Aufbauend auf dieser Gewissheit können Sie dann Ihre Zukunftsstrategie entwickeln. Dr. Stefa Hirsch, Volkswirtschaftlerin und Psychologin, nennt das treffenderweise Stabilitätsmanagement. Insbesondere in der Diskussion mit Mitarbeitern ist das ein wirkungsvoller Ansatz, um Ängste zu nehmen und eine positive Zukunftsperspektive einzunehmen.
Tipp: Besuchen Sie den eintägigen Workshop der Bundessteuerberaterkammer "Den digitalen Wandel managen" mit Dr. Stefa Hirsch und StB Jens Henke. Worauf die Referenten dabei Wert legen, erzählen sie bei einem virtuellen Stopp im Kanzleifunk auf www.steuerkoepfe.de.
Vor diesem Hintergrund lassen sich für Kanzleien 3 Fixpunkte ausmachen:
Fixpunkt 1: Bei Dienstleistung geht es um Menschen
Auch wenn ständig davon die Rede ist, dass Computer künftig viele Tätigkeiten der Menschen übernehmen und Robo-Advisor in der Anwalts- und Versicherungsbranche bereits Einzug gehalten haben: Menschen arbeiten mit Menschen. Es sind die zeitintensiven Routinetätigkeiten wie Recherche und Standardbuchungen, die wegfallen und somit die Zeit für Qualitätskontrolle, Kanzleitipps für den Unternehmeralltag oder Gestaltungsoptionen im laufenden steuerlichen Geschäft schaffen.
Das bedeutet, dass sich die Inhalte der Kanzleiaufgaben verändern, die Steuerberater und ihre Mitarbeiter selbst immer ihre Existenzberechtigung haben. Denn die 3 großen B passieren immer von Mensch zu Mensch: Beraten – Begleiten – Bewegen (danke an Eder & Partner bei denen wir dieses Leitmotiv entdeckt haben).
Merksatz: Die Kombination von "Digital Arbeiten" UND "Persönlich Beraten" ist das Erfolgsrezept des 21. Jahrhunderts
Fixpunkt 2: Steuerberater sind im Informationsverarbeitungsgeschäft
Das Kerngeschäft einer Steuerberatungskanzlei ist es nicht, Formulare auszufüllen und Buchungsroutinen abzuwickeln. Das können Maschinen auf jeden Fall besser. Es geht um den Umgang mit Informationen von der Entstehung über die Auswertung zur Archivierung. Allein mit diesen 3 Tätigkeitsfeldern verändert sich der Blick auf die Kanzlei und deren Aufgaben. Hier beispielhaft ein paar Fragestellungen:
Informationsentstehung
- Wo entsteht die Information und in welchem Format?
- Wer braucht den Beleg/das Dokument und für welchen Zweck?
- Welche formellen Anforderungen haben die unterschiedlichen Beteiligten und wie werden sie erfüllt? Unternehmer/Finanzamt/Bank/Sozialversicherung usw.
- Wie sieht der Belegfluss zwischen den Beteiligten aus und wie kann er möglichst reibungslos gestaltet werden?
Informationsauswertung
- Wer braucht welche Informationen zu welchem Zeitpunkt?
- Welche Informationsquellen und Inhalte stehen zur Verfügung?
- Wie kann die Datenvielfalt sinnvoll gebündelt werden?
- Welche Auswertungsarten können wir generieren und welche sind sinnvoll?
Merksatz: Wer aus der Menge an Daten und Vielzahl an Quellen in Echtzeit relevante Informationen gewinnt, hat die Nase vorn.
Fixpunkt 3: Komplexität des Steuerrechts, Formvorschriften und Bürokratie bleiben
Trendforscher wie David Burrus ( The Anticipatory CPA) sagen sogar eine Zunahme voraus, wenn es um staatliche Regulierung geht. Und wer sich GoBD, DSGVO und all die anderen Gesetze anschaut, weiß wie viel Aufwand Unternehmer heute und in Zukunft haben, um das alles vorschriftsgemäß abzuwickeln.
In diesem Bürokratie-Dschungel sind Steuerberater die ersten Ansprechpartner, um Steuerpflichtigen und Unternehmern das Leben zu erleichtern. Statt über GoBD und DSGVO zu klagen, dass dieser Zusatzaufwand neben dem Tagesgeschäft gar nicht bewältigt werden kann, sollte die Vorwärts-Strategie lauten: "Her damit, mehr davon. Das macht die Kanzlei zum unverzichtbaren Begleiter bei der Umsetzung all dieser Anforderungen."
Dazu ist natürlich immer mehr technisches Wissen erforderlich. Das kann in der Kanzlei aufgebaut oder mit Kooperationspartnern abgedeckt werden. Es wird auf jeden Fall eines der entscheidenden aus- und aufbaufähigen Honorarfelder.
Merksatz: Schnittstellen und Automatisierung zur Prozessoptimierung beim Mandanten sind das beherrschende Thema in den nächsten Jahren.