Fehlzeiten wegen Depressionen nehmen deutlich zu

In den vergangenen Jahren sind die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen um fast 70 Prozent gestiegen. Depressionen treffen Menschen seltener als Erkältungen oder Rückenschmerzen. Sie dauern aber wesentlich länger und haben daher hohe gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.

Die Zahl der Menschen mit Diagnose Depression steigt - und entwickelt sich zu einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problem. Von 2000 bis 2013 nahmen die Fehlzeiten in Unternehmen aufgrund von Depressionen um fast 70 Prozent zu. Zugleich stieg der Anteil der Erwerbspersonen, die Antidepressiva verschrieben bekamen, um ein Drittel auf sechs Prozent. Dies geht aus dem Depressionsatlas 2015 hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) am 28.1.2015 in Berlin vorgestellt hat.

Krankschreibungen wegen Depression dauern lange

Im Verhältnis zu Erkältungen oder Rückenbeschwerden würden mit 1,6 Prozent zwar wesentlich weniger Menschen aufgrund von Depressionen krankgeschrieben. Die es treffe, fielen aber sehr lange aus - im Durchschnitt 64 Tage, erläuterte TK-Vorstandschef Jens Baas. Für ein Unternehmen mit 250 Mitarbeitern bedeute dies, dass vier Beschäftigte gut zwei Monate im Jahr fehlten.

Insgesamt summieren sich die Produktionsausfälle durch Fehltage laut Studie auf rund vier Milliarden Euro, hochgerechnet auf alle Arbeitnehmer für das Jahr 2013. Von einer «Volkskrankheit» könne man zwar nicht mit Blick auf die Zahl der Betroffenen sprechen - wohl aber, was die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen angehe, sagte Baas.

Hohe Fehlzeiten in Callcentern und in der Altenpflege

Betroffen seien vor allem Berufe mit hohem Stresslevel und großer psychischer Belastung. So gebe es in Callcentern durchschnittlich 2,8 Fehltage, in der Altenpflege 2,5, in Erziehungs- 1,6 und in Sicherheitsberufen 1,4 Fehltage.

Frauen fehlen der Studie zufolge durchschnittlich 1,3 Tage wegen Depressionen, Männer durchschnittlich 0,8 Tage. Mit dem Alter nehmen die Fehlzeiten demnach deutlich zu - erst mit 60 Jahren seien die Werte wieder rückläufig.

Als Depression im medizinischen Sinn gelten nicht die depressiven Verstimmungen, die etliche Menschen zeitweise haben. Zu den vielfältigen Symptomen der psychischen Erkrankung zählen eine anhaltend gedrückte Stimmung, eine Hemmung von Antrieb und Denken und ein Interessenverlust, hinzu kommen variierende körperliche Symptome.

Mehr Antidepressiva im Norden und im Westen verordnet

Bundesweit nach Regionen betrachtet ergibt sich für die Autoren ein sehr «buntes Bild»: Es lasse sich bis zu einem gewissen Grad ein Nord-Süd-Gefälle bei den Fehlzeiten (im Norden mehr, im Süden weniger) und ein Ost-West-Gefälle (im Osten weniger, im Westen mehr) bei der Verordnung von Antidepressiva beobachten. Allerdings stelle man auch fest, dass sich die Regionen annäherten.

Diese Fehltageübersicht zeige jedoch nur zum Teil, wie psychisch belastet die jeweilige Region sei. Denn nicht jede Depression führe zu einer Krankschreibung. Beziehe man die Verordnungen von Antidepressiva mit ein, stelle man fest, dass Regionen mit unterdurchschnittlichen Fehlzeiten relativ hohe Verordnungsraten aufwiesen.

Ausführliche Informationen zum TK-Depressionsatlas finden Sie hier.

dpa