Leere Metropol-Büros bieten viel Platz für Mietwohnungen
Wie aktualisierte Berechnungen von JLL zeigen, stehen in den sieben größten deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgartaktuell 5,64 Millionen Quadratmeter Büroraum leer. Hieraus könnten so viele Mietwohnungen entstehen, dass der aktuelle Wohnungsbedarf in den Metropolen zu rund einem Fünftel gedeckt wäre. Für 2025 geht JLL von noch mehr freien Büros aus – durch den Trend zum Homeoffice.
Demnach könnten im kommenden Jahr 7,87 Millionen Quadratmeter Büroflächen in den sieben Städten ungenutzt sein, so dass potenziell 20.000 Mietwohnungen möglich wären. Damit wäre der Bedarf an Wohnungen laut JLL zu 40 Prozent gedeckt. Die Studie geht von jährlich 58.800 zusätzlich benötigten Wohnungen aus. Dem steht ein erwartetes durchschnittliches Fertigstellungsniveau von rund 42.200 Wohnungen pro Jahr gegenüber.
In Berlin ist nach Zahlen von JLL die Lage derzeit besonders angespannt. Dort fehlen bis 2025 pro Jahr 6.500 Einheiten. In Frankfurt am Main müssten 3.500 Wohnungen extra gebaut werden, in München sind es 3.300. Als einzige der sieben Metropolen weist Düsseldorf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebots- und Nachfrageentwicklung auf. Durch das Umwandeln von Büros in Wohnungen ließe sich in manchen Städten ein besonders hoher Teil des Bedarfs stillen, etwa in Düsseldorf (57 Prozent), Stuttgart (51) und Frankfurt (34). Dort gebe es viele zum Umbau geeignete Büroflächen, so JLL – anders als etwa in Berlin.
Konversion von Büro zu Wohnen: Hoher Anteil in Frankfurt
Bisher spielen Umnutzungen von Büros zu Wohnungen mit Ausnahme einzelner Projekte laut JLL noch kaum eine Rolle. Nur in Frankfurt haben Flächenkonversionen traditionell eine größere Bedeutung: Hier hat sich die Zahl der Umwandlungen in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt. In der Mainmetropole seien in den nächsten vier Jahren zudem 1.200 Wohneinheiten aus Büroumwandlungen geplant, sagt Helge Scheunemann, Research-Experte bei JLL Deutschland. In Frankfurt gebe es viele Flächen in alten Bürotürmen, die sich zur Umwandlung in Wohnungen eigneten, da ihre quadratischen Grundrisse einen natürlichen Lichteinfall bieten. Doch auch anderswo gebe es ungenutztes Potenzial, so Scheunemann: "Das Thema hat an Fahrt aufgenommen."
Auch die Bundesregierung sieht die Möglichkeiten. Über das Programm "Gewerbe zu Wohnen" sollen Kauf und Umbau von Gewerbegebäuden zu Wohnungen mit 120 Millionen Euro bezuschusst werden. Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, mahnt ebenfalls angesichts der Krise im Wohnbau, alle Potenziale auszuschöpfen - seien es Aufstockungen, Nachverdichtungen oder eben der Umbau von Büros, alten Fabriken oder Handelsimmobilien. Manchen Eigentümern fehle jedoch der Anreiz zum Umbau, so Gebhard: „Büromieten sind im Schnitt deutlich höher als Wohnungsmieten, zumindest in guten Lagen.“ Und einige Firmen gäben ihre Büros nicht auf, weil sie die Belegschaft wieder mehr vor Ort sehen wollten, gibt sie zu bedenken.
Büroimmobilien umnutzen: niedrige Kosten, hohe Miete
Bei einer Umnutzung von Bürogebäuden zu Wohnungen müssen neben einigen technischen Kriterien wie Deckenhöhen und Versorgungseinrichtungen insbesondere die Lage der Immobilie beachtet werden. Auch darauf weist JLL hin. Wichtig für die Wohnqualität sind zum Beispiel die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, an Schulen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten und die Nähe zu Grün- und Erholungsflächen.
"Je besser die Lage und die Qualität des Gebäudes, desto höhere Mieteinnahmen können in der Wirtschaftlichkeitsberechnung angesetzt werden und am Ende den Ausschlag geben, ob sich eine Konversion überhaupt lohnen würde", sagt Scheunemann.
Neben den potenziellen Mieteinnahmen spielen die mit der Umnutzung verbundenen Kosten eine wesentliche Rolle bei der Entscheidungsfindung pro oder contra Konversion. JLL-Berechnungen gehen davon aus, dass die durchschnittlichen Umbaukosten für die Umnutzung von Büroflächen zu Wohnraum in den sieben Metropolen zwischen 1.700 und 2.200 Euro pro Quadratmeter betragen – das sind im Schnitt knapp 50 Prozent weniger Kosten als für einen Neubau.
Kosten-Nutzen-Analyse und CO2-Ausstoß
"In einigen Fällen können die Kosten auch höher sein als bei einem Neubau. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Gebäude vor der Umwandlung vollständig abgerissen werden muss und selbst die Gebäudehülle für die Umwidmung nicht nutzbar ist. Daher ist es wichtig, im Vorfeld eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Umnutzung bestehender Bestandteile wirtschaftlich sinnvoll ist", so Scheunemann weiter.
Es sollten jedoch nicht nur die rein ökonomischen Kosten betrachtet werden, sondern auch die umweltrelevanten Kostenfaktoren, vor allem der CO2-Ausstoß, rät der JLL-Experte. So liegen die CO2-Emissionen bei Sanierungen deutlich unter den Kennwerten für Neubauten. Ein Aspekt, der bei genehmigungsrechtlichen Fragen vorteilhaft sein kann. Schließlich würden emissionsärmere Bestandssanierungen Kommunen dabei helfen, die Klimaziele zu erreichen.
Zudem stellen laut Scheunemann veraltete und leerstehende Gebäude negative Standortfaktoren dar, schrecken Investoren ab und mindern die touristische Attraktivität. Aus Sicht der Kommunen hielte es daher für sinnvoll, großflächige Konversionsprojekte in die städtebauliche Planung zu integrieren und zu fördern.
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