Was Notebooks und Elektroautos mit dem Kongo zu tun haben
Jährlich sterben mehr als einhundert Menschen durch Hangrutschungen, Schachteinstürze oder Wassereinbrüche. Auch Kinderarbeit ist weit verbreitet: 19.000 bis 30.000 Kinder unter 15 Jahren bauen das Erz ab oder waschen und sortieren die geförderten Mineralien.
Dies sind zentrale Ergebnisse einer Studie des Öko-Instituts über die sozialen Auswirkungen der Kobaltproduktion in der Demokratischen Republik Kongo.
„Die Arbeitsbedingungen in der Kobaltproduktion im Kongo müssen verbessert werden“
fordert deshalb Andreas Manhart, Wissenschaftler am Öko-Institut. „Dafür sind sowohl die kongolesische Regierung, die heute neu gewählt wird, als auch die großen Abnehmer des wertvollen Metalls in Europa mitverantwortlich.“
Die Demokratische Republik Kongo deckt mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltförderung
Hersteller benötigen weltweit große Mengen Kobalt für die Produktion von Batterien für Elektroautos und mobilen elektronischen Geräten.
Die Demokratische Republik Kongo liefert jährlich 45.000 Tonnen des Metalls und deckt damit etwas mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltförderung ab. Mindestens 60 Prozent dieser Menge wird von Arbeitern des Kleinstbergbaus mit einfachsten Mitteln abgebaut, gewaschen, sortiert und über Zwischenhändler an den Weltmarkt verkauft.
Rechnet man diese Arbeitsleistung in Produkte um, so stecken in jedem Notebook etwa zehn Arbeitsminuten von Bergarbeitern im Südostkongo. Bei modernen Hybridautos sind es mehr als sechs Stunden.
Doch der Kleinstbergbau ist gleichzeitig eine wichtige wirtschaftliche Stütze
Er schafft deutlich mehr Arbeitsplätze als mechanisierte Abbaumethoden und ernährt zahlreiche Familien. „Die Regierung im Kongo hat dieses Potenzial bereits erkannt und erste Reformen angestoßen“, berichtet Manhart.
„Doch trotz erster Unterstützungsangebote für die Arbeiter, beispielsweise mit der Einrichtung einer eigenen Stelle zur Förderung des Kleinbergbaus, ist der Weg zu einem nachhaltigen Kobaltabbau im Kongo noch weit.“
Das Öko-Institut empfiehlt eine sukzessive Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor Ort
So sollten unter anderem die Bildung von Kooperativen von Bergarbeitern unterstützt werden. Dabei geht es einerseits um einfache technische Unterstützung zur Verbesserung der Arbeitssicherheit, als auch um allgemeine Aspekte der Rohstoffhandels.
Das bedeutet, dass die Arbeiter einen besseren Zugang zu den jeweils aktuellen Marktinformationen wie Preise der Erze erhalten. Denn heute sind sie häufig in den Preisverhandlungen systematisch benachteiligt, da sie oft den wahren Wert der von ihnen geförderten Erze nicht kennen.
Für solche Maßnahmen sind auch die europäischen Abnehmer von Kobalt oder kobalthaltigen Produkten gefragt
Denn einerseits müssen sich Unternehmen immer mehr an den Nachhaltigkeitsauswirkungen ihrer Produkte messen lassen – selbst wenn diese in weit entfernten Regionen stattfinden.
Andererseits geht es auch um die Versorgungssicherheit mit so genannten „kritischen Rohstoffen“. Letztendlich werden die Konditionen des Handels – einschließlich der Arbeitsbedingungen und Umweltauswirkungen – darüber entscheiden, wer im Wettbewerb um die Rohstoffe den Zuschlag erhält.
Ein Boykott hingegen wäre trotz der schlechten Arbeitsbedingungen der falsche Weg
„Ein solch genereller Boykott wäre einerseits logistisch sehr aufwändig, da viele Glieder der Verarbeitungs- und Handelskette zertifiziert und regelmäßig überprüft werden müssten“, erklärt Manhart.
„Letztendlich würde ein Handelsverbot nur dazu führen, dass sich Großabnehmer von den schlechten Bedingungen distanzieren könnten. Den Bergleuten vor Ort hingegen würde ein wichtiger Absatzmarkt wegfallen, sodass sie entweder noch abhängiger von anderen Teilmärkten wären, oder ihr Einkommen ganz verlieren würden.“
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