Warum immer mehr Deutsche einen Zweitjob ausüben
Immer mehr Deutsche bessern ihr Einkommen mit mindestens einem Nebenjob auf. Im vergangenen Jahr standen rund 2 Millionen erwerbstätige Deutsche (5 %) in mindestens 2 Arbeitsverhältnissen - ein Zuwachs von etwa 4 % seit 2013. Im Vergleich zu 2011 erhöhte sich die Zahl sogar um knapp 13 %, wie das Statistische Bundesamt am 29.4.2015 mitteilte. Besonders häufig hatten 35- bis 44-Jährige einen Nebenerwerb (6 %), bei den 45- bis 54-Jährigen lag der Anteil bei 5,5 %. Seltener einen Zweitjob hatten junge Menschen unter 25 Jahren (rund 3 %) oder ältere über 65 Jahren (2,5 %).
Scheidung als Ursache für Zweitjob von Frauen?
Deutschlandweit gehen mehr Frauen als Männer einem Zweitjob nach. Während 5,4 % der erwerbstätigen Frauen zusätzlich arbeiten gehen, sind es bei den Männern 4,6 %. Für die Arbeitsmarkt-Expertin Dorothea Voss von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung liegt das vor allem an persönlichen Lebensumständen: «Wenn es in einer Lebensphase einen Bruch wie eine Scheidung oder Trennung gibt, müssen sich Frauen oftmals einen Zweitjob suchen.» Vielen reiche das Einkommen aus der ersten Tätigkeit nicht mehr aus, um etwa eine eigene Wohnung zu bezahlen.
Nebenjobs sind lukrativer als Überstunden im Hauptjob
Finanzielle Not als Hauptmotiv für eine Mehrfachbeschäftigung sehen Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln nicht. Als möglichen Grund für zusätzliche Verdienste nennt das IW die fehlende Auslastung von Teilzeitbeschäftigten. Viele könnten die Arbeitszeit in ihrem Hauptjob nicht wie gewünscht erhöhen. Zudem könne ein geringfügiger Nebenjob lukrativer als Zusatzstunden im Hauptjob sein, weil dieser von Sozialabgaben befreit sei.
Durchschnittlich achteinhalb Stunden pro Woche arbeiten Deutsche nach Angaben der Wiesbadener Statistiker in Nebenjobs. Besonders häufig verdienen sich Menschen etwas dazu, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten müssen, wie Arbeitsmarkt-Expertin Voss sagt. Teilzeitjobs seien insbesondere im Erziehungs-, Gesundheits-, und Sozialwesen verbreitet. «In den vergangenen Jahren hat es in diesen Branchen einen besonders starken Trend zu Zweitjobs gegeben», sagte Voss. Daher könnte in den kommenden Jahren die Zahl der Mehrfachbeschäftigten noch steigen - vor allem bei Frauen.
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