Trump-Effekt auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Vielfalt

Die Wiederwahl von Donald Trump bedroht die Fortschritte in Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Seine Politik der Desinformation und Deregulierung stellt auch Unternehmen und Nachhaltigkeitsverantwortliche in Europa vor Herausforderungen.  

Rückschritte sind leichter als Fortschritte

Die Wiederwahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist vor allem eines: ein Schlag für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Vielfalt. Die Fortschritte, die die USA bei der Bekämpfung der Klimakrise gemacht haben, werden, wie bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump, durch eine nationalistisch-populistische Umwelt- und Gesellschaftspolitik zunichtegemacht. 

Trumps „America First“-Politik geht in seiner zweiten Amtszeit in eine noch radikalere Richtung. Bereits in der ersten Amtsperiode machte sich Präsident Trump die Stärken und Schwächen der sozialen Netzwerke und Online-Medien zu Nutze. Er setzte dabei auf Themen, die beim Publikum emotionale Reaktionen auslösen und profitiert von den schrumpfenden Aufmerksamkeitsspannen, -schwellen und -zyklen der Nutzerinnen und Nutzer sozialer Netzwerke, die dazu führen, dass sich Wahrnehmungsschwellen extremer schwarz-weiß Positionen leichter überspringen lassen als differenzierende Grauschattierungen. 

Nun geht er einen Schritt weiter, indem er die „herkömmlichen“ US-Medien als „Feinde des Volkes“ bezeichnet, Nachrichtenagenturen von Pressekonferenzen im Weißen Haus ausschließt und Fernsehsender wegen angeblicher Manipulation mit Milliardenklagen bedroht. An deren Stelle gibt er Bloggern und Influencern Interviews und lässt Podcaster und Reporter „nicht-klassischer“ Medien „nachrichtenbezogene Inhalte“ produzieren.

Auf diese Weise erzeugt und erreicht er eine hohe Aufmerksamkeit für diverse Desinformationskampagnen. Ungehindert kann er seine Position zum Klimawandel als „Schwindel“ und eine der „größten Betrügereien aller Zeiten“ propagieren und erreicht damit ein großes Publikum – und in Teilen dessen Zustimmung.

Obwohl 99,3 Prozent der Klimatologen den menschengemachten Klimawandel bestätigen, kündigt die US-Regierung den wiederholten Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen an. Da dieser Schritt einer Kündigungsfrist unterliegt, werden bestehende Klimagesetze per Exekutivmaßnahme behindert. Darunter fallen beispielsweise Kürzungen von Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge, Solarenergie für Privathaushalte oder Offshore-Windkraftanlagen. Zuschüsse und Darlehen für umweltfreundliche Energieprojekte wurden kurzerhand eingefroren.

Trump hebelt den Umweltschutz mit der Ausrufung des nationalen Energie-Notstandes aus

Mit der Ausrufung des nationalen Energie-Notstandes zielt Trump darauf ab, die Förderung von Erdöl, Gas, Kohle, Uran und anderen kritischen Rohstoffen massiv auszuweiten. Gleichzeitig sollen Genehmigungsverfahren, beispielsweise für den Bau von Öl- und Gas-Pipelines, beschleunigt werden. Erneuerbare Energien werden verteufelt und das Fracking verteidigt. Die heimische fossile Kraftstoffproduktion wird ausgeweitet nach dem Motto „drill, baby, drill“.

Der Unternehmer Chris Wright, Gründer und CEO von Liberty Energy, dem zweitgrößten Fracking-Unternehmen Nordamerikas und Vorstandsmitglied von Unternehmen, die auf Atomenergie und Bergbaulizenzen spezialisiert sind, wurde als Energieminister eingesetzt. In seinem Wahlkampf 2024 hatte Trump bereits angekündigt, dass alle Personen, die mehr als eine Milliarde Dollar in den USA investieren wollen, ihre Projekte ohne eine Prüfung auf deren Umweltauswirkungen bewilligt bekommen. Es gibt keine Kontrolle mehr, welche Schadstoffe in Luft, Gewässer und Boden gelangen.

