Steuern und Abgaben 2012 in Österreich und Schweiz gestiegen - in Deutschland stabil
Das Einkommen eines unverheirateten Angestellten ohne Kind und mit durchschnittlichem Verdienst wurde wie im Vorjahr mit 49,8 Prozent belastet. Für Alleinerziehende mit zwei Kindern und unterdurchschnittlichem Einkommen sowie für Einverdienerpaare mit zwei Kindern und Durchschnittsverdienst stieg die Belastung um jeweils 0,2 Prozentpunkte, das heißt auf 31,4 beziehungsweise 34,2 Prozent. Dies geht aus vorab erhältlichen Daten der OECD-Studie "Taxing Wages - 2013" hervor, die im Mai komplett veröffentlicht wird.
In Österreich und der Schweiz erhöhte sich der Steuerkeil bei allen zur Berechnung herangezogenen Familientypen. Die größte Mehrbelastung traf in Österreich Alleinerziehende mit 2/3 des Durchschnittslohns sowie Ehepaare mit zwei Kindern. Im ersten Fall stiegen Steuern und Abgaben um 1,1 Prozentpunkte auf 27,9 Prozent. Einverdienerpaare mit Durchschnittseinkommen zahlten insgesamt 38,0 Prozent und damit 0,9 Prozentpunkte mehr als noch 2011. Paare mit zwei Verdienern (100 und 67% des Durchschnitts) zahlten 41,2 Prozent, das sind 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
In der Schweiz wurden vor allem Familien mit Kindern stärker belastet. Von den acht Konstellationen, die in "Taxing Wages" berechnet werden, sind vier Haushalte mit Kindern. In genau diesen Haushaltstypen erhöhte sich der Steuerkeil 2012 gegenüber dem Vorjahr um mindestens einen Prozentpunkt. Insgesamt liegt die Belastung von Arbeitseinkommen in der Schweiz nach OECD-Definition noch immer deutlich unter dem OECD-Mittel. Zu beachten ist jedoch, dass Arbeitnehmer hier zusätzlich einen erheblichen Teil ihres Verdienstes für berufliche Vorsorge sowie die obligatorische Krankenversicherung aufwenden müssen. Diese Zahlungen werden bei der Berechnung des Steuer- und Abgabenkeils nicht berücksichtigt, da sie an privatrechtlich organisierte Träger gehen. Ein realistischeres Bild zur effektiven Abgabenbelastung in der Schweiz bietet die Auflistung aller verpflichtenden Zahlungen in der OECD Tax Database (Punkt 4).
Insgesamt hat sich die Steuer- und Abgabenlast im vergangenen Jahr in 19 von 34 OECD-Ländern erhöht. Am massivsten fielen die Steigerungen in den Niederlanden, Polen und der Slowakei aus, wo die Sozialabgaben nach oben gingen. Auch Spanier und Australier wurden um Einiges stärker belastet, was dort allerdings vor allem Resultat höherer gesetzlicher Einkommenssteuersätze war.
Begleitet wird die diesjährige Ausgabe von "Taxing Wages" von einem Arbeitspapier, das sich mit der Frage beschäftigt, wie progressiv die Steuer- und Abgabesysteme in der OECD sind. Progressive Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass die Gesamtbelastung mit zunehmendem Einkommen steigt, während bei regressiven Systemen der Steuerkeil jenseits einer bestimmten Lohnstufe wieder kleiner wird. Im Großen und Ganzen sind die Systeme aller OECD-Länder progressiv – mit Ausnahme jener in Deutschland, Österreich und Spanien.
In den beiden deutschsprachigen Ländern ist der Anteil an Steuern und Abgaben beim anderthalbfachen Durchschnittseinkommen am höchsten und geht dann wieder zurück. Diese Dynamik herrscht sowohl bei Alleinstehenden mit und ohne Kind als auch bei Ehepaaren. Sie ist im Wesentlichen auf Bemessungsgrenzen zurückzuführen, ab denen Sozialversicherungsbeiträge nicht weiter steigen. In den meisten OECD-Ländern profitieren vor allem die unteren Einkommensstufen von Steuerfreibeträgen und -gutschriften oder von Kindergeld. Auch die Systeme in Deutschland und Österreich entlasten ärmere Familien mit Kindern verhältnismäßig stärker als Kinderlose.
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