ESEF: Praktische Implikationen – die Zeit läuft


ESEF: Praktische Implikationen – die Zeit läuft

Unabhängig von der Verpflichtung zur Etikettierung mit XBRL-Tags ist es für jedes kapitalmarktorientierte oder ggf. indirekt betroffene Unternehmen empfehlenswert, sich spätestens jetzt mit den Regelungen zur Unternehmenspublizität auseinanderzusetzen.

Die Verpflichtung, den Jahresfinanzbericht und zukünftig auch Nachhaltigkeitsinformationen im XHTML-Format zu veröffentlichen, kann als Chance genutzt werden, die eigene Kommunikationsstrategie mit den Abschlussadressaten zu überprüfen und ggf. anzupassen. So kann das ESEF bisherige Publikationsformen ergänzen oder auch ersetzten.

Überprüfung und Anpassung der Kommunikation mit externen Adressaten

Werden weitere Berichtsformate beibehalten, ist Kongruenz zwischen den Formaten sicherzustellen. Auch weiche Faktoren können hierbei eine Rolle spielen. Eine progressive Veröffentlichungspolitik durch umfangreiche XBRL-Etikettierung kann z. B. eine innovative Geschäftsführung und ein offenes und ehrliches Kommunikationsverhalten vermitteln.

Kosten und notwendige Kompetenzen für Umstellung sind nicht zu unterschätzen

Die Erstellung des XHTML-Berichts sowie die XBRL-Etikettierung können jedoch für Unternehmen mit erheblichen Kosten verbunden sein. Es ist unwahrscheinlich, dass eine vollautomatische Etikettierung erfolgen kann, ohne das gesamte Buchhaltungssystem zu überarbeiten. Gleichzeitig kann XBRL bereits auf Ebene von Buchungssätzen implementiert werden, was langfristig Zeit und Kosten sparen kann. Die so gewonnenen Informationen können bspw. im Rahmen sog. Business Intelligence auch für interne Steuer- und Kontrollzwecke nutzbar gemacht werden. Gerade im Hinblick auf die fortlaufende Aktualisierung der ESEF-Taxonomie und die schrittweise Ausweitung der Anwendungsbereiche durch die EU erscheint eine skalierbare IT-Infrastruktur und der Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unternehmen unumgänglich.

Fortlaufende Anpassung der ESEF-Taxonomie als Chance

Die ESEF-Taxonomie basiert auf der IFRS-Taxonomie der IFRS-Foundation, wobei auf den von der Europäischen Kommission freigegebenen Rechtstand abgestellt wird. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zeigt, dass mit jährlichen Änderungen und Erweiterungen der ESEF-Taxonomie zu rechnen ist. Unternehmen sind entsprechend gut beraten, Prozesse zu implementieren, die sicherstellen, dass die angewendete Taxonomie und auch technische Standards stets auf dem aktuellen Stand sind und Neuerungen auf allen Ebenen in das Buchhaltungssystem implementiert werden. Bei Verknüpfung mit anderen Systemen, wie der E-Bilanz, ist zusätzlich auf Interdependenzen zu achten. In diesem Zusammenhang ist mit erhöhten laufenden Kosten zu rechnen.

Die IFRS-Foundation aktualisiert und erweitert ihre Taxonomie regelmäßig auf Basis der üblichen Industriestandards (common practice elements). Da diese i. d. R. ebenfalls in die ESEF-Taxonomie integriert werden, bietet es sich ggf. an, diesen Prozess aktiv zu begleiten, um später weniger eigene Taxonomie-Erweiterungen vornehmen zu müssen.

Entwicklung der Taxonomie für Nachhaltigkeitsinformationen aktiv begleiten

Bislang gibt es noch keine finale Taxonomie für die Nachhaltigkeitsinformationen, die nach der CSR-Richtlinie ab 2024 im ESEF veröffentlicht werden sollen. Die EU-Kommission plant die Veröffentlichung einer solchen XBRL-Taxonomie. Auf die Arbeit des International Sustainability Standards Board (ISSB) kann wie bei der IFRS-Taxonomie nicht zurückgegriffen werden, weil hier noch keine entsprechenden Arbeitsergebnisse vorliegen. Für die Berichtspflichten der Taxonomie-Verordnung liegt zumindest ein delegierter Rechtsakt vor, der die Angabepflichten konkretisiert. Das DRSC und Verbände bringen sich seit Jahren in das Verfahren ein. Entsprechend sollten Unternehmen über ihre Vertreter ebenfalls versuchen, die Entwicklung einer möglichst umfassenden und durchdachten Taxonomie voranzutreiben.

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Schlagworte zum Thema:  Jahresabschluss, Offenlegung, ESMA