Gesundheits-Apps auf Rezept

Die ärztliche Verschreibung von Gesundheits-Apps hat sich laut einer McKinsey-Studie im letzten Jahr verdoppelt, mit 235.000 Verschreibungen und einem Marktvolumen von 125 Millionen Euro. Die Zunahme wird auf die wachsende Bekanntheit und die gestiegene Bereitschaft der Ärzte zurückgeführt. Trotzdem bleiben Gesundheits-Apps im Vergleich zu den Gesamtkosten des deutschen Gesundheitssystems eine Nische.

Die Nachfrage nach ärztlich verordneten Gesundheits-Apps zieht nach einer Studie deutlich an. Im vergangenen Jahr habe es bundesweit schätzungsweise 235.000 solcher Verschreibungen gegeben und damit mehr als doppelt so viele wie 2022, teilte das Beratungsunternehmen McKinsey am Mittwoch (24.1.20241) in Düsseldorf mit. Die Firma bezog sich dabei auf Zahlen der Krankenversicherungen für die erste drei Quartale 2023, für das letzte Jahresquartal wurde geschätzt. Das Marktvolumen habe 125 Millionen Euro betragen, nach 60 Millionen im Jahr 2022. In den Apps werden den Nutzern Tipps gegeben, wie sie besser gegen Rückenschmerzen, Tabaksucht oder Übergewicht vorgehen können.

Apps auf Rezept: Gründe für die steigende Nachfrage

Aus Sicht des McKinsey-Studienautors Tobias Silberzahn liegt die steigende Zahl der App-Verschreibungen zum einen an der größeren Bekanntheit dieses Behandlungsweges. Als zweiten Grund nennt Silberzahn eine größere Bereitschaft der Ärztinnen und Ärzte, die digitalen Gesundheitsanwendungen, deren Kurzbezeichnung Diga lautet, zu verschreiben. «Die anfängliche Skepsis von manchen Ärzten gegenüber dieser neuen Behandlungskategorie nimmt ab - sie erkennen, dass die Apps eine effektive Hilfe sein können.»

Schon im Jahr 2022 war die Nutzung von Diga deutlich angestiegen. Im Vergleich zu den dreistelligen Milliardenkosten des deutschen Gesundheitssystems insgesamt sind die Gesundheits-Apps aber noch eine Nische.

Weitere Krankheitsbereiche sollen von ärztlichen Gesundheits-Apps profitieren

Der McKinsey-Fachmann ist davon überzeugt, dass das Wachstum weitergehen wird. «Es werden weitere Krankheitsbereiche hinzukommen, in denen die Apps eine gute Unterstützung sein können.» Zuletzt waren es 53 Diga, die verschrieben werden konnten. Bei fast der Hälfte davon ging es um psychische Erkrankungen, weitere Beispiele sind Anwendungen gegen Sprachstörungen, Kreislaufprobleme und Muskelschwächen.

GKV-Spitzenverband: Gesundheits-Apps erfüllen Versprechen nicht

Aus Reihen der Krankenkassen gibt es Vorbehalte gegen die Diga. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hatte die bisherige Bilanz der Apps unlängst als «ernüchternd» beschrieben. «Auch im dritten Jahr nach ihrer Einführung lösen die Gesundheits-Apps nicht ihr Versprechen ein, die gesundheitliche Versorgung grundlegend zu verbessern», sagte GKV-Vorständin Stefanie Stoff-Ahnis Anfang Januar. Es gebe zu viele Anwendungen, die trotz ihrer Aufnahme in den Leistungskatalog der Kassen keinen Nutzen für Patientinnen und Patienten nachweisen konnten.

McKinsey-Fachmann Silberzahn weist hingegen darauf hin, dass der Nutzen der Diga in klinischen Studien bewiesen sei. Allerdings räumt er ein, dass es mitunter «noch Luft nach oben» gebe.

dpa

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