Ärzte fordern Fünf-Millarden EUR
Bei den Honorarverhandlungen zwischen niedergelassenen Kassenärzten und Krankenkassen für 2015 zeichnet sich keine rasche Lösung ab. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nannte die Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nach Anhebung der Honorare um fünf Milliarden Euro unglaublich.
Kassen halten Honorarforderung für horrend
Wie es nach Ende der gut siebenstündigen Runde in Berlin aus Verhandlungskreisen hieß, war die Stimmung «sachlich, nüchtern». Die Positionen lägen erwartungsgemäß noch weit auseinander. «Bei diesen horrenden Forderungen kann man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln», erklärte die GKV nur wenige Stunden nach Beginn der ersten Runde am 20.8.2014.
Prozentuale Honorarsteigerung
Den GKV-Berechnungen zufolge entsprechen die fünf Milliarden etwa 15 Prozent mehr Honorar für das kommende Jahr. Anders gerechnet wären das im Durchschnitt 38 000 Euro mehr für jeden Vertragsarzt und Vertragspsychotherapeuten. Addiere man die 166 000 Euro Praxisüberschuss, von dem das Statistisches Bundesamt ausgehe, mit der aktuellen Forderung, «steigt das durchschnittliche Honorar pro Vertragsarzt auf 200 000 Euro», erklärte der GKV-Spitzenverband.
Ärzte bestreiten Praxisüberschuss bei Honorarverhandlungen
Die Ärzte hielten den Kassen entgegen, ihre Darstellung «trieft vor Irreführungen». Der von der Kassenseite genannte Praxisüberschuss von 166 000 Euro sei falsch. Die Krankenkassen verschwiegen, dass diese Summe des Statistischen Bundesamts auch Privateinnahmen umfasse. Um diesen Überschuss aus Mitteln der GKV zu erreichen, müssten die Krankenkassen per se schon einige Milliarden nachschießen.
Forderung nach höheren Ärzte-Vergütungen
Die Forderungen der KBV beziehen sich offensichtlich ausschließlich auf 2015. Zunächst hatten die Ärzte auch eine stufenweisen Anhebung ins Gespräch gebracht. KBV-Chef Andreas Gassen hatte vor Beginn der Verhandlungsrunde erläutert, dass sich die Forderungen vornehmlich aus zwei Posten zusammensetzten: Aufhebung der Budget-Begrenzung und höhere Ärzte-Vergütungen.
Gehalt eines Oberarztes als Richtwert bei Honorarverhandlung
Z.Zt. würden laut Gassen zehn Prozent der ärztlichen Leistungen nicht abgegolten - das habe 2013 rund 2,3 Milliarden Euro entsprochen. Bei der Anhebung der Vergütung sei das Gehalt eines Oberarztes ein Richtwert. Dieses liege derzeit bei 133 000 Euro im Jahr. Damit Kassenärzte ein vergleichbares Einkommen erzielen, müssten insgesamt rund drei Milliarden Euro zusätzlich ins System gegeben werden.
Wird sich ein Honorarplus auf die Wartezeiten auswirken?
Der GKV-Spitzenverband kritisierte zudem, dass die Kassenärzte ein Honorarplus von durchschnittlich 38 000 Euro forderten, aber «gleichzeitig sagen, dass sich an den Wartezeiten auf Arzttermine nichts ändern lässt». Das passe nicht zusammen. Nach Gassens Ansicht hingegen müsste die Debatte über zu lange Wartezeiten in Arztpraxen an die Aufhebung der Budgetierung geknüpft werden. Denn hinter kürzeren Wartezeiten stecke auch die Erwartung, Leistungen schneller zu erbringen. Der Ärzteverband hält eine Termingarantie hingegen für unnötig.
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