweg empfinden bereits 48 Prozent aller Studienteilnehmenden das Diversitätsklima als besonders stark. Das produzierende Gewerbe und der Handel bilden mit 27 und 29 Prozent die klaren Schlusslichter.

ESG-Kriterien: Status quo in Deutschland

Insgesamt etablierten 26 Prozent der KMU zwar Nachhaltigkeitsrichtlinien, konkrete Nachhaltigkeitsziele allerdings definierten nur 10 Prozent. Dabei attestieren sich 44 Prozent der Studienteilnehmenden ein stark ausgeprägtes ökologisches Mindset. Hier lässt die Mehrheit der Firmen Chancen im Hinblick auf emotionale Mitarbeiterbindung liegen: Diese steigt durch ökologisch orientiertes Leadership um 17 Prozent.

Mit Blick auf soziale Verantwortung stehen die meisten Unternehmen schon besser da. So erleben 37 Prozent der Arbeitnehmenden gesunde Führung, 39 Prozent eine gute Work-Life-Balance. 26 Prozent der KMU etablierte bereits Angebote für die Unterstützung bei der Kinder- und Seniorenbetreuung, 23 Prozent boten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, einen bezahlten Tag pro Jahr für ehrenamtliches Engagement zu nehmen.

Handlungsfelder für die Nachhaltigkeit

  • Nachhaltigkeitsziele strategisch verankern: Nachhaltigkeit muss zum Markenwert erwachsen. Die Festlegung und Kommunikation klarer strategischer Ziele ist entscheidend, um alle Mitarbeitenden auf den neuen Kurs auszurichten und sicherzustellen, dass ökologische Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie wird. Nachhaltigkeitsberichte machen Erwartungen messbar und Zielerfüllung kontrollierbar.
  • Umweltbewusstes Verhalten fördern: Ein erhöhtes und diverses Schulungsangebot zu ESG-Thematiken zahlt auf Bewusstsein und Wissen der  Arbeitnehmenden über ökologische Nachhaltigkeit ein. Gezielte Anreize begünstigen das Engagement der Mitarbeitenden.
  • Ökologische Nachhaltigkeit vorleben: Indem sich die Führungsebene klimafreundlich verhält und in diesem Punkt selbst Leuchtturm ist, befeuert sie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele durch die Mitarbeitenden.
  • Diversitätsmaßnahmen erweitern: Ein positives Diversitätsklima verbessert die Gesundheit der Mitarbeitenden und Führungskräfte um acht Prozent. Maßnahmen wie Diversitätsworkshops begünstigen den Austausch untereinander und schaffen Perspektivenreichtum.
  • Gesund führen: Die Analysen zeigen, dass sich Mitarbeitende in Firmen mit gesunder Führung um acht Prozent vitaler fühlen als solche, die von ihren Arbeitgebenden wenig physische und psychische Unterstützung erhalten. 19 Prozent empfinden außerdem eine gesteigerte Work-Life-Balance.  Teambuilding Events und regelmäßige Gesundheitschecks tragen unter anderem zum Employee Wellbeing bei.
  • Sozial engagieren und Engagement unterstützen: Angebote für Kinder- und Seniorenbetreuung sowie bezahlte Tage für ehrenamtliches Engagement wirken sich auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden aus. Während die emotionale Abgeschlagenheit um je sieben und vier Prozent nachlässt, legt das Gesundempfinden um jeweils 2 und 1 Prozent zu.


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