Die Bestätigung des republikanischen Abgeordneten Lee Zeldin als Leiter der Umweltbehörde (EPA) ist durch die US-Klimaorganisation „Evergreen Action“ vergeblich scharf kritisiert worden. Zeldin verfolgt eine wirtschaftsfreundliche Vision für die EPA, er will Regulierungen abbauen, „die Unternehmen dazu zwingen, sich abzumühen“. Damit folgt er der Rhetorik der konservativen Trump-Regierung, die den Einsatz fossiler Brennstoffe befürwortet und sich wirtschaftliches Wachstum durch deren weitere Expansion verspricht.

„Project 2025“ in Umsetzung

Neben den klimapolitischen Rückschritten und Einschränkungen der Pressefreiheit der Trump-Regierung sind auch deren Maßnahmen zur Bekämpfung der Einwanderung bis hin zu Massenabschiebungen und Errichtung von Internierungslagern Besorgnis erregend, ebenso wie die Umstrukturierung der öffentlichen Verwaltung, die bereits tausende Versetzungen und Entlassungen nach sich gezogen hat.

Ein von der US-Regierung veröffentlichtes Memorandum weist alle Bundesbehörden an, ihre Büros und Positionen für Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI) innerhalb von 60 Tagen zu schließen.

All diese Maßnahmen, die in Teilen bereits in Umsetzung sind, erinnern an das umstrittene Handbuch der rechtskonservativen Denkfabrik Heritage Foundation, das bereits im Jahr 2023 veröffentlicht wurde. Es skizziert einen politischen Masterplan mit dem Ziel die US-Bundesregierung zu schwächen und die Macht des Präsidenten auszuweiten und wie eine republikanische Regierung innerhalb von 180 Tagen solche weitreichenden Veränderungen durchsetzen kann: Abbau der Bundesverwaltung, massive Deregulierungen, eine härtere Migrationspolitik mit Massendeportationen, Abschaffung von Diversitäts-Programmen sowie verstärkte Förderung fossiler Brennstoffe.

Einer der führenden Köpfe hinter „Project 2025“, Russell Vought wurde vom US-Senat mit einer republikanischen Mehrheit zum Leiter des Haushaltsbüros bestätigt.

Folgen der neuen US-Regierung schon jetzt spürbar

Die Beziehung der Europäischen Union mit den USA als verlässlicher, starker Partner ist bereits deutlich geschwächt. Unter anderem werden Handelskonflikte durch geplante Importzölle, mögliche Reduktion ökologischer Subventionen, sowie Behinderung in der Zusammenarbeit internationaler Organisationen befürchtet. Des Weiteren könnte die Abkehr der USA von ihrer Klimazusage anderen Ländern als Vorwand dienen, ihr eigenes Engagement für den Klimaschutz zu verlangsamen. Damit könnte die gemeinsame Verpflichtung zur Eindämmung der Erderwärmung und zur Anpassung an den Klimawandel insgesamt ins Wanken geraten.

Diese Entwicklungen stellen auch die Widerstandsfähigkeit und die strategische Planung von Unternehmen auf die Probe. Viele Folgen sind schon jetzt spürbar: So erleben Klimabanken und „woke“ US-Unternehmen Gegenwind an der Börse, beispielsweise investieren bereits erste Vermögensverwalter nur noch in unpolitische Unternehmen. Viele Unternehmen erklären ihre Diversity-Personalpolitik für beendet. Neben zahlreichen US‑Großbanken verabschiedeten sich auch Amerikas größtes Geldhaus, J.P. Morgan, sowie der Vermögensverwalter Blackrock von der Klimaallianz der Banken. Die Net-Zero Banking Alliance (NZBA) wurde von den Vereinten Nationen gegründet, damit Geld künftig nur noch in klimafreundliche Projekte fließen kann.

Dies hat auch Auswirkungen auf Deutschland, denn damit verbunden sind nicht nur negative Folgen für das Wirtschaftswachstum, sondern auf das Thema Nachhaltigkeit insgesamt. Welchen Stellenwert wird es künftig haben? Folgt Europa dem Beispiel der USA, könnten auch hier Diversity-Stellen und Nachhaltigkeitsprojekte, die nicht unmittelbar ans Kerngeschäft gebunden sind, und infolgedessen auch Nachhaltigkeitsstellen gestrichen werden.

Deshalb ist es umso dringlicher, dass sich vor allem Führungskräfte ihrer Rolle bewusst sind und Verantwortung übernehmen. In diesen Zeiten zeigt sich, wer es ernst mit Nachhaltigkeit meint.


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