Mediation als zusätzliches Beratungsfeld in der Steuerberatung
Der Einfluss innerster Überzeugungen auf die Unternehmensnachfolge und wie man damit umgehen kann
Menschen bewerten ständig und alles. Aus diesen Bewertungen entwickeln sich mit der Zeit innerste Überzeugungen aus Meinungen, Vorbehalten sowie (Vor–)Urteilen. Innerste Überzeugungen sind im Vergleich zu Interpretationen, Schlussfolgerungen und Einstellungen derart verfestigt, dass sie als wahr empfunden werden. Daher sind sie uns in aller Regel nicht bewusst, haben jedoch eine immense Wirkung.
Innerste Überzeugungen bringen die Ergebnisse im Leben hervor. Sie wirken wie ein Sog für die entsprechenden Ergebnisse und Ereignisse, in dem sie das Denken, Fühlen und Handeln des Menschen bestimmen. Die Ergebnisse im Leben bestätigen und verfestigen wiederum die innersten Überzeugungen. So entsteht ein Kreislauf, der ähnliche Ergebnisse hervorbringt und zugleich die innersten Überzeugungen verfestigt. Dieses System funktioniert, weil der Verstand über die eingenommenen Standpunkte im Recht sein und bleiben will in der irrigen Annahme, dies sei erforderlich, um zu überleben.
Im Folgenden sind einige Standpunkte zusammengetragen, die Betroffene häufig über Begriffe im Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge einnehmen.
Unternehmen
Ein Unternehmen wird definiert als wirtschaftlich selbstständige Organisationseinheit, die sich zur Verfolgung des Unternehmensgegenstandes eines oder mehrerer Betriebe und ihrer Mittel bedient. Menschen, die in Unternehmen arbeiten, haben häufig eine andere Vorstellung von Unternehmen. Sie verstehen sich oft nicht als Teil eines großen Ganzen, das sich der Wertschöpfung verpflichtet hat, sondern sehen sich als Opfer des Unternehmens als Ausbeuter.
Demgemäß sehen sie sich auch nicht verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens, sondern haben eine reine Anspruchshaltung auf Zahlung eines Lohns als Entschädigung für durch die Arbeit verlorene Lebenszeit. Sie fragen nicht, was sie beitragen können, sondern was dabei für sie herausspringt. Verbreitet ist die Äußerung, der Job zahle die Rechnungen. Andere sehen sich in Unternehmen einem großen Konkurrenzkampf und Leistungsdruck ausgesetzt.
Förderlich für das Unternehmen und seine Mitarbeiter ist zunächst die Erkenntnis, dass im Unternehmen ausreichend Mittel vorhanden sind, um alle zu versorgen. Es ist daher nicht erforderlich, andere auszustechen. Außerdem ist jeder Teil des Unternehmens, sodass es, wenn es dem Unternehmen gut geht, jedem gut geht, der für es arbeitet, an ihm beteiligt ist, es beliefert oder von ihm beliefert wird.
Geld
Häufig zu hören ist der Spruch "Geld verdirbt den Charakter" Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit, sondern ist eine reine Interpretation. Aus dieser Aussage kann jedoch einiges über die Person, die sie getätigt hat, geschlussfolgert, bzw. hinterfragt werden. Zum einen kann darin eine moralische Abwertung von Menschen mit Geld liegen, um die eigene Erfolglosigkeit in ein gutes Licht zu rücken, frei nach dem Motto "Lieber ein guter als ein erfolgreicher Mensch". Zum anderen kann in dieser Aussage hineingedeutet werden, dass der Autor nicht gewillt ist, Bedingungen zu erfüllen, die für Wohlstand erforderlich sind. Und schließlich verdirbt nicht Geld den Charakter, sondern es kann nur leicht in den Prozess der Manipulation anderer eingearbeitet werden. Bei dieser Verwendung von Geld ist jedoch der Charakter bereits verdorben. Alleine der Gebrauch von Geld macht den Unterschied. Bei philanthropisch veranlagten Menschen, die viel für gute Zwecke spenden, kommt auch niemand auf die Idee, sie hätten gerade wegen ihres Reichtums einen guten Charakter.
Menschen empfinden Geld auch als Sicherheit. Dies ist ein Trugschluss. Wer um der Sicherheit willen sein Geld hortet und nichts ausgibt, läuft Gefahr, zum einen nichts hinzu zu verdienen und zum anderen das Leben zu verpassen. Der Schlüssel ist Risikobereitschaft. Mit dem Risiko eines Investments kann neues Geld verdient werden und wer im Leben bereit ist, Risiken einzugehen, hat Spaß, kann neue Erfahrungen sammeln und sich so weiterentwickeln, was letztendlich auch zu neuen Einnahmequellen führen kann.
Schließlich kann Geld ein Ausdruck von Liebe sein. Das zeigt sich häufig bei der finanziellen Ausstattung der Kinder vermögender Eltern. Selten nehmen Kinder diese Zuwendungen als solches wahr, sondern betrachten sie als selbstverständlich oder sogar minderwertig im Vergleich zu anderen Eltern, die dafür viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Die Vorteile des gesicherten Einkommens wollen sie jedoch auch nicht missen.
Eigentum
Wie die Familie genießen in Deutschland auch das Eigentum und das Erbrecht den Schutz der Verfassung. Artikel 14 des Grundgesetztes legt dabei zwei sich ergänzende Prinzipien fest: "Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet." und "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.".
Unabhängig von der rechtlichen Beurteilung finden sich zahlreiche politische und persönliche Überzeugungen zu Eigentum. Für die einen ist es der Garant für die Stabilität der bürgerlichen Gesellschaft und essenzieller Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft; für die anderen ist es nur erforderlich, wenn es sozial verwendet wird. Im Übrigen wird es teilweise als grob ungerecht und Mittel der Zementierung sozialer Unterschiede betrachtet. Dieses Spannungsfeld zeigt sich aktuell etwa bei der Diskussion um eine Bebauungspflicht für unbebaute Grundstücke, die bis hin zur Enteignung gehen soll. Auf der anderen Seite steht das Interesse einer Familie, etwa einen Bauplatz für die Kinder oder Enkel zu erhalten.
Auch um das Erben ranken sich viele Glaubenssätze. Manche fühlen sich dadurch eingeengt und unterbinden vor lauter Respekt vor den vorhergehenden Generationen jegliche wirtschaftliche Aktivität, um das Erbe zusammenzuhalten. Andere missachten ererbten Wohlstand im Vergleich zu selbst erarbeitetem Reichtum.
Ein günstiger Standpunkt im Hinblick auf einen entspannten Umgang mit ererbten Vermögen ist, das Erbe als die gesammelte Energie mehrerer Generationen zu begreifen. Damit gehen Wertschätzung für die empfangenen Werte einher mit einer Dynamik, die die prosperierende Verwendung des Vermögens begünstigt.
Autor: Markus Schenk, RA/StB, ist Counsel bei Ebner Stolz in Stuttgart. Er ist ausgebildeter Coach und Mediator und berät Unternehmen und Unternehmerfamilien zu den Themen Unternehmensnachfolge und Family Governance. Der Beitrag entstammt leicht abgewandelt seinem bei Schäffer-Poeschel erschienenen Buch "Unternehmensnachfolgen erfolgreich begleiten". |
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