New Work: Neue Arbeitsformen selten erfolgreich genutzt

Agile Strukturen, demokratische Führung und virtuelle Teams sind Kennzeichen einer neuen Arbeitswelt, die vielfach auch mit "New Work" oder "Arbeiten 4.0" umschrieben. Doch vielen Unternehmen ist die Transformation in diese neue Welt noch nicht gelungen, wie eine Studie zeigt.

Demokratisch geführte Unternehmen, Agilität, fluide Strukturen, von Raum und Zeit gelöstes Arbeiten sowie selbstgeführte Teams werden immer öfter als notwendige Erfolgsgaranten für Unternehmen gehandelt. Auch die aktuelle Trendstudie des Konstanzer Zentrums für Arbeitgeberattraktivität, Zeag GmbH, in Kooperation mit der Universität St. Gallen bestätigt den positiven Einfluss moderner Arbeitsformen auf die Unternehmensleistung, das Wachstum und den ROI.

Neue Arbeitsformen sind kein Erfolgsgarant

Der Vergleich der Erfolgreichsten unter den modernen und unter den traditionellen Unternehmen (Höchstleister) zeigt indes ein differenzierteres Bild: Die erfolgreichen Pioniere sind auffallend innovativer, unternehmerischer und sie sind als Arbeitgeber deutlich attraktiver als die erfolgreichsten traditionellen Unternehmen. Diese wiederum haben die Nase weit vorn bei der Unternehmensleistung (+5%) und dem ROI (+4%). Unter dem Strich heißt dies, dass der Übergang in eine moderne Arbeitsform durchaus empfehlenswert ist, denn Innovationskraft und Arbeitgeberattraktivität sind vor dem Hintergrund der Globalisierung und der demographischen Entwicklung ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Vier Typen in der neuen Arbeitswelt

Virtuelle Teams, Desksharing & Co: Noch wenig verbreitet

Dennoch sind neue Arbeitsformen in deutschen Unternehmen bisher nur wenig verbreitet. Erst etwa ein Viertel der untersuchten Unternehmen ist bereits in der neuen Welt angekommen. Sie nutzen schon neue Arbeitsformen wie zum Beispiel Flexible Arbeitszeiten, Virtuelle und Fluide Teams, Homeoffice und Desk Sharing in nennenswertem Maße.

Ein Fünftel der Unternehmen ist mit der Transformation überfordert

Allerdings sind nur 6 Prozent von ihnen sowohl auf wirtschaftlicher Ebene als auch als Arbeitgeber erfolgreich. Die übrigen 19 Prozent sind mit der Transformation sichtlich überfordert: die Organisationen überhitzen und sind gekennzeichnet von internen Machtkämpfen und Mikropolitik sowie von Innovationsblockaden.

Führung, Organisationsstruktur, Unternehmenskultur

Die Wissenschaftler des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen arbeiten in der Studie vier zentrale Erfolgsvoraussetzungen für einen gelungenen Übergang in die neue Arbeitswelt heraus: Führung mit Vision und Inspiration erhält in der neuen, von Dezentralisierung und Individualisierung geprägten Arbeitsform noch größere Bedeutung als bisher. Eine weitere Voraussetzung ist, dass Unternehmen eine Vertrauenskultur haben – geprägt von einer positiven Führungsbeziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden sowie einem ausgesprochenen Unterstützungsklima. Die Komplexität der neuen Arbeitswelten verlangt den Mitarbeitenden viel ab – sie müssen daher hohe soziale Fähigkeiten haben, mit Stress umgehen können und sich stark mit dem Unternehmen identifizieren – Selbstkompetenz nennen die Wissenschaftler diesen Erfolgsfaktor. Und zu guter Letzt müssen die Organisationen höchst flexible Strukturen mit einer starken Dezentralisierung und wenig Formalisierungen aufbauen und diese mit Leben füllen.

Vier Faktoren bestimmen den Erfolg

Diese vier Faktoren können durchaus auch in traditionellen Unternehmen positive Effekte haben, ihnen kommt jedoch in der neuen Arbeitswelt eine besondere Bedeutung zu. Unternehmen auf dem Weg in die neue Arbeitswelt sollten diese Erfolgsvoraussetzungen als „Startbedingungen“ betrachten, bevor sie eine neue Arbeitsform einführen – so das Fazit dieser Untersuchung.

Vorsicht vor Bauchlandung

„Es ist fatal, ein Unternehmen auf Teufel komm raus auf neue Arbeitsformen umzustellen und auf die positive Wirkung zu hoffen. Sicherlich gelten Unternehmen, die moderne Arbeitsformen bieten, als hoch attraktiv für Bewerber. Allerdings wird es eine Bauchlandung, wenn die Unternehmen überhitzen und sich korrosive Kräfte ausbilden. Sehr schnell werden die echten Leistungsträger das Unternehmen verlassen. Die Innovationskraft bleibt auf der Strecke und der wirtschaftliche Erfolg aus“, warnt Silke Masurat, Geschäftsführerin des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität.

Personalmanagement auf neue Arbeitswelt ausrichten

Die Autoren der Studie, Prof. Dr. Heike Bruch, Christina Block und Jessica Färber raten zunächst die strategische Entscheidung zu treffen, ob ein Unternehmen sich lieber in der modernen Arbeitswelt verorten, oder weiterhin in der traditionellen Arbeitswelt erfolgreich sein möchte. Je nachdem müssen sie ihr Personalmanagement ausrichten. In der neuen Arbeitswelt braucht es Instrumente, die modernisierend und inspirierend sind.  Im kostenfreien Studienbericht finden Personalverantwortliche ausgesuchte Praxisbeispiele, die erfolgreich umgesetzte Maßnahmen mittelständischer Arbeitgeber veranschaulichen.


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