Recruiting im Mittelstand ist zu konservativ
"Die Ergebnisse sind in vielerlei Hinsicht interessant und bergen auch so manche Überraschung", fasst QRC-Vorstand Michael Kolb die Studie zusammen. So hapert es sowohl im Employer Branding, als auch Talent Management und in der strategischen Personalplanung an der konsequenten Umsetzung in den mittelständischen Unternehmen: Nur rund 40 Prozent der 280 Befragten verfügen über ein Talent-Management-Programm und auch Personalplanung sowie Nachfolgemanagement werden kaum als aktives Personalmanagement-Instrument genutzt. Nicht nur aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels, auch unter dem Aspekt der Demografie besteht hier künftig erheblicher Handlungsbedarf, so die Studienautoren.
Neue Wege im Recruiting werden oft verkannt
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auch beim Thema Recruiting deutlich auseinander. Einerseits liegt das Thema Personalgewinnung bei vielen Firmen brach. Andererseits jedoch nennen 64 Prozent der Befragten die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter und die Bindung derer ans Unternehmen als die zwei wichtigsten Themen. Über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) spüren den Fachkräftemangel bereits deutlich, sollten also in Recruiting investieren. Die Studie zeigt jedoch, dass kleinere Unternehmen in fast allen Rekrutierungsanstrengungen deutliche Defizite gegenüber größeren haben. Während Konzerne die ganze Bandbreite an Möglichkeiten ausschöpfen, setzen KMU meist auf klassische Wege: Online-Jobportale, die eigene Webseite oder Print-Anzeigen.
Standortfaktoren helfen im "War for Talent" zu punkten
Einiges an Potenzial im Hinblick auf die Gewinnung neuer Mitarbeiter bergen auch die Standortfaktoren. Das nutzen die mittelständischen Unternehmen jedoch zu wenig aus. Denn die von Mittelständlern besonders begehrten Hochschulabsolventen, Studenten und Schülern legen inzwischen neben Top-Gehalt, Attraktivität des Arbeitgebers und Position auch großen Wert auf die Work-Life-Balance. Während große Unternehmen Standortfaktoren bereits aktiv zur Mitarbeitergewinnung nutzen, herrscht bei KMU in diesem "War for Talent" noch Nachholbedarf, lässt die Studie erkennen.
Nicht alle Potenziale an Bewerbern werden genutzt
Aus den Ergebnissen der Studie ist zudem abzuleiten, dass ältere Fachkräfte weiterhin eher verkannt werden – solange ausreichend junge Nachwuchskräfte gewonnen werden können. Egal ob Unternehmen in Ballungszentren oder auf dem Land: 38 Prozent der Befragten sehen in der aktiven Umwerbung Älterer gar keine Option. Die in der Politik so viel diskutierte Frauenförderung erachten die Studienteilnehmer als mit Abstand am wenigsten wichtig. Nur zehn Prozent sagen, dass Frauen in Fachpositionen ihre Unternehmens- und Personalpolitik stark oder sehr stark beeinflussen. Vergleicht man KMU mit großen Unternehmen, so fällt auf, dass der Wert noch deutlich niedriger liegt.
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