Was ist Supervision in Unternehmen?
Supervision ist Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in beruflichen Feldern entstanden, deren Basis eine gute Arbeitsbeziehung zwischen den Anbietern einer Dienstleistung und ihren Leistungsempfängern ist, wie zum Beispiel in der Sozialen Arbeit. Die professionelle Gestaltung der Schnittstellen zwischen den Dimensionen Person, Rolle und Organisation ist in der modernen Arbeitswelt fast überall ein entscheidender Erfolgsfaktor. Deshalb sind Supervisorinnen und Supervisoren inzwischen in fast allen Branchen im Einsatz.
Definition: Supervision
Konkret ist Supervision eine extern unterstützte, meist kontinuierliche Berufsrollenreflexion. Gegenstand der Reflexion sind die Dimensionen der eigenen Person, des Teams bzw. der eigenen Gruppe, der Organisation, zu der man gehört. Und natürlich die Arbeit selbst. Supervision ist eine Form der Prozessberatung und trägt zur Erweiterung der Problemlösungskompetenz bei.
Wofür wird Supervision eingesetzt?
Supervision setzt sich mit den konflikthaften, widersprüchlichen, komplexen Anforderungen der Arbeitswelt auseinander. Sie wird oft ohne spezifischen Anlass als Instrument zur stetigen Qualitätssicherung, Personal- und Organisationsentwicklung eingesetzt. Supervision kann auch als Maßnahme zur Krisenbewältigung, Konfliktbearbeitung, Begleitung von Veränderungsprozessen und ähnlichen Themen genutzt werden – immer dann, wenn das Gefüge Person, Rolle, Organisation und Arbeit kontinuierlich reflektiert oder anlassbezogen neu justiert werden muss. Dazu werden die unterschiedlichen Formate der Einzel-, Team- sowie Gruppensupervision genutzt. Geht es um die Reflexion von konkreten Fällen, handelt es sich um eine Fallsupervision. Ist die Leitungsrolle der Gegenstand, spricht man von Leitungssupervision.
Einzelsupervision: individuelle Berufsrollenreflexion
In Einzelsupervisionen werden einzelne Angehörige einer Organisation bei der Berufsrollenreflexion begleitet. Hierbei kann es sich um Führungskräfte ebenso wie um Mitarbeitende ohne Führungsfunktion handeln. Gegenstand der Beratung können zum Beispiel sein:
- Persönliche Entwicklungsthemen, die mit dem beruflichen Handeln in Verbindung stehen
- Fragen zur eigenen Rollengestaltung und Funktionsausübung
- Reflexion konkreter herausfordernder Situationen aus dem Arbeitsalltag
- Klärung von Beziehungsdynamiken im eigenen Team oder auch in der Arbeit mit Klient*innen
Teamsupervision und Leitungssupervision: gemeinsame Reflexion
Team- und Leitungssupervision nimmt den organisationalen Rahmen bereits durch das Setting in den Fokus. Teamsupervision unterstützt die gemeinsame Reflexion eines Teams über Rollen, Aufgaben, Strukturen, Prozesse sowie Effektivität und Qualität der Arbeit. Leitungssupervision richtet sich an Führungskräfte und nimmt von vornherein die besondere Führungsaufgabe stärker in den Blick.
Gruppensupervision: das gleiche Thema reflektieren
Bei Gruppensupervisionen werden Personen bei der gemeinsamen Reflexion unterstützt, die sich mit ähnlichen Fragen aus einem ähnlichen Arbeitsfeld beschäftigen, ansonsten aber keine oder geringe Kooperationsbeziehungen untereinander haben – zum Beispiel Führungskräfte verschiedener Unternehmen, Lehrer und Lehrerinnen, Ärzte und Ärztinnen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen aus unterschiedlichen Einrichtungen.
Fallsupervision: konkrete Situationen reflektieren
In Fallsupervisionen werden konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag – Fälle – reflektiert mit dem Ziel, das eigene Handeln zu überprüfen und bei Bedarf Handlungsalternativen zu entwickeln. Fälle sind zum Beispiel herausfordernde Arbeitsbeziehungen mit Klienten und Klientinnen in der sozialen Arbeit, die Interaktion mit Patient und Patientinnen im Gesundheitswesen oder Kooperationsbeziehungen in Wirtschaftsunternehmen. Eine Fallsupervision kann mit Einzelpersonen, Gruppen oder Teams durchgeführt werden.
Supervision und Coaching: Abgrenzung und Synergien
In der praktischen Arbeit gibt es zwischen Supervision und Coaching mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Gute Supervisoren und Supervisorinnen und Coachs arbeiten gleichermaßen auf Basis einer gründlichen Auftragsklärung, nutzen vielfältige Methoden und stellen diese stets in den Dienst der Sache. Sie entwickeln für jeden Auftrag jeweils spezifische Settings.
Während Supervision traditionell eher für die kontinuierliche Berufsrollenreflexion genutzt wird, ist Coaching meist anlassbezogen, lösungsorientiert und zeitlich begrenzt. Coaching hat seine Ursprünge im Sport und zielt vorrangig ab auf eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und Performanz. Darüber hinaus findet der Begriff "Coaching" auch außerhalb der Arbeitswelt breite Verwendung. Supervision hingegen hat stets einen Bezug zur Arbeitswelt.
Gute Supervision ist genauso wie gutes arbeitsweltbezogenes Coaching zwingend eingebunden in das Organisationsgefüge, um dem Anspruch gerecht zu werden, die Dimensionen Person, Rolle, Organisation und die Arbeit selbst in den Blick zu nehmen. Das Instrument dafür sind Dreieckkontrakte zwischen denjenigen, die Supervision in Auftrag geben, denjenigen, die sie in Anspruch nehmen (Supervisanden und Supervisandinnen) und denjenigen, die sie anbieten und durchführen (Supervisoren und Supervisorinnen).
Wirkung implementierter Supervision auf eine Organisation
Organisationen, die in Supervision investieren, profitieren von einer deutlich gesteigerten Professionalität ihrer Mitarbeitenden im Umgang mit Widersprüchlichkeiten, Konflikten, Kommunikationsproblemen, wie sie in der Arbeitswelt unausweichlich sind. Ein Erfolgsfaktor ist dabei die externe Perspektive von Supervisor und Supervisorinnen, die Multiperspektivität gewährleisten können.
Organisationen, die nicht nur anlassbezogen, sondern dauerhaft Supervision in ihrem System verankern, schaffen sich damit einen Rahmen für die Verarbeitung der zahlreichen Veränderungsdynamiken, die in der Arbeitswelt (VUCA-Welt) zur Normalität geworden sind.
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